78. H.E.A.T. – s/t

95

Platz
78
Punkte
709
Erscheinungsjahr
2008
Tracklist
1. Intro 0:33
2. There For You 3:25
3. Never Let Go 3:07
4. Late Night Lady 3:13
5. Keep On Dreaming 4:10
6. Follow Me 4:03
7. Straight For Your Heart 3:24
8. Cry 4:20
9. Feel It Again 3:24
10. Straight Up 4:18
11. Bring The Stars 3:32
12. You're Lying 3:13
13. Feel The Heat 3:52
Line-Up
Kenny Leckremo Vocals
Crash Drums
Dave Dalone Guitars
Eric Rivers Guitars
Jimmy Jay Bass
Jona Tee Keyboards
Unsere Wertung
95
Nachdem DREAM und TRADING FATE einiges an Staub im schwedischen Untergrund aufgewirbelt hatten, beschloss man, das beste aus beiden Bands zu nehmen und fortan unter dem Bandnamen H.E.A.T die Welt zu erobern. Das Beste war seinerzeit Kenny Leckremo (Gesang), Jona Tee (Keyboards) und Dave Dalone (Gitarre) von DREAM sowie Don Crash (Schlagzeug), Eric Rivers (Gitarre) und Jimmy Jay (Bass) von TRADING FATE.

Der Schauspieler Peter Stormare (u.a. „Fargo“, „Bad Boys II“) wurde auf die Band aufmerksam und 2008 erschien das vorliegende Debütalbum auf seinem Label Stormvox – und H.E.A.T lieferten. Nach dem eher unspektakulären Start mit ‚There For You‘ brennen die Schweden ein Feuerwerk ab, wie es die Welt lange nicht mehr gehört hat. Naheliegend wäre gewesen, dass sich H.E.A.T an die schwedischen AOR/Hardrockbands (TREAT, EUROPE oder FATE) aus den 80ern orientieren – interessanterweise ist das jedoch nicht (immer) der Fall. Pate dieses Debüts waren eher kanadische Bands wie HONEYMOON SUITE oder die AOR-Phase von TRIUMPH. So hätte das nachfolgende ‚Never Let Go‘ auch auf Surveillance (dem besten Album von TRIUMPH) eine sehr gute Figur gemacht.

Fairerweise muss man erwähnen, dass diese Vergleiche für H.E.A.T nur bedingt greifen. Hat man bei vielen neueren Bands das Gefühl, sie wollen klingen wie eine Band aus der Hochphase des Melodicrocks, so schafften die Jungspunde das Sensationelle – und zwar als wäre das Debüt tatsächlich in den 80ern entstanden.

‚Late Night Lady‘ tönt dann mit seinem umwerfenden Refrain um einiges rockiger aus den Lautsprechern und man greift etwas der kommerziell sehr erfolgreichen Phase mit Erik Grönwall vor. ‚Keep On Dreaming‘ ist dann wie die Power-Ballade ‚Follow Me‘ AOR at it’s best bevor mit ‚Straight For Your Heart‘ der ganz große Melodic-Rock-Hit ausgepackt wird – überzeugender kann man diese Art von Musik nicht spielen. Generell fällt auf, dass in Zeiten wo scheinbar schneller, größer und weiter immer wichtiger werden, H.E.A.T immer wieder geschickt das Tempo aus den Songs nehmen und den Nummern somit die Gelegenheit gegeben wird zu atmen. Das bekommt unter anderem der Ballade ‚Cry‘ im Mittelteil ganz besonders gut.

Auch im hinteren Drittel des Albums gibt es keine Ermüdungserscheinungen. Ganz im Gegenteil: ‚Feel It Again‘ ist mit der grandiosen Gesangsleistung und der umwerfenden Gitarrenarbeit eines der Highlights des Albums. Das Gefühlvolle ‚Bring The Stars‘ mit seinen tollen Harmoniegesängen ist ein weiteres Beispiel wie perfekt intonierter AOR zu klingen hat, ehe das härtere ‚You‘re Lying‘, welches sich auf dem ersten DYNAZTY-Album gut gemacht hätte, den vermeintlichen Schlusspunkt setzt. Man mag meinen, dass es besser nicht mehr gehen kann – und trotzdem wird man noch eines Besseren belehrt: Der Abschlusstrack ‚Feel The Heat‘ ist dann tatsächlich nicht von dieser Welt. Epischer und schwerer als das restliche Material, steigert sich Leckremo‘s Stimme beinahe in DIO-Dimensionen und beendet das Album mit der besten Nummer, die H.E.A.T (in diesem Fall der Sänger) bislang geschrieben haben.

Nach diesem Paukenschlag wird die Band immer in meinem Herz bleiben. Sämtliche Nachfolger (mit Leckremo oder Grönwall am Mikro) sind Paradebeispiele für nahezu perfekten Melodicrock an der Grenze zum Hardrock – die Klasse des Debüts bleibt meiner Meinung nach aber bislang unerreicht. Es gibt einige Re-Releases des Albums, welche teilweise mit ‚1.000 Miles‘ „aufgefüllt“ wurden. Dieser Song brachte die Band 2009 bis ins nationale Finale des Eurovision Song Contest und markiert wahrscheinlich den bislang größten Hit der Band in Schweden.