REMEDY – Something That Your Eyes Won’t See

Label
S-Rock
Erscheinungsdatum
16.12.2022
Tracklist
1. Living On The Edge
2. I Wanna Have It All
3. Marilyn
4. Scream In Silence
5. Sunday At Nine
6. Stranger
7. Thunder In The Dark
8. My Devil Within
9. Sinners And Saints
10. Lifeline
Line-Up
Robert van der Zwan (lv, g)
Roland Forsman (g)
Jonas Öijvall (k)
Jonas Dicklo (b)
Fredrik Karlberg (d)
Unsere Wertung
94
94

Da hört man sich das ganze Jahr 2022 durch zig Neuveröffentlichungen, und die stärkste geht einem glatt durch die Lappen. Was solls, besser spät als nie.

Gegründet in Schweden (wo auch sonst?) von Gitarrist, Songwriter und Producer Roland Forsman, der u.a. schon für CRAZY LIXX und ONE DESIRE tätig war, präsentieren uns die Mannen von REMEDY ein musikalisches Spektrum, welches die gesamte Bandbreite des Genres abdeckt und über die gesamte Spielzeit dermaßen zu überzeugen weiß, das einem vor lauter Staunen zeitweise fast die Kinnlade runterfällt. Schon der Eröffnungssong ‘Living On The Edge’ bietet alles, was das Melodic-Herz begehrt. Eine kraftvolle, meist in mittleren Höhen operierende Stimme, fantastische Melodien und einen nachhaltigen Chorus. Fertig ist der perfekter Opener, der jedoch von den folgenden Titeln noch locker überflügelt wird.

Während ‘Thunder In The Dark’ sowohl in Sachen Vocals (Robert van der Zwan) als auch mit seinem unwiderstehlichen Refrain an SURVIVOR zu ihren Glanzzeiten erinnert, hätte das druckvolle und erfreulich hart ausgerichtete ‘My Devil Within’ auch auf den letzten H.E.A.T Alben eine gute Figur abgegeben. Das ebenfalls in straightem Midtempo gehaltene ‘Sinners And Saints’ schlägt in eine ähnliche Kerbe – schon beeindruckend mit welcher Lockerheit sich hier ein Hit an den nächsten reiht.

Apropos Hits: Balladenfreunde MÜSSEN sich ‘Something That Your Eyes Won`t See’ einfach zulegen. Nicht nur der textliche Ansatz von ‘Sundays At Nine’ ist ziemlich ungewöhnlich, ein Mann führt in einem abstürzenden Flugzeug ein letztes Telefonat mit seiner Liebsten, auch der übergroße Refrain und das äußerst gefühlvolle Gitarrensolo zählen mit zum Besten was es in dem Bereich in den letzten Jahren zu hören gab. Klischees Fehlanzeige, hier widmet man sich mit voller Inbrunst dem Songinhalt – ohne dass es auch nur eine Spur peinlich wirkt. Auch das abschließende ‘Lifeline’ – teilweise an die langsameren REVOLUTION SAINTS Sachen erinnernd – kann in der Hinsicht brillieren. Sanfter Aufbau, mittig wird der Refrain kurz angedeutet, nur um gegen Ende dann vollends zu explodieren. Hier sind kompositorische Feingeister am Werk, was man dem Album zu jeder Sekunde anhört.

Vom Sound her muss man ebenfalls keinerlei Abstriche machen. Modern, aber nicht klinisch, stellenweise gar angenehm basisch, aber jederzeit zur Stimmung der jeweiligen Tracks passend. Muss man auch erstmal in dieser Perfektion hinkriegen.

Um jetzt nicht noch weiter in plumpe Lobhudeleien zu verfallen, mache ich es kurz: Mit ihrem Debüt haben Remedy wahrscheinlich die beste AOR-Scheibe seit NESTORs Kids In A Ghost Town veröffentlicht. Wirklich jeder, der auch nur im Ansatz etwas mit dem Genre anfangen kann, sollte, nein muss sich dieses Juwel einfach kaufen. Und soll mir später keiner behaupten er hätte von nichts gewusst!