22. AXE – Five

Eines der unerwartetsten Comebacks im Melodicrock überhaupt gelang ohne Zweifel den US-Amerikanern AXE um Gitarrist Bobby Barth im Jahre 1996 mit ihrem Album Five.

Gegründet 1979, hatte die Band im Zeitraum bis 1983 vier musikalisch eher im melodischen Hardrock zu verortende und durchaus starke Alben veröffentlicht, konnte sich jedoch in breiter Front, trotz ihres Singlehits ‘Rock And Roll Party In The Streets’ und Touren u.a. mit den SCORPIONS und KISS nie entscheidend durchsetzen. An der Qualität der dargebotenen Musik dürfte es nicht gelegen haben, boten doch vor allen Dingen Offering (1982) und Nemesis (1983) feinsten Hardrock der Extraklasse. (Living On The Edge hier NICHT zu erwähnen ist schon ein starkes Stück – Rainer)

Nach einer Tragödie in Gestalt eines Autounfalls, dem 1985 Gitarrist Michael Osborne zum Opfer fiel und aus dem auch Bobby Barth nur schwer verletzt davon kam, löste sich die Truppe bis auf weiteres desillusioniert auf. Umso überraschender, als wie aus dem Nichts 1996 via MTM mit Five ein neuer Longplayer in den Läden stand. Und was für einer.

Vom Sound her leicht modifiziert, weg vom reinen Hardrock hin zum Melodicrock mit vermehrter AOR-Schlagseite, sowie mit Neuzugang Bob Harris an den Leadvocals und Keyboards personell verstärkt, haben wir es hier mit einem wahrhaften Juwel zu tun.

Der Band hört man die neu gewonnene Frische mit jedem Ton an, was sich in straighten Rockern wie dem Opener ‘Magic (In Our Eyes)’ genauso niederschlägt wie im leicht melancholischen angehauchten Schmeichler ‘Burn Me Once (Burn Me Twice)’ oder der grandiosen, erstaunlich schmalzfreien Ballade ‘Sting Of The Rain’. Vor allen Dingen Harris hievt die Band mit seiner angenehmen und gefühlvollen Gesangsdarbietung in ungeahnte Höhen. Dabei umschifft er durch seine Variabilität gekonnt und mit erschreckender Präzision jeden drohenden Verdacht in den Kitsch abzudriften. Eine Eigenschaft, die wahrlich nicht all seinen Kollegen zu Eigen ist.

Instrumental war die Band schon immer eine sichere Bank, auf Five verbindet sich aber erstmals diese Gabe mit einem dermaßen fokussierten und auf den Punkt gebrachten Songwriting, das man von der Truppe auf diesem Niveau bislang nicht gewohnt war. Eindrucksvoll nachzuhören auf der Neuinterpretation des bandeigenen, epischen Klassikers ‘Battles’, die im Vergleich zum schon sehr atmosphärischen Original nochmal deutlich an Intensität gewonnen hat und in einem über alle Maßen gefühlvollen Gitarrensolo kulminiert, für das andere Bands töten würden.

In welcher Gemütslage der Hörer auch sein mag, die Scheibe hat den passenden Song parat. Wobei es unbedingt zu empfehlen ist, sich den Dreher am Stück anzuhören – nur so offenbart sich der Charme des Silberlings in seiner vollen Gänze. Man hört den Jungs förmlich in jeder Note das Herzblut an mit dem hier zu Werke gegangen wird, was ‘Five’ zu einem DER Genrehighlights überhaupt mutieren lässt.

Ohne Zweifel ganz, ganz großes Kino!