Schade, sehr schade, dass die Veröffentlichung eines solchen Albums nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgt. Beim Stöbern im Netz hatte ich irgendwann davon gelesen, dass einer meiner Lieblingssänger ein Soloalbum plant. Dass Tales Of The Past allerdings schon im Juni dieses Jahres veröffentlich wurde, hat wohl kaum jemand mitbekommen.
Zunächst jedoch ein klein wenig Background Information zu DAVID FORBES. Mitverantwortlich ist der Mann für zwei absolute Klassiker unseres Genres. Erster Klassiker: BOULEVARD – mit ihrem Debüt Boulevard aus dem Jahre 1988. Zweiter Klassiker: BOULEVARD – mit ihrem Zweitwerk Into The Street aus dem Jahre 1990. Beide Werke sind auch in unseren Top 250 vertreten: Boulevard auf Platz 239 und Into The Street auf Platz 50! Dann verschwinden BOULEVARD von der Bildfläche um satte 25 Jahre später mit einem Reunion Auftritt auf dem Firefest und der DVD Live From Gastown (sehr empfehlenswert!) ein Comeback einzuläuten. 2017 folgt das Studioalbum Luminescence, welches für mich ganz klar einen weiteren Klassiker darstellt.
Da sich BOULEVARD derzeit wieder im Pause-Modus befinden, hat DAVID FORBES mit Tales Of The Past nun seit erstes Soloalbum an den Start gebracht. Um es vorwegzunehmen: ein weiteres Highlight, ein weiterer Klassiker im Schaffen des Herrn Forbes! Das Album möchte ich all jenen ans Herz legen, denen die immer gleichen italienischen Fertiggerichte und die immer verfügbaren nordischen Happen schwer im Magen liegen. Vordergründig lässt die Kombination aus „Sänger mit Kultstatus“ plus erfahrener Songwriter/Gitarrist/Keyboarder ein weiteres gesichtsloses Album mit Projektcharakter befürchten, doch Tales Of The Past ist erfrischend anders!
Ganz klar in den Achtzigern verwurzelt, gelingt es den Akteuren die Musik unglaublich frisch klingen zu lassen und damit ins hier und jetzt zu holen. Da passt der Albumtitel hervorragend! Vorwiegend im Midtempo Bereich angesiedelt, brauchen die zwölf Songs den ein oder anderen Durchlauf mehr, um sich dann zu entfalten und sich in die Gehörgänge zu schmeicheln. Richtig, hier bohrt sich nichts in die Gehörgänge, hier schleichen sich die Songs langsam, aber sicher in die selbigen. Die Handschrift von Steve Newman ist klar zu erkennen, aber flapsig ausgedrückt, hat sich der gute Steve hier einfach mehr Mühe gegeben. Zumindest im Vergleich zu seinen doch sehr eintönigen letzten Alben unter dem „NEWMAN“ Banner.
Vom Start mit ‚Girl Tell Me Why‘ bis hin zum abschließenden ‚Freedom‘ hat das Album nur Highlights zu bieten. Einzelne Kompositionen hervorzuheben, werde ich diesmal tunlichst unterlassen. Jeder einzelne Song ist äußerst sorgfältig ausgearbeitet, meist getragen von einem großartigen Gitarrensound und einschmeichelnden Keyboards, die die Songs ein wenig wie in Watte gepackt wirken lassen. Genießt das Album am Stück, lehnt euch zurück und lasst die Songs auf euch wirken. Jeder einzelne hat es verdient!
