BRUCE TURGON stand nie im Rampenlicht der Öffentlichkeit, obwohl er etliche bekannte Veröffentlichungen – auch mit Klassikerstatus – maßgeblich mitgeprägt hat. Allein in der AOR-Bibel sind beispielsweise 3 Veröffentlichungen mit seiner Mitwirkung vertreten, eine davon sogar in den Top 10.
Bereits seit den BLACK SHEEP-Tagen ist BRUCE TURGON auch ein alter Wegbegleiter von Lou Gramm. Turgon war unter anderem mehrere Jahre lang FOREIGNER-Mitglied (aus der Phase stammt das skandalös unterbewertete Album Mr. Moonlight) sowie einer der beiden Hauptarchitekten des SHADOW KING-Projekts. Das erste Soloalbum von BRUCE TURGON trägt den Namen Outside Looking In und steht für Eingängigkeit, gepaart mit Anspruch sowie für die etwas andere, rhythmischere Ausprägung im AOR. Es bietet eine unschlagbare, hochmelodische Bassarbeit, eine songdienliche und zugleich fetzige Gitarre, eine etwas raue, und dennoch kraftvolle Stimme, und vor allem die tollen (überwiegend im Midtempo gehaltenen) Songs mit Hooks en masse.
Die rhythmusbetonten, meist in E-/A-Moll-gehaltenen Ideen und Arrangements tragen unverkennbar die Handschrift eines Bassisten. Der dazu passende bass- und zugleich keyboard-orientierte Mix von Dennis Ward (PINK CREAM 69) gibt all dem den entsprechenden Feinschliff. Ein Teil der Songs auf Outside Looking In ist Anfang/Mitte der 90er (während der Arbeit am SHADOW KING-Nachfolger) entstanden und wurde mitverfasst durch Lou Gramm (vor allem die beiden absolut großartigen ‚Heart So Strong‘, und ‚These Tears Must Fall‘, welches mit seinen fetten Basslinien glänzt).
Auch die anderen – durch BRUCE TURGON allein verfassten Songs – überzeugen restlos. Als Anspieltipps seien an der Stelle genannt: der flotte, mitreißende AOR-Rocker ‚Living A Lie‘, welcher das Album eröffnet, das majestätische ‚Walk Through Fire‘, oder der flotte Stampfer ‚Any Other Time‘. Der großartige Abschlusssong ‚Where Do We Go From Here‘ zieht alle Register und hätte von der Ausrichtung, Stimmung und Klasse eine superbe Figur auf Shadow King abgegeben.
BRUCE TURGON spielte Outside Looking In nahezu im Alleingang ein (bis auf die Solo-Gitarre, Drums und Backing Vocals). Unterstützend wirkten auf dem Album mit (nur um die wichtigsten Namen zu nennen): Ronnie Montrose und Rocket Ritchotte (David Lee Roth, Stan Bush, Udo Lindenberg) an der Solo-Gitarre, Denny Carmassi (HEART, WHITESNAKE) an den Drums. Die fetten Chöre steuern nicht nur Ricky Phillips (STYX, BAD ENGLISH) und Lou Gramm bei, sondern auch bei 7 Songs ein weiterer, langjähriger FOREIGNER-Musiker, Tim Gimbel.
Outside Looking In ist einfach eines der besten, und zugleich weniger bekannten AOR-Alben der früheren 2000er. Ob man Outside Looking In als ein reines Soloalbum von BRUCE TURGON betrachtet, darin ein „verschollenes“ FOREIGNER-Album (ohne Mick Jones) sieht, oder es sogar als einen würdigen Nachfolger für das SHADOW KING-Album betrachtet, spielt keine Rolle.