Obwohl die Alben Native Sons und vor allem Walk In The Fire als Referenzalben der Jungs gelten, ist das selbstbetitelte Erstwerk (noch mit Tony Lindell und ohne den Weltklassesänger Terry Brock) ebenfalls wirklich nicht zu unterschätzen (die drei Alben nehmen sich qualitativ meiner Meinung nach nicht viel). Der einzige nennenswerte Unterschied zwischen Walk In The Fire / Native Sons und Strangeways liegt im Sound und im Flair.
Die beiden Nachfolger klingen sehr amerikanisch und schreien danach, California State Route 1 bei Sonnenuntergang entlang zu fahren. Das Debüt weist dagegen die unüberhörbaren britischen Einflüsse auf (zum Teil auch bedingt durch die vergleichsweise hohe Stimme von Tony Lindell), und ist, statt mit der Schnittmenge JOURNEY / NIGHT RANGER, eher mit Excess All Areas (SHY) / Indiscreet (FM) vergleichbar. Daher wird da keine Fahrt über California State Route 1 gemacht, sondern eine Fahrt im Cabrio über das Mittelrheintal über die Bundesstraße 9. Der tolle Ausblick über die Weinberge und den Rhein ist sicher anders als der Blick auf den Pazifik, und Eltville und Igelsheim heißen nicht Malibu und Santa Monica – das ist alles anders, aber trotzdem auf die ein oder andere Weise richtig schön.
Das typische (im positiven Sinne) 80er-Flair versprüht das Cover – nach den heutigen Maßstäben vielleicht etwas kitschig, dafür authentisch und passend zum Inhalt. Der musikalische Inhalt selbst ist zweifellos eine wahre AOR-Schatzkiste. Als Anspieltipps seien ‘Cry Out’ (rifforientiert und für die AOR-Verhältnisse richtig heavy), die beiden ‘Breaking Down The Barriers’ / ‘Close To The Edge’ (schön hymnisch und mit absoluten Killer-Hooks versehen) und ‘Power Play’ (im typischen 80er Keys-Soundgewand, einfach herrlich!) genannt. Klammert man die bereits genannten Songs aus, verbleiben 6 weitere perfekt arrangierte und hochmelodische Ohrwürmer par excellence. Ein Album wie ein Gedicht!