OZ HAWE PETERSSON’S RENDEZVOUS – s/t

Label
Pride & Joy Music
Erscheinungsdatum
22.03.2024
Tracklist
1. Tuning In
2. Sacred Land
3. As We Cry
4. These Tears
5. Midnight Lady (Dangerous Game)
6. Fool’s Gold
7. This Time Around
8. The Essence Of Love
9. All Roads Lead Back To You
10. Never Be
Line-Up
Oz Hawe Petersson (g)
Mathias Rosén (k)
+ guests
Unsere Wertung
91
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Obwohl OSUKARU seit 2010 bereits 7 Alben veröffentlicht haben, sind sie den meisten Melodicrock-Fans erst seit ihrem letzten Release Starbound ein Begriff. Die Mischung aus AOR, Glam und vor allem kernigen Hardrock war eines der Highlights in 2021 und auch 2024 ist Starbound für mich immer noch eines der besten Alben der letzten 3 Jahre. Gitarrist und Hauptsongwriter Oscar Petersson veröffentlicht nun unter dem Banner OZ HAWE PETERSSON’S RENDEZVOUS seine erste Soloscheibe. Unterstützt wird er dabei unter anderem von seinem ehemaligen Weggefährten Mathias Rosén, seinerzeit Keyboarder bei deren erster gemeinsamen Band EYE. Für den Gesang holte sich Oz neben OSUKARU-Shouter Fredrik Werner noch Chris Rosander, David Forbes (BOULEVARD) und Jane Gould (FORGET ME NOT) ins Boot.

Man könnte jetzt meinen, dass sich der Schwede diese Spielwiese sucht, um seine Gitarren mehr braten zu lassen als bei seiner melodischen Stammband – aber weit gefehlt. Vielmehr wird der Härtegrad sogar nochmal eine Stufe zurückgefahren und man geht stilistisch – wie dann der Zusatz „Rendezvous“ doch vermuten lässt – noch mehr in Richtung AOR/Melodic Rock der 80er, als es bei OSUKARU der Fall ist.

Egal, wo man die Nadel auf dem Longplayer absenkt (ja, eine Vinylversion gibt es auch), man fühlt sich zu jeder Zeit an eine Dekade erinnert, wo man hinsichtlich der Refrains und der Arrangements noch klotzen durfte, ohne befürchten zu müssen in die Kitschecke verbannt zu werden. Keyboard-Hooks bis zum Abwinken, Refrains, die einen sofort anspringen, aber doch nachhaltig im Ohr bleiben sowie weibliche Backgroundgesänge in Hülle und Fülle…so wollen wir das, so lieben wir das.

Bei einer derartigen Vielfalt von unterschiedlichen Stimmen, besteht natürlich immer die Gefahr, dass das Gesamtbild nicht homogen oder gar zerrissen wirken könnte – das ist hier aber nicht der Fall. Eigentlich macht es genau den Reiz aus, diese Sammlung an Melodicrock-Perlen unterschiedlich interpretiert zu bekommen. Vergleicht man die kratzige Stimmfarbe von Frederik Werner mit den samtweichen Stimmbändern eines David Forbes, so könnten beide kaum weiter voneinander entfernt sein

Schwieriger ist es, Album-Highlights bei DER Fülle an großartigen Songs auszumachen. Die ‚Midnight Lady‘ hätte stilistisch auch auf Starbound die Hörerschaft verzücken können – und wäre dort auch eines der Highlights gewesen. Beim Opener ‚Sacred Land‘ sollten zumindest die Hörer Schnappatmung bekommen, welche All The Shades Of Darkened Light von FREE SPIRIT bevorzugt knieend genießen. Und generell sind es die Feinheiten, welche das Album zu etwas ganz Besonderem machen, wie beispielsweise das traumwandlerisch sichere Zusammenspiel von Keyboard und Gitarre, das seinen Höhepunkt beim Abschlusstrack ‚Never Be‘ findet – im besten Fall unterm Kopfhörer. Oder die unglaublich organische (analoge?) Produktion, welche zum Glück dem Zeitgeist trotzt und die wohl genau das Ziel hatte, so zu klingen, als wäre das Album Ende der 80er/Anfang der 90er erschienen.

Ich habe mir das Album mittlerweile sehr oft angehört, sacken lassen, wieder angehört und wieder sacken lassen. Doch auch nach etwa 2 Monaten hat Rendezvous nichts, aber auch gar nichts von seiner Faszination verloren und ist für mich die beste AOR-Scheibe seit STREETLIGHTs Ignition. Bleibt zu hoffen, dass es Oz schafft, dieses Referenzwerk irgendwie, irgendwo auf die Bühne zu bringen.