Wales gilt nicht gerade als Mekka für melodische Rockmusik, umso schöner, wenn eine Veröffentlichung aus eher exotischen Herkunftsländern so dermaßen überraschen kann, wie das jüngst erschienene Debütalbum der Mannen um Sänger Adam Payne (bisher u.a. bei AIRRACE in Erscheinung getreten) und Schlagzeuger Mark Powell.
Tatkräftig unterstützt von Aydan Watkins (Gitarre), Alex Anderson (Bass) sowie in Sachen Produktion und Songwriting von Pete Newdeck (VEGA, MIDNITE CITY, NITRATE und viele mehr), brennen die Herrschaften auf vorliegendem Longplayer ein sehr frisch klingendes Klangfeuerwerk ab, welches sich stilistisch nicht ausschließlich auf AOR-Kracher beschränkt, sondern sich auch gerne mal bei anderen Genres bedient.
Standesgemäß beginnt die Scheibe jedoch mit einer typischen Midtempo Hymne Namens ‘Better Days’, welches alles zu bieten hat, was der Melodic-Fan erwartet. Eine tolle, meist in den mittleren bis höheren Tonlagen, agierende Stimme, ein großartiger Refrain und ein kurzer, aber dafür umso nachdrücklicher wirkender, Gitarrenpart – fertig ist der Ohrwurm für die nächsten Wochen.
In ähnlichen Fahrwassern ist das nachfolgende ‘No Escape’ unterwegs, bevor mit ‘Voices’ der Härtegrad etwas angezogen wird und hier und da leicht metallische Einflüsse zu vernehmen sind. Eine gelungene Abwechslung, bevor man mit ‘The Storm’ wieder in gewohnten Fahrwassern unterwegs ist. Die erste faustdicke Überraschung, zudem auch einer der Höhepunkte des Albums, stellt ‘Questions’ dar. Wüsste man es nicht besser, so könnte man meinen, es mit einer waschechten Southern Rockband zu tun zu haben, die zu viel TESLA gehört hat. Der langsam und gediegen ausgerichtete Song kommt mit einer unglaublichen Coolness daher, wohlgemerkt ohne die Melodicrockansätze vollständig zu verleugnen – ganz großes Kino.
Natürlich gehören auch die großen Balladen zum Repertoire der Waliser, mit ‘All For Love’ und vor allen Dingen dem überaus ergreifenden, an REMEDY zu Debützeiten erinnernden, ‘Distance Between Us’ sind ihnen da zwei wirklich überlebensgroße Songs gelungen. Gerade in dem Bereich hat man ja schon so einiges über sich ergehen lassen müssen (da würden mich ja jetzt Beispiele interessieren 😊 – Rainer), aber hier bekommt man das komplette Gefühlsspektrum ohne jeglichen Schmalzfaktor serviert.
Und wenn man dann noch mit dem AOR-Knaller ‘Taking Back Yesterday’ mal eben einen DER Songs des Jahres 2024 raushaut, ja dann kann man von einem überaus gelungenen Album sprechen.
Tut Euch unbedingt einen Gefallen und testet die Jungs mal an.