35. PHENOMENA – s/t

Aus einer Zeit, als man noch mehr als ein müdes Lächeln für die Ankündigung einer vermeintlichen Supergroup übrig hatte, stammt das erste Album von PHENOMENA. Aus der Taufe gehoben und ausgerichtet auf mehrere Alben mit jeweils wechselnden Protagonisten wurde das Projekt durch den Musikproduzenten Tom Galley, dessen Bruder und Gitarristen Mel Galley (TRAPEZE, WHITESNAKE) und dem Urheber des englischen Metal Hammer Wilfried F. Rimensberger. Neben dem ins Songwriting involvierten Keyboarder Richard Bailey (MAGNUM, ALASKA) und diversen Gastmusikern holte man sich mit Glenn Hughes, Don Airey, Neil Murray und Cozy Powell namhafte Größen für die Umsetzung an Bord.

Die etwas zu großspurigen Ziele, wie die Verfilmung des Storykonzepts um die Experimente eines verrückten Professors und der kleinen Lucy konnten zwar nie realisiert werden und der Erfolg hielt sich in überschaubaren Grenzen. Was aber bleibt, ist zumindest mit dem Debüt (mancher bevorzugt auch das hitträchtigere Dream Runner u.a. mit Ray Gillen, die erste von mittlerweile fünf Fortsetzungen) ein echtes Juwel des melodischen Hardrock und AOR. Das mit dezentem Bombast versehene Album strahlt eine geheimnisvolle und nachdenkliche Aura aus, statt sich mit kuscheliger Ohrwurmseligkeit hervorzutun. Was eh schon sehr gute Songs wie ‘Kiss Of Fire’, das mit einer hypnotischen Geige versehene ‘Dance With The Devil’ und letztlich das gesamte Werk aber im besonderen Maße auf seine hohe Stufe stellt, ist der Gesang von Glenn Hughes. Unerklärlich, dass Phenomena in seiner Diskografie eher selten erwähnt wird, gehört es doch zu seinen besten Arbeiten überhaupt. Seine Stimme auch in ‘Believe’ oder ‘Phoenix Rising’ packt mich auch nach Hunderten von Durchläufen immer wieder fest an der Seele.

Die komplette Wirkung entfaltet das Album, wenn man sich parallel zum Hören dem der ersten LP-Version beiliegenden illustrierten Textheft widmet, welches mit etwas Geduld ohne großen finanziellen Aufwand zu finden sein sollte. Phänomenal!