GRAND – s/t

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
21.10.2022
Tracklist
1. Caroline
2. Stone Cold
3. Make It Grand
4. The Price We Pay
5. Johnny On The Spot
6. Those Were The Days
7. Once In A Blue Moon
8. Too Late
9. After We’ve Said Goodbye
10. Ready When You Are
11. Anything For You
Line-Up
Mattias Olofsson - Lead and Background Vocals
Jakob Svensson - Guitars, Bass, Keyboards, Backing Vocals
Anton Martinez Matz - Drums and Bass
Unsere Wertung
88
88

Die Überraschung des Monats kommt nicht etwa von CHEZ KANE oder PERFECT PLAN – von deren neuen Alben konnte man eh Großartiges erwarten. Nein, eher im Hintergrund veröffentlichen Frontiers mit der Band GRAND das alles überragende Highlight im Oktober – und vielleicht sogar des Jahres?

GRAND ist die Band des schwedischen Singer/Songwriters Mattias Olofsson, der hier auf seinem Debüt Unterstützung von Anton Martinez Matz und Jakob Svensson (Wigelius) bekommt. Aufgrund dieser Informationen liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um ein austauschbares, gesichtsloses Projekt handelt, welches kein Mensch braucht (wie beispielsweise das kürzlich erschienene Burn For Love von den KILLER KINGS). Und ich gebe zu, dass auch ich mit gemischten Gefühlen an diese Scheibe heranging.

Bereits nach dem ersten Song ‚Caroline‘ (wie oft wurde diese Dame eigentlich schon besungen?) sind diese Zweifel allerdings wie weggeblasen. Das ist AOR in Reinkultur: Melodisch in den Strophen, ein pumpender Basslauf und ein Refrain zum niederknien. Mattias Olofssons Stimmfarbe finde ich aber auch extrem passend zur Musik. Nicht unweit von Alexander Strandell (ART NATION, CROWNE, NITRATE) ist Olofsson eher in höheren Tonlagen unterwegs, wobei er weitestgehend nicht glockenrein singt, sondern eine gewisse Rauheit im Stile von Torstein Flakne (STAGE DOLLS) in seiner Stimme hat.

‚Stone Cold‘ haut dann gleich in die gleiche Kerbe. Der massive Keyboardeinsatz und das Songwriting erinnern an STARSHIP Mitte der 80er mit dem Unterschied, dass der Refrain noch zwingender ist, als bei den Vorbildern vor annährend 40 Jahren. Rockiger wird es mit dem stampfenden ‚Make It Grand‘, welches eher zu Bryan Adams schielt – und auch diese Richtung steht der Band mächtig gut.

Das absolute Highlight folgt aber mit dem wunderschönen ‚The Price We Pay‘. Diese Stimme, diese Hookline – das ist die Essenz des Melodicrock und besser kann man AOR heutzutage nicht zelebrieren. Beim nachfolgenden ‚Johnny On The Spot‘ wird man dann sogar an selige LAOS-Zeiten erinnert. Ja, bei LAOS sang mit Gudrun Laos eine Frau, aber Oloffsons Stimme klingt hier tatsächlich, als hätte die ehemals beste deutsche Rocksängerin wieder Lust auf ‚Jericho‘ oder ‚Heartbreak Road‘.

Man könnte hier jeden Song aufzählen, denn das ganze Album ist ein einziger Hit. Wobei…nicht ganz: mit ‚After We’ve Said Goodbye‘ hat sich dann doch ein Song eingeschlichen, welcher arg plüschig daherkommt und nicht ganz an die übrigen zehn Highlights herankommt.

Fans von CREYE oder insbesondere des letzten NITRATE-Albums können hier blind zugreifen. Das Zweitwerk von CREYE wird ja von vielen AOR-Fans als eines der Highlights der letzten Jahre gehandelt (auch von mir), aber ich sehe das Debüt von GRAND tatsächlich auf einem ähnlichen, schwindelerregenden Niveau. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht bei dieser einen Veröffentlichung bleibt.

  1. 72

    So, ich habe mir die Scheibe jetzt mehrfach gegeben. Leider bleibt mir da etwas zu wenig hängen. Natürlich ist das handwerklich kompetent umgesetzt und auch perfekt gesungen, aber das ist nichts drauf, dass sich für die Playlist meiner Lieblingslieder eignet. Im Endeffekt eignet sich das perfekt als angenehme Hintergrundberieselung im Homeoffice, aber ob ich das in ein paar Monaten wieder ausgraben werde, glaube ich eher nicht.

    Funfact am Rande: ich dachte tatsächlich die ganze Zeit, dass da eine Frau singt und auch der Rest meiner Familie war der gleichen Meinung. Somit ist der Vergleich mit Laos durchaus gerechtfertigt. Wobei mir Laos mehr zusagt.