Album Review: PERFECT PLAN – Heart Of A Lion

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
28.02.2025
Tracklist
1. Heart Of A Lion
2. We Are Heroes
3. All Night
4. Turn Up Your Radio
5. My Unsung Hero
6. Ready To Break
7. Too Tough
8. Lady Mysterious
9. One Touch
10. Danger On The Loose
11. At Your Stone
Line-Up
Kent Hilli-Lead Vocals
Rolf Nordström-Guitar
Leif Ehlin-Keyboards
Mats Byström-Bass
Frederik Forsberg - Drums
Website
https://www.facebook.com/perfectplansweden/
Unsere Wertung
94
94

Nach einer ewig währenden und lange ergebnislos gebliebenen redaktionsinternen Prügelei um die Rezension des neuen und inzwischen schon vierten PERFECT PLAN-Albums Heart Of A Lion kommen wir mit halbjähriger Verspätung endlich zu einem DER Highlights und potentiellen Medaillenkandidaten des laufenden Jahres im AOR-Genre. Wer damals die vorab veröffentlichten Songs `We Are Heroes´ und Titelsong `Heart Of A Lion´ gehört und nicht gerade einen Liter (oder Kilo, je nach Konsistenz… *würg*) Ohrenschmalz in den Gehörgängen hat, wird bereits geahnt haben, dass PERFECT PLAN da wohl etwas ganz Großartiges auf den Weg bringen werden. Ein solch einfacher, aber hochgradig effektiver Ohrwurm-Refrain wie bei `We Are Heroes´ gelingt nur ganz selten einmal, und die Band hat damit einen Genreklassiker geschaffen, der in den Mittachtzigern auch durch sein cleveres Arrangement ein totsicherer Hit geworden wäre.

Der vorherige Opener und Titelsong fällt ebenso kaum ab wie auch das auf Airplay schielende und erneut gnadenlos eingängige `Turn Up Your Radio´. Lediglich das sich dazwischen mogelnde `All Night´ lässt mich in meiner Begeisterung trotz vorhandener Klasse etwas verschnaufen, weil mich fröhliche, in Dur gehaltene Songs im Hochsommer doch deutlich spontaner anfixen an, als überwiegend in Moll-Akkorde gekleidete Schwermütigkeit.

Mit `My Unsung Hero´ folgt dann ein erneutes Heldenepos, was aber durchaus dem Zeitgeist entspricht – schließlich sind diese Superhelden derzeit auch im Kino reichlich inflationär vertreten. Vielleicht hat sich diesmal aber irgendein Bat-, Super- oder Iron Man (jaja, vielleicht auch Cat- oder Wonder Woman-schönen Gruß von der AOR Bible – Gleichstellungsbeauftragten) im Umhang verheddert, denn diese vertonte Heldenverehrung kommt diesmal eher getragen-balladesk daher. Frontman Kent Hilli kann hier zeigen, dass er auch Schmachtfetzen und den gelegentlichen Einsatz der Kopfstimme bestens beherrscht. Großes Helden-Kino!

Mit `Ready To Break´ wird dann wieder etwas Fahrt aufgenommen, auch wenn PERFECT PLAN die gemäßigten AOR-Pfade erneut nicht verlassen. Bereits jetzt wird deutlich, dass die fünf Schweden auf ihrem neuen Album einen deutlich gemäßigteren Kurs einschlagen als noch auf Brace For Impact, auf dem damals deutlich erdiger und verstärkt in leicht bluesiger WHITESNAKE-Manier gerockt wurde. Ein wenig mehr in diese zur Band-DNA gehörende Richtung geht dann `Too Tough´, bevor mit dem galoppierenden Shuffle `Lady Mysterious´ der erste Song folgt, der wie ein Überbleibsel aus den Sessions für das Vorgängeralbum klingt. Das anschließende `One Touch´ ist für mich ein weiteres Album-Highlight, das wieder deutlich eher an selige SURVIVOR erinnert und mit interessanten Keyboards bestückt ist.

`Danger On The Loose´ enthält eine fette Hammondorgel und viel souliges Coverdale-Timbre von Kent Hilli, ohne jedoch den seine besten Tage längst hinter sich habenden Briten zu kopieren-dafür sind die Stimmfarben zu unterschiedlich. In die gleiche Kerbe haut zum Abschluss `At Your Stone´, welches mich jedoch nicht gleichermaßen abholt und neben `All Night´ der einzige Füller eines ansonsten mit vielen Hits gespickten Albums ist, das zudem fett, aber dennoch glasklar und nie überladen produziert ist und auf dem auch die Instrumentalfraktion ganze Arbeit leistet. Die Fülle an locker und souverän aus der Hüfte geschossenen Songs samt deren grandiosen Melodien lässt mich zu dem Schluss kommen, dass PERFECT PLAN in den Jahrespolls nicht nur irgendwo auf dem Treppchen, sondern dort sogar ganz oben stehen werden, denn diese Qualität und Hitdichte dürfte schwer zu toppen sein.

Einziger Anlass für Kritik besteht von meiner Seite allenfalls für das Artwork, denn dieses geile Album hätte weiß Gott ein besseres Cover verdient. Es zeigt einen dem Gesichtsausdruck nach nicht unerhebliche Schmerzen verspürenden Typ, der sich mit der Lederjacke versehentlich auch gleich den ganzen Brustkorb aufreißt, in dessen Mitte (auch Anatomie gehört offensichtlich nicht zur Stärke des, äh, Künstlers…) ein brennendes Herz zum Vorschein kommt, durch das sich von innen ein nur mit Lupe zu erkennender Miniaturlöwe kaut. Da hat wohl ein gerade erst angelernter Grafikpraktikant den Auftrag bekommen, den Albumtitel irgendwie zu visualisieren und sein Ergebnis erst kurz vor der Druck-Deadline abgeliefert, weshalb nichts mehr zu retten war. Sachen gibt’s…

Fazit: wer PERFECT PLAN´s neues, AOR-lastigstes und für meinen Geschmack bisher bestes Album Heart Of A Lion bisher überhört hat, sollte sich in Sachen Nachholen ein Beispiel an der AOR-Bible nehmen, denn ihr könntet euch ansonsten womöglich einen künftigen Genre-Klassiker durch die (Lausch-) Lappen gehen lassen, das sich hinter den vielen Großtaten aus den Achtzigern nicht zu verstecken braucht. An uns läge es nicht, denn eine Bewertung von 94% bedeutet nichts anderes als ein mit Androhung übelster Konsequenzen versehener Befehl zum Reinhören. SOFORT!!! 😉