ROBIN RED – s/t

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
17.09.2021
Tracklist
1. Don’t Leave Me (With A Broken Heart)
2. (I’m A) Bad Habit
3. Everlyn
4. Freedom
5. Midnight Rain
6. Can’t Get Enough
7. Reason To Survive
8. Heart Of Stone
9. Night Life
10. Head Over Heels
11. Living Dead
12. Living For
Line-Up
Robin Red - Lead vocals, backing vocals & bass
Dave Dalone - Guitars, synthesizers, backing vocals and percussion
Mats Eriksson - Drums
Erik Modin - Percussion
Joan Eriksson - Grand Piano, background vocals
Jona Tee - Organ
Petra Eriksson - Background vocals
Unsere Wertung
88
88

Ein Vorteil der Pandemie scheint zu sein, dass bei manchen Musikern ungeahnte Energien freigesetzt werden. So hat Kent Hilli kürzlich mit seinem Soloalbum seinem Schaffen mit PERFECT PLAN – trotz zweier hervorragender Alben – noch eins draufsetzen können. Ebenso hat Alexander Strandell abseits seiner Stammband ART NATION mit NITRATE und CROWNE zwei grandiose Hardrockscheiben veröffentlicht. Nun versucht Robin Eriksson, seinerseits Sänger der Schweden DEGREED, sein Glück. Die Stockholmer waren schon immer die etwas andere Melodicrockband. DEGREED packten Ihre Songs beständig in ein moderneres Soundgewand und machten auch vor Riffattacken oder Progressiveinflüssen keinen Halt. Wahrscheinlich ist dieser komplexe Ansatz auch der Grund, warum die 2005 gegründete Band bei aller Qualität kommerziell z.B. nie mit ihren Landsmännern H.E.A.T mithalten konnten.

Das will Robin Eriksson nun vermutlich ändern und veröffentlicht unter dem Namen ROBIN RED sein Solodebüt – und dieses hat es in sich, soviel sei schon mal vorweggenommen. Gänzlich von jeglichem Ballast befreit, haben wir es mit einem Werk zu tun, das womöglich nicht die songschreiberische Finesse seiner Stammband aufweist, aber es macht richtig Spaß sich mit ROBIN RED in der 80er-Jahre Wühlkiste zu tummeln.

Die Gitarrenarbeit übernimmt auf diesem Album kein geringerer als Dave Dalone, der bekanntlich für H.E.A.T. in die Saiten greift. Die unglaublich variable Stimme von Eriksson in Kombination mit den überragenden Riffs und Melodien Dalone’s machen hier den Unterschied zur AOR-Standardware aus. Die alles überragende Vorabsingle ‚Don’t Leave Me‘ gibt den Takt vor und überstrahlt ein Werk, das ich von Robin Eriksson so nie erwartet hätte. Einzelne Songs heraus zu picken fällt schwer: Das extrem groovende ‚Can’t Get Enough‘ klingt tatsächlich so, als wolle Reb Beach zusammen mit John Parr dessen AOR-Debüt-Klassiker neu aufleben lassen. In ‚Night Life‘ erleben wir die 80er-Wiederauferstehung von Rick Springfield, während ‚Reason To Survive‘ EXTREME-Lagerfeuer-Romantik verbreitet. Im hart rockenden ‚Livin Dead‘ findet man sogar dezente AIRBOURNE-Anleihen und spannt somit den Bogen bis in die Gegenwart.

Neben den beiden Protagonisten streut H.E.A.T-Keyboarder Jona Tee immer wieder ganz dezente Orgelsounds in die Songs, ohne sich jedoch dabei in den Vordergrund zu spielen. Eine transparente und makellose Produktion rundet den Silberling ab. An alle Skeptiker und Zweifler: Hier klingt nichts nach Schema F oder Auftragsarbeit. Die Scheibe macht einfach unglaublich Spaß und stellt für mich sogar ein nie geglaubtes Highlight in diesem Jahr da.