LIONVILLE zwingen mich bei der – in diesem Fall, soviel schon einmal vorweg – undankbaren Aufgabe des Reviews für ihren neusten und mittlerweile bereits sechsten Output Supernatural mal wieder zu der Überlegung, wo die Grenzen zwischen Objektivität und Subjektivität liegen. Mich konnten die Italiener und der Schwede bisher nämlich nicht vom Hocker hauen – zu brav, zu bieder und zu gewöhnlich klangen die bisherigen Werke für meine Ohren.
Dies ist jedoch ganz klar meinen Hörgewohnheiten geschuldet und somit äußerst subjektiv: ich weiß um den hohen Kurs, bei denen LIONVILLE bei vielen AOR-Fans – übrigens auch bei manchen meiner werten Redaktionskollegen – stehen, aber ich bevorzuge halt Bands mit speziellen Trademarks, die sie ganz klar aus der Masse hervorheben und die ich bei LIONVILLE bisher vermisst habe. Eine solche Eigenständigkeit verleihen meiner Meinung nach z.B. raffiniertes Songwriting, Alben mit Abwechslungsreichtum und Mut zum gelegentlichen Verlassen der Komfortzone oder auch ein prägender Sänger mit individueller Stimmfarbe. Sind diese Attribute nur spärlich vorhanden, langweile ich mich.
Zumindest in Sachen Gesang haben LIONVILLE eine Änderung eingeläutet, denn auf Supernatural zwitschert inzwischen Alexander Strandell, der über ein durchaus eigenständiges Gesangsorgan verfügt. Mir persönlich haben sie allerdings damit keinen Gefallen getan, denn während sein Vorgänger Lars Saefsund die Songs noch mit viel Gefühl bereichert hat, sorgt Strandell nun dafür, dass ich mir LIONVILLE leider nicht einmal mehr als solide Hintergrundbeschallung antun kann und ich meinen Kadaver reflexartig Richtung Skiptaste wuchten würde, wenn ich kein Review schreiben müsste. Ich mag seine Stimmfarbe einfach nicht, aber auch das ist Geschmacksache und somit eine äußerst subjektive Meinung – ich weiß ja, dass auch Strandell seine Fans hat, und immerhin haben einige schwedische Szenegrößen wie ART NATION, CROWNE und NITRATE bereits auf seine Dienste zurückgegriffen. Letzteres ist meiner bescheidenen Meinung nach jedoch eher ein Makel, denn eine Überpräsenz führt gerade bei einem Barden mit markanter Stimmfarbe häufig zu einer Übersättigung und erschwert immens die Terminkoordination für Liveaktivitäten.
Das Hervorheben einzelner Songtitel kann ich mir getrost ersparen, denn selbst nach dreimaligen Review – Pflichthören haben es LIONVILLE trotz solider AOR – Kost, handwerklichem Können und guter Produktion leider nicht geschafft, mir auch nur eine einzige Nummer etwas nachhaltiger in den Gehörgang zu meißeln. Somit kann ich für Supernatural auch nicht mehr als äußerst durchschnittliche 55 Bibeln springen lassen, empfehle jedoch jedem, sich besser selbst ein akustisches Bild zu machen. Denn wie gesagt: es ist nur meine bescheidene Meinung, und ich würde mir niemals anmaßen, diese für den letzten Schluss der Weisheit zu halten. Wer bisher mit den vorherigen Alben von LIONVILLE und auch mit der Stimme von Alexander Strandell warm werden konnte, sollte auf Supernatural durchaus die ein oder andere Bereicherung finden können. Meine Suche blieb leider erfolglos – sorry!