Konzertbericht: H.E.A.T + REACH + TEMPLE BALLS, München 26.05.2022

Setlist H.E.A.T
1. One by One
2. Rock Your Body
3. Dangerous Ground
4. Emergency
5. Redefined
6. Straight for Your Heart
7. Late Night Lady
8. Come Clean
9. Back to the Rhythm
10. Beg Beg Beg
11. Cry
12. 1000 Miles
13. Living on the Run
14. Nationwide
15. A Shot at Redemption
16. Rise
TEMPLE BALLS

Erik Grönwall oder Kenny Leckremo? Es gibt wohl im Moment keine Diskussion im Melodicrock-Sektor, in welcher diese Frage nicht hitzig diskutiert wird. Gründungsmitglied Leckremo ist für die ersten beiden Großtaten von H.E.A.T verantwortlich

REACH

und wurde mit dem dritten Album durch Erik Grönwall (er gewann seinerzeit das schwedische Pendant zu DSDS) ersetzt. Wer H.E.A.T damals noch mit Kenny gesehen hat, der weiß, dass der Frontmann damals durchaus Ausstrahlung hatte, jedoch auf der Bühne nicht der Agilste war. Erik hingegen war seit seinem Einstieg eine richtige Rampensau und strotzte vor so viel Energie, dass jedes Konzert zum Happening wurde. Wer die ersten „Grönwall“-Konzerte gesehen hat musste aber auch feststellen, dass er die Songs von Kenny nie richtig gut singen konnte, da die eher metallische Stimme nicht so recht zum eher warmen Timbre Kennys passen mochte. Das war dann auch vermutlich der Grund, warum die Songs der ersten beiden H.E.A.T-Alben schrittweise von der Setlist der Stockholmer verschwanden.

Nun ist Kenny wieder zurück und man durfte gespannt sein, ob er auf der mehrmals verschobenen (und noch mit Grönwall geplanten) „Sign In the Northern Sky“-Tour die übermächtigen Fußstapfen seines Nachfolgers und Vorgängers ausfüllen kann.

Begleitet wurden die Schweden von den Finnen TEMPLE BALLS sowie von REACH, die ebenfalls aus Stockholm anreisten. Die TEMPLE BALLS waren dann auch der perfekte Anheizer und brachten das Publikum in der Backstage-Halle ordentlich auf Betriebstemperatur. Der stampfende Hardrock ist aber auch perfekt dazu geeignet, die Hardrock-Fans – für viele war es das erste Konzert seit 2 Jahren- wieder in den Headbang-Modus zu bringen.

REACH machte es dann den Besuchern deutlich schwerer, Zugang zu deren Musik zu verschaffen. Das Trio ist äußerst schwer zu kategorisieren. Im Grunde haben wir es im weiteren Sinne mit Alternative Rock zu tun, andererseits sind die Melodien zu eingängig, um sie

H.E.A.T

in diese Schublade zu stecken. Auch ich war anfangs mit dem Material überfordert, muss aber zugeben, dass ich im Laufe des Gigs immer mehr in die Songs der Stockholmer eingetaucht bin.

Kenny

Schlussendlich ein sehr starker Auftritt.

Doch natürlich warteten alle auf H.E.A.T und viele wollten eben auch die Eingangsfrage beantwortet wissen. Alle Zweifler wurden bereits beim Eröffnungssong ‚One By One‘ eines Besseren belehrt: Die Band präsentierte sich in bester Spiellaune und Kenny Leckremo brannte, um der ausgehungerten Meute zu zeigen, dass er es genauso gut kann wie der neue SKID ROW-Sänger – im Grunde wollte er es allen zeigen, dass er es sogar besser kann. Mitnichten ging man anfangs auf Nummer sicher und verließ sich auf die von Leckremo ursprünglich eingesungenen Songs. Nein, mit ‚Rock Your Body‘ und ‚Dangerous Ground‘ folgten ebenfalls Songs vom letzten H.E.A.T II-Album. Unglaublich mit welcher Energie der Sänger das brilliante Songmaterial umsetzte, wobei anzumerken ist, dass sämtliche Musiker „on top“ waren.

Mit ‚Emergency‘ (von Tearing Down The Walls) und dem nicht unbedingt zu erwartenden ‚Redefined‘ folgten weitere Songs aus der Grönwall-Era, ehe man mit ‚Straight For Your Heart‘ vom Debüt-Klassiker erstmals Kenny Leckremo’s Wohnzimmer betreten darf. Man sah es dem Frontmann an, wie dankbar er war, diese Songs wieder vor einem großen Publikum singen zu dürfen und die Zuschauer nahmen diese Steilvorlage an, um diesen alten H.E.A.T-Hit extasisch abzufeiern. Ab diesem Zeitpunkt gab es dann wirklich kein Halten mehr. Es folgte Hit auf Hit und im Laufe des Konzerts war es dann auch vollkommen egal, ob alte Klassiker oder Songs der letzten Alben ins Publikum gefeuert wurden – die extreme Energie der Band schwappte immer mehr auf

s Publikum über, ehe mit ‚Rise‘ der Gig dann furios beendet wurde.

In dieser Form sind H.E.A.T zumindest live im Moment das Maß der Dinge im melodischen Hardrock. Ob das neue Studioalbum Force Majeure (Erscheinungsdatum: 5. August 2022) dieses extrem hohe Level halten kann erfahrt Ihr natürlich hier, wenn wir die Scheibe reviewt haben.