105. CONEY HATCH – Friction

Ihr sucht ein Album, das auch 35 Jahre nach der ersten Veröffentlichung aus den Boxen sprudelt wie die Tüte Popcorn in eurem Lieblingskino?

Dann liegt ihr beim 3. Studioalbum dieser kanadischen Formation goldrichtig. Hatten CONEY HATCH mit dem Debut Coney Hatch (1982) und dem Zweitwerk Outa Hand (1983) besonders in ihrer kanadischen Heimat für mächtig Aufsehen gesorgt, schlug Friction (1985) voll ein. Leichte Kurskorrekturen im Gesamtsound, weg vom eher Hardrock-orientierten Sound hin zum AOR, machen Friction zu einem unsterblichen Klassiker. Dezenter Einsatz von Keyboards verdichtet den Bandsound und die fette Produktion von Max Norman sorgt für den zeitlosen Sound der Scheibe. Die Gitarrenarbeit von Saitenmeister Steve Shelski ist aber weiterhin die dominante Größe im Hatch-Sound und er ist es auch, der für die notwendigen Ecken und Kanten sorgt. Goldkehlchen Carl Dixon liefert auf Friction seine beste Gesangsleistung ever ab und Barry Connors, der Neuzugang an den Drums, schiebt gemeinsam mit Bassist Andy Curran alles ordentlich nach vorne.

Aber es sind nicht die Einzelleistungen der Akteure die Friction so besonders machen. Es ist das ausgezeichnete Zusammenspiel der Musiker, bei dem der perfekt in Szene gesetzte Song im Vordergrund steht. Man hört bei jeder einzelnen Komposition förmlich heraus, wieviel Spaß die Jungs bei den Aufnahmen gehabt haben müssen. Egal ob´s die härteren Tracks wie der Opener ‚This Ain´t Love‘, ‚Wrong Side Of Town‘ oder ‚He´s A Champion‘ sind – oder die ruhigeren Midtempo Kompositionen ‚She´s Gone‘ und ‚Fantasy‘ – hier stimmt alles und geht ohne Umwege ins Ohr. Das geschmeidig dahingleitende ‚Girl From Last Nights Dream‘ brachte sogar noch einen kleinen Hit für die Band und konnte sowohl im Norden als auch im Süden des amerikanischen Kontinents genügend Airplay einheimsen.

Das war den Verantwortlichen in der Chefetage der Plattenfirma allerdings nicht genug. CONEY HATCH wurden nach ihrem dritten Album fallen gelassen. Alle Bandmitglieder folgten weiter ihrer Passion als Musiker: Carl Dixon mit einigen Soloalben und Engagements bei Live-Aktivitäten von APRIL WINE und TRIUMPH. Gitarrist Steve Shelski unter anderem bei seinem Landsmann Lawrence Gowan. Eindrucksvoll nachzuhören auf dessen Livemitschnitt „Live In Concert – 1990“, festgehalten auf DVD. Auch Live-Aktivitäten unter dem Banner CONEY HATCH sorgten für einen Zusammenhalt untereinander und so kam 2013 – gute 28 Jahre nach Friction – tatsächlich ein neues Studioalbum der Truppe heraus. Schlicht Four betitelt vereint das Werk alles, was wir an CONEY HATCH lieben und darf durchaus als äußerst gelungenes „Comeback-Album“ bezeichnet werden.

Kurz bevor dieser Review online gehen soll, veröffentlichen CONEY HATCH im Mai 2021 ein Live Album. Auf ‚Live At The El Mocambo – Official Bootleg Version‘ zocken sich die Jungs vollkommen relaxt und bei erdigem, druckvollen Sound durch fünfzehn ihrer Songs aus allen Studioalben. Prädikat: sehr hörenswert!