ROBBY VALENTINE – Embrace The Unknown

Label
Valentine Records
Erscheinungsdatum
21.10.2023
Tracklist
1. Break The Chain
2. Don´t Give Up On A Miracle
3. Never Fall In Love
4. Life Is A Lesson
5. My Friend (In The End)
6. Roll Up Your Sleeves
7. Show The Way
8. Shadowland
9. Take Me To The Light
10. Embrace The Unknown
Line-Up
Robby Valentine – alle Instrumente und Vocals
Unsere Wertung
95
Leserwertung0 Bewertungen
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95

Kennt ihr das? Es gibt Künstler und Bands, die habt ihr schon ewig auf dem Schirm – aber aus unerfindlichen Gründen seid ihr noch nie dazu gekommen, euch so richtig mit dem Schaffen des Besagten auseinander zu setzen. Mir geht das so mit ROBBY VALENTINE. Oder sollte ich besser sagen Robert Kempe? Und da haben wir gleich den ersten Berührungspunkt! Unter seinem bürgerlichen Namen verfasste er fast alle Songs für das Debüt Tears And Triumph (1992) der holländischen Band 1st AVENUE. Des Weiteren finde ich ihn in meiner Sammlung auf AYREON´s Klassiker Into The Electric Castle (1998) und auf dem Fata Morgana (2001) Album der ebenfalls aus Holland stammenden Truppe HELLOISE. Bis auf 1st AVENUE sind das Alben, die nicht direkt Bible kompatibel sind, aber ich lege die gerne – und immer mal wieder – auf.

Das am 21.10.2023 im Eigenverlag erschienene Embrace The Unknown hat mich aber neugierig gemacht. Den ersten Hördurchgang habe ich mit dem Kommentar „ganz nett“ abgeschlossen. Aber, wie häufig bei den hochinteressanten Alben, waren da doch Passagen in den einzelnen Songs, bei denen ich unterbewusst wohl genauer hingehört hatte. Nach weiteren Durchgängen bin ich Stand heute ganz klar bei „Album des Jahres“ angekommen.

Embrace The Unknown macht süchtig und ist schlichtweg ein Meisterwerk!

Hier stimmt einfach alles. Angefangen von der Covergestaltung, der Reihenfolge der Songs, die Produktion (druckvoll und glasklar), die Arrangements, die Performance an den einzelnen Instrumenten. Alles sorgfältig durchdacht und mit viel Engagement und Herzblut umgesetzt.

Voraussetzung ist, dass ihr mit den großen Klassikern in der Rockmusik was anfangen könnt. Allen voran QUEEN, die BEATLES und das ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA. ROBBY VALENTINE geht damit auch offen um und verschanzt sich nicht hinter lächerlich wirkenden Kommentaren wie einst KINGDOM COME, die doch rotzfrech behaupteten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Kingdom Come (1988) und In Your Face (1989) noch nie etwas von LED ZEPPELIN gehört zu haben.

ROBBY VALENTINE besitzt die Gabe, die Einflüsse der Klassiker vom ersten Ton an wirken zu lassen. Schafft es aber, daraus einen ganz eigenen Stil zu kreieren. Ich höre Einwürfe wie „Kopie“ oder „Plagiat“. Nein, davon sind die Songs auf Embrace The Unknown meilenweit entfernt! Als neuere Bands, die diese Kunst beherrschen, möchte ich mal GHOST, die CATS IN SPACE oder CROWN LANDS anführen. Letztere haben auf ihrem Album Fearless (2023) ihre Anleihen bei RUSH und LED ZEPPELIN zu einem eindrucksvollen Album verwoben – und damit das gesamte Team der AOR-Bible begeistert.

‚Break The Chain‘ ist der perfekte Stadionrocker zum Auftakt in dieses großartige Album. ‚Roll Up Your Sleeves‘, ‚Never Fall In Line‘ und ‚Take Me To The Light’ schlagen in die gleiche Kerbe. Druckvoll nach vorne gehende Rocker, die vor dem geistigen Auge die Münchner Olympiahalle in einen Hexenkessel verwandeln. ‚Don´t Give Up On A Miracle’ ist eine dieser großartigen Verbeugungen vor den legendären QUEEN. ‚Life Is A Lesson‘, für mich der einzige Song, der mich immer noch nicht erreicht, ist DIE Hommage an den Sound der BEATLES.

Neben den beiden bereits erwähnten Rockern zählt auch das balladeske ‚My Friend (In The End)‘ zu meinen absoluten Highlights. Normalerweise steige ich nicht tief in die jeweiligen Texte der Songs ein, aber auch hier macht Embrace The Unknown eine durchaus angenehme Ausnahme. „In the end you´ll always be my friend, but you didn´t give a damn“. Noch Fragen? ‚Show The Way‘ ist Breitwandkino und Dramatik pur. Wie kann man nur so großartige Melodien schreiben? Und was für ein gefühlvolles David Gilmour Gedächtnissolo!

Der alles überragende und abschließende Titelsong ‚Embrace The Unknown‘ lässt mich mit seinem fesselnden Aufbau und dem tiefgehenden Text immer wieder mit Gänsehaut und Kloß im Hals zurück. Gänsehaut wegen der musikalischen Schönheit des Songs, der in einem beeindruckenden Crescendo endet – und Kloß im Hals, wegen der packenden, autobiografischen Lyrics. Das Arrangement rund um die kurze Passage bei „should have been a rockstar“ wird mir wohl nie wieder aus dem Kopf gehen! Wer mehr über die Hintergründe dieser Lyrics erfahren möchte, findet dazu alles auf der Homepage des Künstlers.

Für mich steht nach dem Genuss von Embrace The Unknown zweifelsohne fest, dass ich mich in der nächsten Zeit intensiv mit den vorhergehenden Werken von ROBBY VALENTINE beschäftigen werde. Versprochen!

  1. 93

    Ganz großes Kino. Die Scheibe ist wirklich extrem abwechslungsreich und man findet bei jedem Durchgang neue Feinheiten. Lustigerweise kann ich mit der Beatles-Hommage “Life Is A Lesson” auch nicht wirklich viel anfangen. Bei dem ein oder anderen Chorus (besonders bei “Never Fall In Line”) kommen mir sogar Vergleiche zu Yes zu seligen “90125”-Zeiten in den Sinn. Und wie genial ist bitte “My Friend (In The End)”? Das ist für mich Gänsehaut pur und erinnert mich von der Dramatik her ein klein wenig an Gowans “Criminal Mind”. Ja, auch für mich bisher eines der Jahreshighlights!

  2. 85

    Sehr schöne Scheibe, und sehr treffend beschrieben – vor allem die genannten Referenzbands. In Sachen Einflüsse und Abwechslungsreichtum können tatsächlich die Briten Cats In Space herhalten, auch wenn Robbie Valentine da für meinen Geschmack noch nicht ganz herankommt. Ich habe großen Respekt davor, dass er so ein Album fast im Alleingang eingespielt hat (bis auf Angelo Sasso an den Drums, aber auch der braucht den Input des Komponisten).