67. ANDY TAYLOR – Thunder

Der 1961 in England geborene Andrew Arthur Taylor erreichte in erster Linie als Gitarrist von DURAN DURAN einen immens hohen Bekanntheitsgrad. Später trat er sehr erfolgreich als Produzent von Robert Palmer, Rod Steward, GUN und vielen anderen in Erscheinung. Von vielen unbeachtet veröffentlichte er selbst 1987 zwischendrin ein kleines Rock-Juwel, das die Band THUNDER so beeindruckte, dass sie Ihren Bandnamen aufgrund von ANDY TAYLOR‘s erstem und einzigem (richtigen) Soloalbum wählten.

1987 standen alle Zeichen auf harten Rock und somit ist es nicht verwunderlich, dass auch ANDY TAYLOR Bock hatte ordentlich die Sau rauszulassen. Zusammen mit Ex-Sex-Pistols-Gitarrist Steve Jones scharrte er eine kompetente Band aus erfahrenen Studiomusikern (u.a. Bryan Adams, David Lee Roth) um sich, die sich weder an Synthie-Pop noch am Punk orientierte. Bereits vorab gab es mit ‘When The Rain Comes Down’ auf dem “Miami Vice”-Soundtrack sowie mit ‘Take It Easy’ vom Sportdrama “American Anthem” erste Kostproben, welchen kurz darauf das Album Thunder folgte.

Bereits beim Opener ‘I Might Lie’ reibt man sich verwundert die Ohren. Losgelassen von der DURAN DURAN-Leine knallen einem ohne Pause die Gitarrensalven von allen Seiten entgegen – und das alles eingebettet in einem genialen Riff und einem Ohrwurm-Refrain, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Sowas kannte man weder von Steve Jones’ ehemaliger Band noch von DURAN DURAN. Trotz des (für Melodicrock) unbarmherzigen Gitarrengewitters ist das Songwriting sehr melodiös und deshalb durchaus AOR-kompatibel. Wer glaubt, dass die beiden Herren Ihr Pulver nun verschossen hätten, sieht sich im anschließenden ‘Don’t Let Me Die Young’ getäuscht – und wie beim Opener wird hier bewiesen, dass auch im AOR/Melodicrock 2 Gitarren durchaus nicht zu viel sind. Und das ist auch das ganz große Plus des kompletten Albums: die Kombination aus den Gitarrenriffs und Taylors harmonischen Gesang machen Thunder zu etwas ganz Besonderem.

Ganz so energetisch wie bei diesen beiden Songs geht es auf dem Album nicht immer zu und trotzdem jagt ein Hit den nächsten. ‘Night Train’ und ‘Bringin’ Me Down’ (Achtung: Gänsehaut-Refrain) zeigen Taylor von der gefühlvollen Seite und mit ‘Broken Window’ sowie dem Titelsong werden nochmals 2 eingängige Melodicrocker präsentiert.

Thunder wurde damals von MCA Records groß beworben – unter anderem wurden damals Videos von ‘I Might Lie’ und ‘Don’t Let Me Die Young’ gedreht und Platz 61 in den britischen, sowie Platz 46 in den amerikanischen Billboard-Charts sind für ein Debütalbum beileibe nicht schlecht, aber die Entscheidung auf dem Nachfolger nur Cover-Versionen aufzunehmen war der aufstrebenden Solo-Karriere mit Sicherheit nicht förderlich.

2001 stieg Taylor wieder bei DURAN DURAN ein, welche er 5 Jahre später jedoch wieder verließ. Was bleibt, ist eines der besten Melodicrock-Alben der 80er, welches sich immer wieder zu entdecken lohnt.