DEGREED – Are You Ready

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
11.02.2022
Tracklist
1. Into The Fire
2. Higher
3. Feed The Lie
4. Radio
5. Are You Ready
6. Burning
7. Falling Down
8. Lost In Paradise
9. Turn Back
10. We Will Win
11. Desire
Line-Up
Robin Eriksson
Mats Eriksson
Mikael Blanc
Daniel Johansson
Unsere Wertung
92
92

DEGREED haben es sich in der Vergangenheit nicht leicht gemacht. Seit 2007 veröffentlichen die Schweden außergewöhnlich starke Alben, aber der Erfolg blieb bislang überschaubar. Mit ihrem Mix aus AOR, modernem Rock und gelegentlichen Metal- und Prog-Farbtupfern forderten sie den Hörer mehr, als es in unserem geliebten Genre üblich ist. Die Klasse der Alben erschloss sich erst, wenn man sich intensiv mit dem Material beschäftigte, hallte dann aber umso mehr nach.

Aus diesem Grund war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Sänger Robert Eriksson (alias ROBIN RED) mit seinem ersten Alleingang im letzten Jahr etwas andere, leichter verdauliche Töne anschlug und damit nicht nur eines der abwechslungsreichsten Alben im vergangenen Jahr, sondern auch noch eines der Highlights im Melodicrock-Sektor veröffentlichte.

Was erwartet uns nun mit dem neuen Album seiner Stammband? Geht man den steinigen Weg der Vorgänger weiter oder lässt man die melodischere Ausrichtung von ROBIN RED in die Musik von DEGREED einfließen?

‚Into The Fire‘, die bereits veröffentlichte erste Single und gleichzeitig der Opener auf Are You Ready gibt dann gleich die entsprechende Antwort: Aggressive Gitarrenriffs und ein ultramelodischer Refrain lassen den Song dann tatsächlich wie einen Hybrid aus DEGREED und ROBIN RED erstrahlen – und das wird sich in den kommenden 40 Minuten auch nicht großartig ändern. Die Songs sind griffig und modern, gehen aber sofort ins Ohr – und das ist der größte Unterschied im Vergleich zu den Vorgängerwerken. So wäre das nachfolgende ‚Higher‘ aufgrund seiner eingängigen Melodieführung auch auf dem hervorragenden Debüt von CROWNE ein Highlight gewesen. ‚Feed The Lie‘ glänzt mit einem harten Gitarrenriff, dezenten, aber sehr effektiven Keyboardeinsätzen und ist mit seinen großartigen Hooklines ein weiteres Highlight. Mit ‚Radio‘ packt man dann den ganz großen Kracher aus, balladesk in den Strophen wird der Song zum Mitgröhl-Stampfer, wenn Robert Eriksson im Refrain alles gibt.

Latente Funkeinflüsse, gewürzt mit einem abwechslungsreichen Gitarren-/Keyboardsolo im TALISMAN-ähnlichen ‚Are You Ready‘ oder der extrem eingängige locker-flockige Refrain in ‚Burning‘ machen aus den eh schon grandiosen Songs kleine Klassiker der Genres, denen man sich kaum entziehen kann – besser geht moderner Melodicrock nicht! Haben DEGREED zur Halbzeit damit Ihr Pulver verschossen? Mitnichten! ‚Lost In Paradise‘ und ‚Turn Back‘ sind weitere Kracher, die zum einen von ihren extrem eingängigen Keyboardmelodien leben, aber auch vor härteren Gitarrenriffs (‚Lost In Paradise‘) und Pop-Einflüssen (‚Turn Back‘) keinen Halt machen. Ähnlich melodisch beginnt ‚We Will Win‘, um im Refrain dann in unwiderstehliche H.E.A.T.-Dimensionen aufzusteigen.

Mit diesem Hitfeuerwerk haben sich DEGREED selbst übertroffen. Die Scheibe klingt frisch und modern, ohne die traditionellen Trademarks des melodischen Hardrocks (man höre zum Beispiel die diversen „Ohh-Ohh-Hey-Yeah“-Chöre) zu ignorieren. Eingefleischte Fans der Alben bis Lost Generation mögen aufgrund der melodischeren und poppigeren Ausrichtung erstmal überrascht sein, aber das tut der Qualität dieses Albums keinen Abbruch. Are You Ready hat die Messlatte für dieses Jahr damit früh in schwindelerregende Höhe gelegt und ich wage zu behaupten, dass sich viele – wenn nicht alle – nachfolgenden Outputs daran die Zähne ausbeißen werden. Ich habe in den letzten Jahren keine bessere Scheibe gehört und hoffe, dass DEGREED bald die Möglichkeit haben das Ganze live vorzustellen.

  1. Tatsächlich eine großartige Scheibe.
    Hat mich persönlich sehr überrascht, da ich die Truppe
    bislang nur vom Namen kannte und nie und nimmer mit solch
    einer Stilistik gerechnet hätte.
    Wenn es die Sparte geben würde, ein Paradebeispiel für
    nahezu perfekten “Modern AOR”.

  2. 92

    Ich mag die Band ja schon seit Jahren, aber mit dem Album haben sie für mich ihr bisheriges Karriere-Highlight abgeliefert. Und den Ausdruck “Modern-AOR” finde ich absolut passend, denn hier wird definitiv nicht auf Teufel komm raus den großen Vorbildern aus den 80ern wie Foreigner, Journey oder Survivor nachgeeifert, sondern dem AOR-Genre etwas Eigenständiges hinzugefügt.