11. ICON – Night Of The Crime

Ein mittelmäßiges oder gar schwaches Album haben die aus Phoenix (Arizona) stammenden ICON in Ihrer Karriere bislang nicht veröffentlicht und trotzdem ist es das zweite Album aus dem Jahr 1985, welches noch ein wenig über dem selbstbetitelten Debüt oder dem Nachfolger Right Between the Eyes thront. Selbst die hervorragende, 1987 damals nur auf Tape erschienene (und erst später als CD veröffentlichte) AOR-Perle A More Perfect Union erreichte die Qualität des von Eddie Kramer superb produzierten Night Of The Crime nicht ganz.

Gegründet 1979 von Dan Wexler (Gitarre), Stephen Clifford (Vocals) und Tracy Wallach (Bass) bot man dem Zuhörer auf dem 1984 erschienenen Erstling noch kernigen Hardrock mit Melodicmetal Einschlag, welcher deutlich von DOKKEN beeinflusst war. Bereits ein Jahr später vollzog man mit Night Of The Crime eine deutliche Kurskorrektur: Schon der fulminante Einstieg ‘Naked Eyes’ gibt dann gleich die neue Richtung vor, welche man im Laufe der insgesamt 10 Songs nur noch selten verlassen sollte. Nicht mehr Wexlers Gitarrenriffs dominieren die Songs, sondern Keyboards, pumpende Bassläufe, harmonische Backgroundgesänge und vor allem Cliffords extrem melodische Vocals bestimmen nun den Sound der Band, welcher sich nun ganz klar an Fans von (härteren) JOURNEY oder FOREIGNER richtete.

Auf die Spitze treibt es die Band mit dem Jahrhundertsong ‘Missing’, sowie der Ballade ‘Frozen Tears’, welche aufgrund ihrer poppigen Arrangements und der bombastischen mehrstimmigen Refrains eigentlich massenhaft Airplay hätten bekommen müssen. Überhaupt jagt auf diesem Album ein Highlight das Nächste. Hitfeuerwerke wie ‘(Take Another) Shot At My Heart’ oder ‘Raise The Hammer’ sind Paradebeispiele des melodischen Hardrocks mitte der 80er und mit ‘Danger Calling’ haben sich die US-Amerikaner selbst übertroffen: Mit diesem Hook-Monster setzen sich ICON selbst ein Denkmal für einen der besten Rocksongs aller Zeiten. Einzig allein ‘Out For Blood’ und ‘Whites Of Their Eyes’ erinnern an die Vergangenheit und wirken auf den ersten Blick etwas deplatziert, hätten aber auch auf dem Debüt eine sehr gute Figur gemacht.

Kurz vor Veröffentlichung des Albums verließ Sänger Stephen Clifford die Band aus persönlichen Gründen, was letztendlich dazu führte, dass ICON Ihren Deal mit Capitol verlor und damit auch jegliche Promotion für dieses vom Kerrang! 1988 zum drittbesten AOR-Album aller Zeiten gewählten Götterwerks. Ohne Plattenfirma im Rücken und mit neuem Sänger (Jerry Harrison) nahm man zwei Jahre später in Eigenregie das oben erwähnte A More Perfect Union auf, 1989 folgte mit Right Between the Eyes der bisherige Schwangengesang der Band, welches stilistisch ein Mix aus den beiden ersten Alben darstellt. Unklar ist im Moment die aktuelle Lage im ICON-Camp: 2008 gab die Band ihre Reunion bekannt, was einige Liveauftritte zur Folge hatte. Ein lang angekündigtes neues Album ist hingegen bislang nicht erschienen.