FM – Old Habits Die Hard

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
03.05.2024
Tracklist
1. Out of the Blue (4.21)
2. Don’t Need Another Heartache (4.35)
3. No Easy Way Out (3.54)
4. Lost (5.20)
5. Whatever It Takes (4.37)
6. Black Water (4.52)
7. Cut Me Loose (4.34)
8. Leap of Faith (4.05)
9. California (5.17)
10. Another Day in My World (4.14)
11. Blue Sky Mind (5.06)
Line-Up
Vocals / Guitar - Steve Overland
Bass - Merv Goldsworthy
Drums - Pete Jupp
Keyboards - Jem Davis
Guitar - Jim Kirkpatrick
Unsere Wertung
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Zugegeben, ich war nie ein großer Fan der britischen AOR-Institution um Sänger Steve Overland. Sicherlich gelten Alben wie Indiscreet (1986) und vor allen Dingen Tough It Out (1989) nicht zu Unrecht als Genreklassiker, aber gerade die aktuelleren Scheiben krankten meiner Meinung nach an ihrer Beliebigkeit im Songwriting. Allein schon wegen Overlands unverkennbarer Stimme wurde zwar ein gewisses Niveau nie unterschritten, echte Höhepunkte waren auf Synchromized (2020) oder Thirteen (2022) aber ebenso wenig zu finden.

Das 40-jährige Bandjubiläum wurde im Vorfeld des Release des aktuellen Longplayers Old Habits Die Hard zudem noch vom plötzlichen Tod von Gitarrist und Bandmitgründer Chris Overland getrübt, für Bruder Steve sicherlich doppelt tragisch und insgesamt alles andere als gute Voraussetzungen.

Umso überraschender die ersten Töne des Openers ‚Out Of The Blue‘: Das Stück glänzt durch tolle Gitarrenarbeit, einer auf den letzten Scheiben so schmerzlich vermissten, überraschenden Frische sowie einem bestens aufgelegten Steve Overland. In seinen stärksten Momenten erinnert der Song an die rockigen Highlights eines Richard Marx zu seinen Hochzeiten. Es gibt wahrlich schlechtere Referenzen.

‚No Easy Way Out‘ hätte auch FOREIGNER zu Agent Provocateur-Zeiten bestens zu Gesicht gestanden. Der Song hat Biss, ohne seine AOR-Wurzeln zu leugnen und kann mit einem überaus einprägsamen Refrain punkten.

‚Lost‘ überzeugt mit einem schleppenden Grundausrichtung, nur um im Refrain wieder in vertraute stilistische Gewässer zurückzukehren. Abwechslungsreich, ausgestattet mit einer saustark gesungenen Bridge und gekrönt durch ein sehr melodisches Gitarrensolo. Überhaupt klingt das alles nicht nach jugendlicher Naivität, sondern nach einer erfahrenen Band, die sich ihrer Sache absolut sicher ist und deshalb umso überzeugender wirkt.

Und mal ganz ehrlich: Wer anno 2024 noch in der Lage ist, einen Gottsong wie ‚Black Water‘ zu produzieren, dem gebührt nichts weniger als unser ganzer Respekt. Melancholisch, ausgestattet mit einem zeitlosen Chorus und Overlands bester Gesangsleistung seit ganz langem. Hier spult er nicht nur sein Standardprogramm ab, sondern variiert sein Organ auch mal hin zu Tönen abseits seiner Komfortzone: Mal einfühlsam hoch, mal rau in den mittleren Lagen, ganz großes Vocalkino.

Das ‚Leap of Faith‘ in den 80ern ein todsicherer Hit gewesen wäre, verkommt da fast zur Randnotiz, unterstreicht aber das durchgehend hohe Niveau eines Albums, das schon jetzt ein Anwärter auf die vorderen Plätze diverser Jahrespolls sein dürfte. Da auch die Produktion – im Übrigen von der Band selber verantwortet – überzeugen kann (keine sterilen Standardsounds, sondern alles mit der nötigen Wärme auf Band/Festplatte gebracht), bleibt nur folgendes Fazit:

Ich persönlich hätte nie gedacht, mal so begeistert von einer FM-Platte zu sein. Na gut, nach nunmehr 40 Jahren wird es ja auch langsam mal Zeit 😉 Nichtsdestotrotz: Saustark und absolut empfehlenswert.