Crew Review: CREYE – III Weightless

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
17.02.2023
Tracklist
1. Glorious
2. Air
3. One Step Away
4. The Game
5. Spreading Fire
6. Weightless
7. How Far
8. In The Shadows
9. Stay
10. Dangerous
11. Pieces
Line-Up
August Rauer - Lead Vocals
Andreas Gullstrand - Lead Guitar
Fredrik Joakimsson - Rhythm Guitar
Joel Selsfors - Keyboards
Gustaf Örsta - Bass
Arvid Filipsson - Drums
Crew Review: 6 Autoren bewerten 1 Album - Have Fun!
Armin
90
Frank
69
Ulle
75
Olaf
75
Tom
60
Rainer
88
76

Das Debüt der Band ging noch komplett spurlos an mir vorüber, aber das Zweitwerk hatte es 2021 sogar in meine Jahres-Top-15 geschafft. Wobei ich zugeben kann, dass ich es seitdem mehr gehört habe, als die meisten bei mir davor platzierten Platten. Nicht ganz unschuldig an der Platzierung dürfte das Lied ‚Siberia‘ sein, das definitiv einer DER Hits 2021 für mich war. Auch der Corona-Gig, der als „Alive And Well“ veröffentlicht wurde, war ein Volltreffer.

Offensichtlich gab es für die Band keinen Grund, die Erfolgsformel anzupassen. Auch auf III Weightless wird mega-eingängiger AOR mit Boygroup-Referenzen und Euro-Dance-Floor-Keyboardeinlagen geboten. Ich kann durchaus verstehen, wenn das dem ein oder anderen Hörer zu over-the-top ist. Ich war mir damals auch nicht ganz sicher, ob mir das nicht alles etwas zu viel des Guten ist, aber nach dem zweiten Durchgang kann man die meisten Lieder schon mitsingen und mir macht die Band einfach Spaß.

Der Opener ‚Glorious‘ wirkt mit seinem unverschämt eingängigen Refrain nach den eher ruhig gehalten Strophen gleich wie eine Bewerbung für den Eurovision-Song-Contest, aber beim Gitarren-Solo wird kräftig losgerockt. Das Fade-Out hätte man sich jedoch gerne schenken können. ‚Air‘ fetzt dann etwas mehr los, hat aber auch wieder den Unterschied zwischen ruhiger Strophe und bombastischem Chorus. Wieder ein perfekter Ohrwurm.

Viel Keyboard leitet dann ‚One Step Away‘ ein, dessen Hit-Refrain auch auf einer der ersten Scheiben von H.E.A.T stehen könnte, nur etwas poppiger. Was für eine eingängige Hymne, wieder mit vielen Dynamik-Wechseln. Wenn man bei ‚The Game‘ die Gitarren noch weiter zurücknehmen würde, wäre man wirklich im Boygroup-Bereich angekommen. Insgesamt ein eher schwächeres Lied.

Dafür haut der Rocker ‚Spreading Fire‘ dann voll rein und erinnert mich ganz schön an die letzten Scheiben von TREAT. Absoluter Volltreffer aus meiner Sicht, dem der Titelsong ‚Weightless‘ kaum nachsteht, der wieder die bekannten Dynamikwechsel mit ruhigeren Strophen und kräftigem Chorus aufweist. Erneut ein Ohrwurm vorm Herrn.

Bei ‚How Far‘ wird dann ein Gang zurückgeschaltet. Die Melodie ist dann leider nicht so zwingend, das könnte insgesamt sogar auf jedem x-beliebigen deutschen Radiosender laufen, ohne die Hörer zu verschrecken. Überzeugt mich nicht wirklich. ‚In The Shadows‘ ist da schon wieder von ganz anderem Kaliber und könnte ebenfalls von TREAT oder gar ECLIPSE geklaut sein. Da wird für CREYE-Verhältnisse richtig losgerockt. Das ist schon eher was für Radio-BOB! oder Rock Antenne und ist für mich eines der Highlights des Albums.

Eine Herz-Schmerz-Ballade darf natürlich nicht fehlen und ist mit ‚Stay‘ kompetent umgesetzt am Start. Piano, gefühlvoller Gesang und zum Ende hin immer bombastischer mit weiblichen Backgroundgesängen unterlegt. In einer gerechten Welt wäre das ein riesiger Hit, die Band würde Millionen von Platten verkaufen und ab sofort die Arenen füllen.

‚Dangerous‘ beginnt dann wie ein 90er-Jahre-Euro-Dancefloor-Lied und würde erneut zum ESC passen. Verdammt, ist das unverschämt eingängig. Darf das einem als Rocker überhaupt gefallen? Ist das etwa ein Saxophon-Solo? Scheinen doch Keyboards zu sein. Ich beschließe, dass das mir gefällt.

Der hitverdächtige Rausschmeißer ‚Pieces‘ bedient dann wieder mehr die Rockerfraktion und überzeugt mit kraftvollem Chorus und furiosem Gitarrensolo.

Aus meiner Sicht haben CREYE voll abgeliefert. Die Bandbreite der Songs wurde ausgebaut und alles ist auf totale Eingängigkeit getrimmt, was man natürlich mögen muss. Die zwei leichten Durchhänger seien verziehen, wenn der Rest überzeugen kann. Absolut massenkompatible Musik, nur wird das leider die breite Masse nie mitbekommen. Es sei denn, man gewinnt den ESC. Einziger Wermutstropfen: diesmal ist für mich kein Überhit wie ‚Siberia‘ enthalten. Dafür überzeugt das Album mehr in seiner „Breite“.

(Armin – 90%)

 

 

CREYE und ich pflegen seit jeher eine eher distanzierte Beziehung. Eigentlich von der musikalischen Ausrichtung her genau mein Ding, berührt mich deren Musik schlicht und ergreifend nicht. Und das Schlimmste ist: Ich kann es noch nicht mal ordentlich begründen.

Denn auch ihr neustes Machwerk III Weightless bietet grundsätzlich wieder alles, was das Melodic-Herz begehrt: Tolle Vocals, mitreißende Melodien und abwechslungsreich arrangierte Songs. Also genau die Zutaten, die schon die beiden Vorgänger auszeichnete und auf der aktuellen, superb produzierten Scheibe nochmals perfektioniert wurden.

Daher kann ich jeden verstehen, der die Veröffentlichung über den grünen Klee lobt und für Freunde der Band dürfte III Weightless garantiert ein weiteres Highlight in der noch recht kurzen Karriere der Schweden darstellen.

Für mich sind und bleiben CREYE jedoch weiterhin irgendwie seltsam nichtssagend, was sicherlich mein ganz persönliches Problem sein dürfte und niemand davon abhalten sollte die Platte anzutesten.

Interessierte dürfen deshalb gerne mindestens 15 % zu meiner höchst subjektiven Wertung hinzuaddieren.

(Frank – 69%)

 

 

CREYE reihen sich ein in die große Zahl schwedischer AOR- und Melodic Rock-Bands, die allesamt gute Songs hervorbringen, und auch an der Produktion und den Fähigkeiten der Musiker gibt es meistens wenig zu meckern. Mir persönlich fehlt oftmals jedoch die Portion Eigenständigkeit und die besonderen Ideen beim Songwriting, die eine gute CD für meinen Geschmack zu einer herausragenden machen.

So bieten CREYE auch auf ihrem dritten Longplayer elf durchweg gefällige Songs, die zumeist ein mittleres Tempo vorgeben, verhalten beginnen, sich zum Refrain steigern und in denen Gitarren und Keyboards nahezu gleichberechtigt eingesetzt werden. Typische Vertreter dieses Schemas sind die beiden ersten Songs `Glorious´ und `Air´ sowie `How Far´ und der Rausschmeißer `Pieces´. Diese Formel hat schon in den seligen 80ern funktioniert und läuft auch mir immer noch geschmeidig in den Hörkanal.

Etwas sperriger klingen `One Step Away´ und `Dangerous´, denen die Band eine recht abgehackte Rhythmik verpasst haben, die mich nervös macht. Hardrockiger wird es bei `Spreading Fire´ und `In The Shadows´, während die Quotenballade `Stay´ erwartungsgemäß mit einem schönen Piano beginnt und dem Hörer drei Minuten Luftholen lässt, bevor sie mehr Druck erzeugt und zu einer Powerballade mutiert.

Bei `Weightless´ erinnern mich CREYE an eine keyboardlastigere Version ihrer britischen Genrekollegen von VEGA, was von mir durchaus als Kompliment zu verstehen ist.

Insgesamt eine solide Leistung, die mir respektvolle 75% wert ist. Mir persönlich fehlen ein Stück eigene Identität und etwas mutigere Kompositionen, aber wer AOR-Schwedenhappen liebt, kann bedenkenlos zugreifen: er wird bekommen, was er erwartet hat. Nur etwas Unerwartetes wird er nicht bekommen.

(Ulle – 75%)

 

 

Offen gesagt ist das bisherige Schaffen der schwedischen Band CREYE relativ unbemerkt an mir vorbeigezogen. Als nun in der Redakteursgruppe die Diskussion über ein Crew-Review zum neuesten Output der Band angestoßen wurde, war mir klar, dass mit großer Wahrscheinlichkeit sehr differente Meinungen (von „großartig“, „Meilenstein“, „wie kann man die nicht lieben“, „keine Ahnung von guter Musik“ bis zu „langweilig“, „Einheitsbrei“ oder „Frontiers-Retortenprodukt“) aufeinanderprallen würden.

Wie konnte ich mich also dem Thema unvoreingenommen nähern? Indem ich bei Adam und Eva begann und mir in chronologischer Reihenfolge die drei Scheiben der Band in einer mehrstündigen Session reingezogen habe. Das Ergebnis hat mich dabei selbst ein wenig überrascht.

Die ersten beiden Werke CREYE und II sind lupenreiner, Keyboard-orientierter kuscheliger Ear-Candy-AOR mit Schmusegarantie und einer teilweise schon sehr poppigen Kopfnote. Genau das richtige für frischverliebte Paare oder einfach nur für die gute Laune. Als Anspieltipp sei hier z.B. ‚A Better Way‘ vom Debütalbum wärmstens empfohlen.

Hier liegt aber auch in meinen Augen das größte Problem der Band. Alle Songs sind sehr ähnlich strukturiert und es bleibt nach dem Durchlauf zwar ein wohliges Gefühl aber kaum ein Titel nachhaltig im Gedächtnis zurück. Man kann diese Musik wunderbar nebenbei hören und genießen, sie tut nicht weh aber eben auch nicht mehr.

Das neue Album Creye III – Weightless hat hingegen ein wenig an Härte zugelegt, man fühlt sich bei einigen Stücken unmittelbar an H.E.A.T. oder neuere TREAT erinnert. Die Songs klingen moderner, ohne den gewissen Ohrwurmcharakter zu vernachlässigen (‚Spreading Fire‘). Die Band sieht hier eine gewollte Weiterentwicklung ihres Sounds. Es sei ihr gegönnt, ich persönlich finde dieses Album jedoch ein wenig schwächer als die beiden Vorgänger, da man sich für meinen Geschmack zu sehr dem aktuell angesagten modernen Schweden-AOR-Sound der Frontiers-Veröffentlichungen anpasst hat. Ob das reicht, um aus dem Gros der Veröffentlichungen des Genres herauszustechen und sich nachhaltig an der Spitze zu etablieren halte ich zumindest für fraglich. Mehr Eigenständigkeit wäre sicher hilfreich.

Alles in allem aber eine solide Leistung, die mit 75% zu honorieren ist. Aber wie schon angemerkt, die Vorgänger gefielen mir mit ihrem kuscheligen Dauneneffekt (halt „weightless“) dann doch besser. Der geneigte Hörer mit Ansprüchen muss sich für neues Futter aber wohl noch weiter umschauen und gedulden.

(Olaf – 75%)

 

 

Vom Vorgänger ist mir ‚Siberia‘ als einziger Song aus dem gesamten Album in guter Erinnerung geblieben. Ein gelungener Pop-Rock Song, der auf ganzer Linie überzeugt. Auf ihrem dritten Streich hat die Truppe den Härtegrad moderat nach oben geschraubt. Einerseits haben die Gitarren deutlich mehr Raum bekommen und auf der anderen Seite fallen einige fein gelegte Keyboardteppiche angenehm auf.

Der Opener ‚Glorious‘ glänzt mit dieser neuen Rezeptur. Die beiden nachfolgenden Songs ‚Air‘ und ‚One Step Away‘ können mit ähnlicher Bauart zumindest in den ersten Hördurchgängen noch überzeugen. ‚Spreading Fire‘ lässt mit seinem Gitarrenriff, einem guten Chorus und einer schönen Bridge kurz aufhorchen – doch dann ist es mit der Spannung auf III Weightless vorbei. Die Quotenballade ragt nochmal angenehm aus dem Einheitsbrei heraus. ‚Stay‘ kommt nur langsam in Schwung, überzeugt aber im letzten Drittel mit einem herausragenden Refrain. Unerträglich wird es für mich bei Songs wie ‚The Game‘ oder ‚Dangerous‘, die auch in einer gecasteten Boygroup nicht negativ auffallen würden.

(Tom – 60%)

 

 

Da sind die Kollegen ja ganz schön unterschiedlicher Meinung bezüglich des neuesten Outputs von CREYE – dann versuche ich mal, das Ganze ins rechte Licht zu rücken. Gleich vorweg, ich finde die beiden Vorgänger richtig stark, auch wenn ich verstehe, wenn man diese Meinung nicht teilt. CREYE hatten (zumindest mit CREYE II) ihrem AOR-Sound eine sehr intensive Pop-Schlagseite verpasst – wer damit ein Problem hat, der wird mit der Band generell nicht warm werden.

Als Paradebeispiel für den prägnanten Sound der Schweden mag das bereits erwähnte ‚Siberia‘ vom zweiten Album sehr gut geeignet sein, allerdings wäre es fatal, die Scheibe nur auf diesen einen Song zu reduzieren. II ist von vorne bis hinten ein grandioses Pop-Rock-Album und nimmt für mich immer noch eine Top-3-Platzierung ein, wenn es um die besten Alben aus dem Jahr 2021 geht.

Wie ist denn nun das dritte Album gelungen? Wer von den Redakteuren hat den nun recht und wer liegt komplett daneben? ‚Spreading Fire‘ wurde bereits vorab im Dezember veröffentlicht und diese Nummer legt dann gleich eine komplett falsche Spur – falls man auf die Idee kommt, dass dieser Song repräsentativ für das Album sein könnte. Tatsächlich härter, direkter und nicht so verspielt haben wir es (im CREYE-Kosmos) mit einem kernigen Rocker zu tun – welcher in dieser Form auf dem Vorgänger nicht zu finden war.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum einige Kollegen finden, dass die Band härtetechnisch zugelegt hat – dieser Meinung bin ich nämlich nicht, weil abseits dieser Single-Auskopplung exakt der Weg verfolgt wird, der auf dem zweiten Album eingeschlagen wurde – und teilweise auf die Spitze getrieben wird, wie etwa bei ‚The Game‘ oder ‚Dangerous‘. Das muss man nicht mögen und der Vergleich von Tom und Armin mit der Boygroup ist auch legitim. Anderseits sind manche Songs von „Bands“ wie den BACKSTREET BOYS hinsichtlich der Arrangements nicht soo weit vom Melodicrock entfernt. Man höre z.B. X von DEF LEPPARD oder ‚It’s My Life‘ von BON JOVI – hier sind ja auch teilweise dieselben Songschreiber unterwegs.

Armin bringt die Frage auf, ob einem ‚Dangerous‘ als Rocker überhaupt gefallen darf? Absolut, weil es einfach – trotz oder wegen seiner Eingängigkeit – einer der besten Songs ist, welcher bislang im Jahr 2023 veröffentlicht wurde.

III Weigthless ist insgesamt nicht besser als die beiden Vorgänger, aber auf einem ähnlichen Niveau. Sehr selbstbewusst hat man die 3 besten Tracks ganz hinten versteckt und hätte man mit ‚How Far‘ nicht eine für CREYE-Verhältnisse eher schwache Nummer auf das Album gepackt, dann wäre man tatsächlich jenseits der 90%.

Zusammenfassend ist anzumerken, dass das Album mit Sicherheit nicht nur bei uns intern polarisieren, sondern auch von den Melodic-Rock-Fans unterschiedlich aufgenommen werden wird. Wie ist Eure Meinung? Diskutiert mit uns gerne hier oder im Forum über das Album.

(Rainer – 88%)