Neben NESTORs Kids in a Ghost Town hat wohl kein anderes AOR/Melodic Album 2021 so eingeschlagen wie das Debüt der britischen Sängerin CHEZ KANE. Mit Unterstützung von Danny Rexon (CRAZY LIXX), der den Erstling sowohl produzierte als auch maßgeblich am Songwriting beteiligt war, gelang es KANE durch großartige Songs und ihre frische, unbekümmerte Herangehensweise dem Genre wieder echtes Leben einzuhauchen und auch über die Grenzen des Subgenres hinaus zu größerer Bekanntheit zu gelangen.
Mit Powerzone soll nun endgültig der nächste Karriereschritt vollzogen werden, angesichts der Klasse der ersten Langrille alles andere als eine leichte Aufgabe. Wieder steht Rexon hilfreich als Produzent und Musiker, der beeindruckender Weise sämtliche Instrumente im Alleingang einspielte, zur Seite. „Never change a winning Team“ sozusagen.
Und wer auch nur die leisesten Zweifel bezüglich einer qualitativ hochwertigen Nachfolgescheibe hegte, dem werden diese bereits nach dem ersten Durchlauf des Zweitlings gnadenlos ausgetrieben. Die Melodien noch packender, KANEs Stimme noch variabler und Ohrwurmrefrains en masse. Paradebeispiele gefällig? Gerne.
Der Opener ‚I Just Want You‘ erinnert in Sachen Tempo und Melodieführung an diverse Smashhits von ROBIN BECKs legendärem Topseller Trouble Or Nothing (1989), stimmliche Parallelen waren ja schon immer in dezentem Ausmaß vorhanden. Das im Midtempo gehaltene ‚Rock You Up‘ überzeugt mit DEF LEPPARD-artigen Backgroundchören, der hart rockende Titeltrack hingegen beweist, dass KANE bereits zum jetzigen Zeitpunkt in der Lage ist eigene Standards zu setzen. Hier verlässt sie überzeugend ihre Komfortzone und begeistert durch eine ungewöhnlich raue Herangehensweise im Rahmen ihrer Gesangphrasierungen – toll und mitreißend zugleich.
‚Love Gone Wild‘ besticht nicht nur durch seine ungewöhnliche Instrumentierung (besser hat ein Saxophon seit Foreigners ‚Urgent‘ nicht mehr geklungen), die ungezügelte Geradeausnummer ist so dermaßen mit positiven Vibes durchsetzt, dass man sich fast dazu genötigt fühlt seinem ärgsten Feind einen Drink zu spendieren. Song des Jahres? Vielleicht. Ein Anwärter darauf allemal.
Eine reinrassige Ballade darf natürlich auch nicht fehlen, mit ‚Streets Of Gold‘ muss man hier allerdings bis zum vorletzten Song warten. Das abschließende, zu Beginn stark an die legendären Stage Dolls erinnernde Epos ‚Guilty Of Love‘ fasst dann auf knapp 8 Minuten nochmal sämtliche Stärken des Albums zusammen und glänzt mit einem überaus dominanten und ausufernden Gitarrenpart. Das alles garniert mit einem unwiderstehlich charmanten 80er Flair, ohne aufgesetzt oder gar antiquiert zu wirken. Eher im Gegenteil, der Sound kommt modern und transparent aus den Boxen und ist felsenfest im Hier und Jetzt verankert.
Hier sind Überzeugungstäter am Werk, das hört man jeder Note zu 120% an – im Übrigen auch auf den Songs, die hier nicht explizit aufgeführt sind. An meiner Begeisterung ist unschwer zu erkennen, dass wir es im Falle von Powerzone wohl mit DEM AOR/Melodic Album des Jahres zu tun haben, weshalb es nur ein Fazit geben kann:
Mission übererfüllt!
Kaufen meine Herrschaften!!