Album Review: HEARTS ON FIRE – Signs & Wonders

Label
Pride & Joy
Erscheinungsdatum
25.07.2025
Tracklist
1. Singns In The Sky
2. Collective Mind
3. Lights & Shadows
4. Stay In This Moment
5. Blood Moon
6. Eleventh Hour
7. Battlefield
8. Restless Heart
9. Rearview Mirror
10. World Torn In Two
11. Road To Eternity
Line-Up
Mark Boals – Lead and Backing Vocals
Jean Funes – Guitars
Joel Mejia – Drums
Eric Ragno – Keyboards
Guest: Dennis Ward - Bass
Unsere Wertung
78
78

Als noch relativ unbekannte Band den prekären Sängerposten mit einer zweifellos fähigen, aber vornehmlich als vielbeschäftigter Auftragsmusiker tätigen Berühmtheit mit markanter Stimmfarbe zu besetzen, birgt durchaus gewisse Risiken: das eigene Schaffen könnte in den Hintergrund geraten, falls hauptsächlich der V.I.P.–Fame des Bandneulings für Gesprächsstoff sorgt. Wenn die dadurch erzeugte Aufmerksamkeit haltbarer sein soll als nur ein paar Tage um das Erscheinungsdatum des neuen Produktes herum, braucht es schon eine gute handvoll sehr guter Songs mit einigen Alleinstellungsmerkmalen, um sich von dem bisherigen Schaffen ihres berühmten Sängers wenigstens ein bisschen abzugrenzen und aus der Masse herauszustechen.

In diesem Fall handelt es sich um die Band HEARTS ON FIRE mit dem Gitarristen Jean Funes (auch: SOUND OF ETERNITY), Drummer Joel Mejia (CODIGO ETERNO) und Keyboarder Eric Ragno (THE BABYS, KHYMERA). Beim im Jahr 2018 erschienenen Debutalbum Call Of Destiny schwang noch ein gewisser Richard Andermyr (RIAN) das Mikro. Dieser wurde für das neue Album Signs & Wonders durch keinen geringeren als Mark Boals (SAVOY BROWN, TED NUGENT, YNGWIE MALMSTEEN, FOUNDRY, SHINING BLACK, BILLIONAIRES BOYS CLUB, THREAD, LANA LANE, RING OF FIRE, EMPIRE, GENIUS, LARS ERIC MATTSSON, INDIGO DYING, THE CODEX, ROYAL HUNT, ULI JON ROTH, VINDICTIV, IRON MASK, HOLY FORCE, KUNI, LYRAKA, MAGNUS KARLSSON´S FREE FALL, RAVEN BLACK PROJEKT, THUNDER RISING, DRAMATICA, VIVALDI METAL PROJEKT, ARK STORM und ATLANTIS DRIVE, um nur einige zu nennen *schwitz*) abgelöst.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass für den Bass sowie fürs Mixen und Mastern – wie schon beim Debütalbum – Tausendsassa Dennis Ward (PINK CREAM 69, D.C. COOPER, PLACE VENDOME, KHYMERA, SUNSTORM, ANGRA, MAGNUM, UNISONIC… aaaahrg…) verantwortlich ist. Als offizielles Bandmitglied ist er allerdings nicht aufgeführt, obwohl er doppelt so häufig an HEARTS ON FIRE´s bisherigem Schaffen beteiligt war wie Herr Boals. Naja, vielleicht darf er aufgrund vertraglicher Verpflichtungen nicht. Oder er will nicht. Oder beides. Mir fallen spontan zwei Sachen auf: zum einen, wie wohltuend kurze Sätze sein können, und zum anderen, dass ich meine im ersten Absatz erwähnte Risiko-Theorie (siehe oben… OBEN!) bisher komplett selbst bestätigt habe. *Ironiemodus on* Ich bin ein Fuchs! *Ironiemodus off*

Nachdem jetzt alle wieder heruntergescrollt haben, soll es aber endlich zur eigentlichen Sache gehen: um die Songs auf dem Album Signs & Wonders. Darauf tummeln sich nämlich einige, die uns Anhängern von Sträußen bunter Melodien einen durchaus geschmeidigen Einlauf verpassen können. Meinereiner wird auch gleich mit dem Opener `Signs In The Sky´ komplett abgeholt – ein ordentliches Brett mit tollem Refrain, das sich auch auf den letzten AVANTASIA–Alben gut gemacht hätte. Keyboarder Eric Ragno beherrscht Flächensound und Licks gleichermaßen und bekommt gleich zu Beginn den Raum für ein amtliches Solo. `Collective Mind´ hat in etwa die gleiche Wucht, ist aber überwiegend in Moll gehalten und daher etwas düsterer. `Lights & Shadows´ hat etwas ruhigere Strophen und entpuppt sich als schöne AOR–Nummer, ohne jedoch die Klassiker–Alarmglocke zu läuten.

`Stay This Moment´ ist ein softer Herzwärmer, der jedem Fan balladeskerer Klänge gefallen sollte. Der Song hat tolle Melodien, wäre aber mit etwas weniger Bombast im Refrain noch besser dran gewesen. Trotzdem eine wirklich schöne Nummer. `Blood Moon´ ist als eigenständiger Song aufgeführt, entpuppt sich jedoch als knapp einminütiges atmosphärisches Intro für `Eleventh Hour´, das mit einem schönen Gitarrenriff beginnt und das Tempo in beinahe Heavy Rock–artiger Manier wieder ordentlich anzieht. Erinnert leicht an DOKKEN. `World Torn In Two´ nimmt einen halben Gang raus und gefällt wieder mit einem schönen Refrain, der haften bleibt. Mein persönlicher Album–Favorit folgt im Anschluss: `Rearview Mirror´ ist wirklich hohe AOR–Kunst und wird sich mit Sicherheit in meiner Jahresbestenliste wiederfinden – Klasse!

`Restless Heart´ ist ein toller Stampfer, der jedoch für meinen Geschmack wieder mit zu viel Bombast zugekleistert wird. `Battlefield´ nimmt sich diesbezüglich etwas zurück und fügt sich ansonsten nahtlos in den Songreigen ein. `Road To Eternity´ überschreitet als Album-Schlusspunkt erstmals die 5 Minuten. Die zusätzliche Zeit hätte es meinetwegen nicht gebraucht, denn erstmals lässt mich der Refrain relativ kalt. Allerdings hat die Passage um das Gitarrensolo herum sehr schöne Momente, und auch das Ende lässt Song und Album mit einem schönen Klavier ruhig und sachte ausklingen.

Fazit: HEARTS ON FIRE haben mit Signs & Wonders ein schönes und abwechslungsreiches Album am Start, das kaum Füller enthält und auf dem Mark Boals etwas entspannter und weniger gepresst trällert als zuletzt bei ATLANTIS DRIVE, was mir persönlich noch besser gefällt. Dass ein paarmal mit Bombast übertrieben wurde und einige Gitarrensoli hörbar am Limit der technischen Fähigkeiten ihres Urhebers kratzen, fällt kaum ins Gewicht. Der aus Honduras stammende Gitarrist Jean Funes ist nämlich auch fürs passable Songwriting und für die Produktion verantwortlich und somit die treibende Kraft hinter HEARTS ON FIRE. Für so viel spürbares Herzblut verdient er zum einen vollen Respekt und zum anderen eine gute Bewertung von 78 % für dieses Album. Genre-Kenner sollten somit ein bisschen Lebenszeit investieren und sich intensiver mit Signs & Wonders beschäftigen – es lohnt sich!