151. MICHAEL BOLTON – s/t

93

Platz
151
Punkte
408
Erscheinungsjahr
1983
Tracklist
1. Fools Game 3:53
2. She Did The Same Thing 3:51
3. Hometown Hero 3:40
4. Can’t Hold On, Can’t Let Go 3:18
5. Fighting For My Life 3:27
6. Paradise 3:57
7. Back In My Arms Again 3:13
8. Carrie 3:50
9. I Almost Believed You 4:04
Line-Up (Auszug)
Michael Bolton Vocals, Guitar
Jan Mullaney Keyboard
Mark Mangold Keyboard, Vocals
Bob Kulick Guitar
Bruce Kulick Guitar
Aldo Nova Keyboard, Guitar
Mark Clarke Bass
Chuck Burgi Drums
Unsere Wertung
93
Das Jahr 1983 war für den AOR-affinen Rezensent und jungen Plattensammler ein aufregendes aber finanziell auch sehr „belastendes“ Jahr. Eine Vielzahl von Veröffentlichungen im melodischen Rockbereich mit einer außergewöhnlichen hohen Qualität flutete die Musikläden, denn fast alle großen Plattenfirmen hatten diese Stilrichtung endgültig für sich als Goldquelle entdeckt.

Neben den weltweiten Veröffentlichungen die jeder Interessierte kennen dürfte wie z.B. Survivor (Caught In The Game), Journey (Frontiers), Le Roux (So Fired Up) oder STREETS (1st), gab es auch viele kleine und vor allem feine Importe aus den USA oder Kanada wie PRISM (Beat Street), ARC ANGEL (S/T) oder die MICHAEL STANLEY BAND (You Can’t Fight Fashion).

Zwischen all diesen Juwelen tauchte 1983 auch das Debut-Album eines Künstlers auf, der bis dahin eher im 70er (Pop-)Rock zu Hause war und als Solist unter dem Namen BOLOTIN sowie als Mitglied der Rock-Band BLACKJACK (mit Bruce Kulick, später KISS) ein eher bescheidenes Dasein führte. Die Rede ist von MICHAEL BOLTON, den viele wahrscheinlich eher als Schmusesänger im Genre „Blue Eyed Soul“ (despektierlich oft auch als „Schwiegermutter‘s Liebling“ bezeichnet) kennen dürften.

Nach kleinen Erfolgen als Songschreiber und Co-Autor für andere Künstler (u.a. LAURA BRANIGAN, CHER) wandte er sich ab 1983 dem lupenreinen AOR / Melodic Rock zu und veröffentliche zwei Alben unter seinem Namen, die heute zu den absoluten Klassikern des Genres zählen. 1983 kam das Debut Michael Bolton auf den Markt, dem 1985 das noch stärkere Zweitwerk Everybody’s Crazy folgte (mehr dazu in einem gesonderten Review).

(Fun fact an dieser Stelle: Seit langer Zeit hält sich das Gerücht, dass MICHAEL BOLTON Anfang der 80er als Sänger der Heavy Metal-Granden BLACK SABBATH im Gespräch war und auch vorgesungen haben soll. Laut Bolton war es wirklich nur ein Gerücht, was Tony Iommi von BS interessanterweise auch heute noch bestreitet. Glücklicherweise kam alles anders und wir in den Genuss zweier unsterblicher Kult-Alben des 80er-AOR.)

Auf seinem Debutalbum wurde BOLTON von einer illustren Schar bekannter Musiker unterstützt, die schon damals oder in späteren Jahren auch mit ihren eigenen Projekten oder als Bandmitglieder Erfolg hatten. So setzte sich seine „Begleitband“ zum Teil aus Musikern der Band BALANCE (In For The Count) zusammen, ergänzt u.a. durch Bruce Kulick, Scott Zito, Mark Mangold (TOUCH, DRIVE SHE SAID) oder Aldo Nova. Das Album erreichte zumindest in den USA Goldstatus, weltweit fand es eher weniger Beachtung. Seinen internationalen Durchbruch sollte BOLTON erst 1987 mit dem Album The Hunger schaffen, das aber schon deutliche Züge seiner zukünftigen souligen Schmusemucke zeigte. Der monetäre Höhepunkt seines Schaffens folgte dann 1989 mit Soul Provider, einem mehrfach ausgezeichneten Platin-Album.

Doch zurück zu seinem Debut. Das Album startet mit dem Übersong ‚Fools Game‘, der locker in die Top 20 der besten AOR-Songs ever gehört (Anmerkung: Meine Nr. 1 in dieser Liste ‚More Than A Feeling‘ !!!). Stakkato-Keyboards, Power Chords und eine fette Produktion ziehen einen sofort in den Bann. Dazu sahnige Background-Chöre, ein gehaltvoller Drumsound und die prägnante Stimme von BOLTON fügen sich zu einem Hörerlebnis zusammen, das seinesgleichen sucht. AXEL RUDI PELL hat sich 2007 an einer Cover-Version probiert, mit eher überschaubarem Erfolg. Und auch die Version von LAST AUTUMN’S DREAM aus dem Jahr 2010 ist, einfach gesagt, ausbaufähig.

Der nächste Song ‚She Did The Same Thing‘ startet etwas Keyboard-lastiger um im weiteren Verlauf auch der Rockgitarre wieder genügend Raum zu geben. Die weiteren Stücke sind allesamt in die Kategorie des melodiösen Mainstream-Rocks amerikanischer Prägung der damaligen Zeit mit einer positiven Grundstimmung einzuordnen, wobei das Cover des alten SUPREMES-Hits ‚Back In My Arms Again‘ mit seiner gelungenen Adaption als Rocksong herausragt. Den Abschluss des Albums bildet die einzige echte Ballade ‚I Almost Believed You‘, die zudem auch schon einen ersten Vorgeschmack auf BOLTON‘s spätere Soul-Vorlieben geben sollte.

Produziert wurde das Album u.a. von BOLTON selbst. Das sich unter den Aufnahmelokalitäten auch die Power Station Studios in NY befanden, zeigt sich in der fetten Produktion und Abmischung des Debutwerkes, für die das Studio in den 80er Jahren bekannt war und weltweit geschätzt wurde. In diesem Zusammenhang taucht auch immer der Name des Gründers des Studios auf, Tony Bongiovi, einem Cousin von Jon Bon Jovi. Das Mastering von Bob Ludwig tut sein Übriges zum guten Gesamt-Sound.

Ein großer „Nachteil“ sollte aber nicht unerwähnt bleiben: die kurze Spielzeit von nur knapp 33 min. Dies war in der damaligen Zeit jedoch üblich, oftmals fanden nur 8 oder 9 Titel Platz auf einem Album. Aber manchmal ist weniger halt mehr.

Nun zum schwierigsten Teil eines jeden Reviews, der prozentualen Bewertung. In meiner eigenen Bewertungsskala von max. 10 Punkten erhält das Debut-Album von MICHAEL BOLTON blitzsaubere 9 Punkte, umgerechnet auf den hier gültigen Bibel-Maßstab wären das 90 %. Der Kultstatus des Albums bringt nochmal 3 %, so dass wir bei satten 93 % landen. Ein bisschen Luft nach oben sollte noch bleiben, es folgte schließlich 1985 noch Everybody’s Crazy.