RISING WINGS – Reach

Label
Pride & Joy
Erscheinungsdatum
22.09.2023
Tracklist
1. Ride On
2. Lonely Is The Night
3. Whatever It Takes
4. Remember
5. Hey You
6. Reach The Sky
7. Keep Going On
8. Wild And Free
9. Crying Time
10. Times Of Rain
Line-Up
Florian Bauer: vocals, guitars, bass and keyboards
Franz Raßhofer (Joe Leila), Falco Münch (Reload), Markus Herzinger (2nd East) and Bobby Santiago (Bloodwork): drums
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Wenn man an Hardrock aus dem nördlichen Oberbayern denkt, dann kommen einem unweigerlich BONFIRE in den Sinn. Auch wenn die Band im Laufe ihrer Karriere allerhand Müll verzapft hat, so muss man festhalten, dass sowohl das Debüt als auch der Nachfolger Fireworks zwei Klassiker des deutschen Hardrocks sind.

RISING WINGS kommen aus der Nähe von Ingolstadt und sind somit quasi Nachbarn von BONFIRE – und tatsächlich ist die Band um Florian Bauer musikalisch gar nicht so weit von den Anfangstagen der Truppe um Claus Lessmann entfernt. Wobei man das Wort „Band“ etwas relativieren muss. Florian Bauer hat das Album bis auf die Drums komplett allein eingespielt, insofern hat das Unterfangen eher Projektcharakter.

Die Plattenfirma will uns weißmachen, dass Reach – so der Name des ersten Full-Length-Outputs von RISING WINGS…for fans of: Harem Scarem, Hardline, Giant, Treat, Eclipse, H.e.a.t” sei. Es mag schon richtig sein, dass man die Fans dieser Gruppen anspricht, allerdings sind die Gemeinsamkeiten zu den genannten Bands eher gering. Über Reach hängt immer dieser wohlige provinzielle Dunst, den viele deutsche Band aus den 80ern nicht ablegen konnten oder wollten. Wenn man eine Vergleichsband finden will, dann kommen mir immer wieder die HOLLYWOOD BURNOUTS (natürlich ebenfalls aus Bayern) in den Sinn, die mit einer EP und 2 Alben vor einer guten Dekade deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätten und deshalb leider viel zu früh das Handtuch schmissen.

Diese Mixtur aus teutonischen Hardrock, leichten Sleaze/Glam-Anleihen und einem typisch deutsch klingenden Sänger ist aber viel besser als man bis hierhin vermuten könnte. Gleich der Opener ‚Rising Tide‘ überrascht mit toller Gitarrenarbeit, einem ausgesprochen ohrwurmfreundlichen Refrain und schönen Oh-Oh-Mitsingparts. Nicht jeder Song auf Reach hat dieses Hitpotential und doch gibt es über die komplette Laufzeit keinen einzigen Skipkanditaten.

Das zweite große Highlight ‚Whatever It Takes‘, wühlt in einer Kiste, die auch (frühe) SHAKRA und (ganz frühe) GOTTHARD auf dem Dachboden gefunden haben könnten. Einen unverschämt eingängigen Refrain bietet ‚Reach The Sky‘ und lässt einen in der Vergangenheit schwelgen – in Zeiten als beispielsweise das Debütalbum von CRAAFT noch für zuckende Bewegungen in der Hüftgegend sorgte (außer bei Frank). ‚Wild And Free‘ und ‚Times Of Rain‘ könnten dann tatsächlich aus der Feder von Mike Nazzty (HOLLYWOOD BURNOUTS) stammen.

Ich habe die Scheibe nunmehr bestimmt 10mal angehört und wenn man ein Haar in der Suppe finden will, dann nur vielleicht, dass Florian Bauer jetzt kein zweiter Jimi Jamison oder Steve Perry ist. Er singt solide und man hört auch die Leidenschaft – mit einem Sänger von Weltklasseformat wären aber vielleicht noch ein paar mehr Pünktchen drin gewesen.