14. TRIUMPH – Surveillance

Abgesehen von ihren Landsleuten von RUSH, gibt es wohl kaum eine kanadische Combo die musikalisch so breit gefächert war und gleichzeitig, bei allen stilistischen Veränderungen, konstant auf solch einem Topniveau musizierte wie TRIUMPH.

Angefangen beim noch stark im Progrock der 70er verwurzelten Debüt (1976), über den puren Hardrock mit leichter Metalschlagseite des Überklassikers Allied Forces (1981) bis hin zum fast lupenreinen AOR der Spätphase: die Herren Rik Emmett (Gitarre, Lead Vocals), Mike Levine (Bass) und Gil Moore (Schlagzeug, Lead Vocals) besaßen ein einzigartiges Gespür für ausgeklügelte Melodien, nachdenkliche Texte, herausragende Gesangsarrangements und arenataugliche Refrains. Spätestens mit The Sport Of Kings (1986) im AOR angekommen, erschien 1987 in Form von Surveillance leider der Schwanengesang der klassischen Besetzung, welcher jedoch einmal mehr nachdrücklich unterstrich, warum die Jungs in Nordamerika zu Superstars avancierten.

Von Thom Trumbo zeitgemäß produziert, wird hier ein Hitfeuerwerk nach dem nächsten gezündet. Angefangen beim melodischen Albumopener ‘Never Say Never’, welcher mit einem von Emmetts (Moore und Emmett wechselten sich meist ab im Gesang) hoher Stimme getragenen Refrain besticht und zudem so schnell nicht mehr aus dem Kopf geht, über Gutelaunerocker der Marke ‘Headed For Nowhere’ und ‘Running In The Night’ bis hin zu den obligatorischen Balladen der Marke ‘All Over Again’ – hier bekommt der geneigte Hörer sämtliche Facetten geboten, die dieses Genre ausmacht.

Und das auf einem musikalisch so hohen Niveau. Emmett beispielsweise gehört genreübergreifend nach wie vor zu den angesehensten Gitarristen überhaupt, von dem 99% der Kollegen nur träumen können. Das alles wirkt spielerisch leicht umgesetzt und ist in der Lage, beim Hörer große Gefühle auszulösen, genügt technisch jedoch auch den allerhöchsten Ansprüchen und wirkt in keinster Weise aufgesetzt oder gar kalkuliert. Eine Kunst, die nur sehr sehr wenige Bands in dieser Vollendung beherrschen.

Bestes Beispiel hierfür: DAS Highlight ‘All The Kings Horses/Carry On The Flame’. Beginnend mit einem emotionalen, einschmeichelnden Gesangspart, steigert sich das Stück zu einem verschachtelten Rocksong, der trotzdem unglaublich eingängig daherkommt und in einem furiosen Gitarrenfeuerwerk, inklusive Gastbeitrag von Steve Morse (Ex-KANSAS, DEEP PURPLE), seinen kaum zu fassenden und unglaublich intensiven Höhepunkt findet. Eine musikalische Schublade für dieses Kunstwerk ist schwer zu finden, ich würde es einfach mal als Prog/AOR bezeichnen wollen.

JEDER Song ist ein Meilenstein auf seine Weise, somit sei Surveillance JEDEM allerwärmstens ans Herz gelegt und ist darüberhinaus ein weiterer Diamant in einer mit Highlights gespickten Diskographie.

Ich verneige mich in Richtung Kanada und ziehe meinen Hut ob soviel musikalischen Genies.