RESTLESS SPIRITS – Second To None

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
12.08.2022
Tracklist
1. Need A Lil' White Lie ft. Kent Hilli
2. Hey You ft. Chez Kane
3. Dreams Of The Wild ft. Chez Kane
4. Until The End Of Time ft. Chez Kane
5. A Dream To Be Lost In Time ft. Renan Zonta
6. And Yet It Breaks ft. Renan Zonta
7. Too Many ft. Johnny Gioeli
8. Nothin' Dirty Here ft. Johnny Gioeli
9. Always A Pretender ft. Johnny Gioeli
10. No Time Wasters ft. Renan Zonta
11. Dirty Money ft. Kent Hilli
Line-Up
Johnny Gioeli - Vocals on Track 7, 8, 9
Kent Hilli - Vocals on Track 1, 11
Chez Kane - Vocals on Track 2, 3, 4
Renan Zonta - Vocals on Track 5, 6, 10
Tony Hernando - Guitars, Bass, Keyboards, Background Vocals
Victor Diez - Piano, Keyboards
Matt De Vallejo - Drums
Unsere Wertung
86
86

LORDS OF THE BLACK-Gitarrist Tony Hernando überraschte uns bereits 2019 mit einem völlig aus dem Nichts kommenden und unerwartet starken Debüt seines Projekts RESTLESS SPIRITS aufs äußerst positive. Nicht nur die Vocalbeiträge von Szenegrößen wie Johnny Gioeli (AXEL RUDI PELL, HARDLINE, usw.), Deen Castronovo (JOURNEY, REVOLUTION SAINTS) oder Kent Hilli (PERFECT PLAN, GIANT) konnten restlos überzeugen, vor allen Dingen das überaus starke Songwriting – musikalisch irgendwo in der Schnittmenge von melodischem Hardrock und reinrassigem AOR angesiedelt – verlieh der Scheibe genau den Wiedererkennungswert, den so einige Bands/Projekte in unserem Genre so schmerzlich vermissen lassen.

Da ich von einem einmaligen Projekt ausging, liegt für mich überraschend mit Second To None nun das Zweitwerk des umtriebigen Multiinstrumentalisten vor. Neben der Gitarre übernimmt jetzt Hernando gleich noch Bass und Keyboards. Bis auf Castronovo sind nicht nur die bereits oben genannten, gesanglichen Hauptprotagonisten des Erstlings hier erneut vertreten, auch die musikalische Ausrichtung hat sich gottlob keinen Deut verschoben. Immer noch haben wir es hier mit perfekt arrangierten, nie zu aufdringlichen Ohrwürmern zu tun, die stets von einer herausragenden, dem Song dienlichen Gitarrenarbeit begleitet wird. Wem das Hauptbetätigungsfeld Hernandos bekannt ist, wahrlich keine Selbstverständlichkeit.

Und spätestens, wenn sich eine Chez Kane, derzeit wohl DER aufstrebende Stern am AOR Himmel, gleich bei drei Songs am Mikro die Ehre gibt, dürfte man sich der Aufmerksamkeit eines Großteils der Rockfans Gewiss sein. Dass diese durchaus berechtigt ist, hört man bereits beim kraftvollen Opener ‘Need A Lil` White Lie’. Die glasklare Stimme von Kent Hilli, ein toller Refrain gepaart mit einem technisch zwar anspruchsvollen, aber immer harmonisch daherkommenden Gitarrensolo – mehr braucht es nicht für einen Ohrwurm, der auch FOREIGNER zu ihren Hochzeiten durchaus zu Ehre gereicht hätte.

Die folgenden drei Songs, allesamt intoniert von eben jener Chez Kane, bewegen sich stilistisch in der Schnittmenge von reinem AOR (‘Hey You’ und ‘Until The End Of Time’) sowie im Midtempo gehaltenen, soften Hardrock in Form von ‘Dreams Of The World’. Neben der wie immer astreinen Gesangsleistung, weiß vor allen Dingen letztgenannter Track durch eine ungewöhnliche Struktur und einen nach dem ersten Eindruck sehr gewöhnungsbedürftigen, weil seltsam akzentuierten Refrain zu überzeugen. Hat man sich erstmal an die unkonventionelle Herangehensweise gewöhnt, wird man jedoch mit einem Ohrwurm erster Güte belohnt.

Überhaupt ist die abwechslungsreiche Instrumentierung das ganz große Plus der Scheibe. ‘A Dream To Be Lost In Time’, diesmal gesanglich von Renan Zonta in Szene gesetzt, erinnert mit seiner Anfangs flott ausgerichteten Keyboardmelodie an eine rockige Swingnummer, während der Beginn des Mittelparts gar an die alten Proggötter von ATOMIC ROOSTER gemahnt, bevor Hernando mit einem sehr gefühlvollen Gitarrenpart dann doch wieder alles ins rechte Licht rückt.

Liest sich komisch? Absolut. Es passt aber alles wunderbar zusammen, ohne auch nur im Ansatz die melodischen Rockpfade zu verlassen. Für Puristen und eher konservativ ausgerichtete Hörer gibt es aber dennoch genug Futter. Sei es das beschwingte und wie eine Mischung aus straightem Power Pop und AOR daherkommende ‘And Yet It Brakes’ oder die grandiose und von Johnny Gioeli herausragend vorgetragene Ballade ‘Always A Pretender’, welche einen unweigerlich an HARDLINE zu Debützeiten erinnert.

Das wiederrum von Kent Hilli dargebotene ‘Dirty Money’ schließt die Scheibe genauso stark ab wie sie begonnen hat. Sollten es FOREIGNER jemals nochmal auf die Reihe kriegen einen Hybrid aus Inside Information und Unusual Heat zu veröffentlichen – genau so würde es klingen.

Alles in allem also eine bockstarke Scheibe, die weit über die üblichen Genrekonventionen hinausgeht und somit sowohl dem AOR Liebhaber als auch dem aufgeschlossenen Rockmusikhörer gleichermaßen viel zu bieten hat.