Konzertbericht: BROTHER FIRETRIBE, 30.07.2021

Setlist
1. Rock In The City
2. Indelible Heroes
3. Chariot Of Fire
4, Taste Of A Champion
5. Shock
6. I Salute You
7. Give Me Tonight
8. Night Drive
9. I'm On Fire
10. Thunder Rising
11. For Better Or For Worse
12. Heart Full Of Fire
13. I Am Rock

Was macht man, wenn die Bands coronabedingt in Deutschland momentan nicht oder nur unter strengen Auflagen auftreten können? Man steigt ins Flugzeug nach Helsinki und feiert im nahegelegenen Kerava beim zweitägigen Rock In The City Festival – zumal ich meine Lieblingsband BROTHER FIRETRIBE schon lange nicht mehr live gesehen hatte. Diese waren als Opener für den ersten Tag gebucht.

Rock In The City ist eine Festivalreihe mit Auftrittsorten in ganz Finnland – und mit fast ausschließlich finnischen Bands. Neben BROTHER FIRETRIBE waren beispielsweise auch AMORPHIS, MICHAEL MONROE und SONATA ARCTICA mit dabei. Einen Farbtupfer gab es noch mit URIAH HEEP als einzig nicht finnische Band. Leider war die Flugbuchung alles andere als einfach, so dass ich am Samstag wieder abreisen musste und somit nur am Freitag anwesend war.

Die Wettervorhersage für den Freitagnachmittag war dann leider auch alles andere als rosig, aber das konnte meine Laune aufgrund der Aussicht auf mein erstes Livekonzert nach der elendig langen Corona-Pause nicht schmälern – zumal ich die Gelegenheit hatte mit der Band kurz vor ihrem Auftritt ein bisschen zu plaudern. Ich konnte es auch nicht lassen, den Sänger scherzhaft damit zu konfrontieren, seinen Text nicht zu verschusseln – wie es bei vorangegangenen Auftritten vereinzelt der Fall war. Außerdem nahm er mir die Angst, dass das Wetter nicht halten würde: „Wenn BROTHER FIRETRIBE open air auf der Bühne stehen, regnet es nie!“

Pünktlich um 15:30 Uhr finnischer Zeit kamen sie dann auf die Bühne – und das unter tosend lautem Applaus. Anscheinend erging es dem fast ausschließlich finnischen Publikum ähnlich wie mir und die Vorfreude musste einfach raus. Eröffnet wurde der Gig passend mit ‚Rock In The City‘ vom aktuellen Album Feel The Burn und man merkte der Truppe um Sänger und Bandchef Pekka Ansio Heino an, dass auch sie es kaum erwarten konnten, endlich wieder auf den Brettern zu stehen.

Das große Plus von BROTHER FIRETRIBE ist ihre unglaublich positive Art auf der Bühne. Die Energie entwickelt sich daher nicht aufgrund des immensen Bewegungsradius der Musiker, sondern durch die immer sympathische Kommunikation mit dem Publikum – und das nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit Gesten. Pekka ist einfach eine Erscheinung und hat das Publikum mit seiner charmanten Art immer im Griff.

In den ersten 45 Minuten gab es dann ausschließlich Songs der letzten beiden Alben (und hier patzte der Frontmann dann doch anfangs bei ‚Give Me Tonight‘, was er aber mit einem Lächeln schnell vergessen machte). Festzustellen ist, dass die Band den Abgang Ihres prominenten Gitarristen Emppu Vuorinen (Nightwish) erstaunlich gut weggesteckt hat. Man muss jetzt mit Sicherheit kein Yngwie Malmsteen sein, um die Songs von BROTHER FIRETRIBE zu spielen, aber die enorm gefühlvollen Gitarrenparts sind nicht minder anspruchsvoll und Neuzugang Roope Riihijärvi meistert das mit Bravour.

Zum Ende hin gab es dann noch die ganz großen Klassiker der Band: ‘I’m On Fire, ‚For Better Or For Worse‘, ‚Heart Full Of Fire‘ und das unverwüstliche ‚I Am Rock‘ wurden nur von der aktuellen Singleauskopplung ‚Thunder Rising‘ unterbrochen. Nach 13 Songs und knapp 70 Minuten war es dann auch schon wieder vorbei. Großartig war es, was mitunter natürlich auch den Bedingungen geschuldet war: BROTHER FIRETRIBE waren hungrig, endlich wieder auf der Bühne zu stehen, genauso hungrig wie das Publikum. Endlich wieder Livemusik, endlich wieder hautnah mit dabei. Es störte dann auch nicht, dass es zum Ende hin einen Platzregen gab (von wegen, es regnet nicht?). Aber: lieber schlechtes Wetter als Online-Konzerte zuhause auf dem Sofa.

Aufgrund der Tatsache, dass neben dem Helsinki-Stadttrip BROTHER FIRETRIBE der Grund für meine Reise war (und auch keine weitere AOR/Melodicrockband spielte), habe ich das Festivalgelände sehr frühzeitig verlassen, zumal mich der Regen komplett durchnässt hat. Einen Schnupfen am nächsten Tag am Flughafen wollte ich nicht unbedingt riskieren.

Wenn alles klappt, dann gibt es wohl im kommenden Frühjahr eine Europatour und das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. In dieser Form sind die Finnen im AOR-Sektor wohl eine der stärksten noch aktiven Melodicrockbands überhaupt.