166. BREATHLESS – Nobody Leaves This Song Alive

Die Baseball Metropole Cleveland würde man jetzt nicht unbedingt als eine der ersten Adressen nennen, wenn es um AOR oder Rock im Allgemeinen geht. Nichtsdestotrotz hatte sich Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre eine kleine Rockszene um ERIC CARMEN, JOE WALSH oder der MICHAEL STANLEY BAND gebildet, welche auch außerhalb von Ohio größere Erfolge erzielen konnte. Letztere verließ Gitarrist Jonah Koslen 1977 um seine eigene Band BREATHLESS zu gründen. Zusammen mit Bassist Bob Benjamin, Drummer Kevin Valentine, Percussionist Rodney Psyka und Gitarrist Alan Greene erschien 1979 das selbstbetitelte Debüt, welchem 1 Jahr später Nobody Leaves This Song Alive folgte, auf dem Keyboarder Mark Avsec das Lineup komplettierte. Waren die Zutaten beim Erstling denen der MICHAEL STANLEY BAND nicht unähnlich, so fügte man auf dem zweiten und letzten Album einige interessante Details hinzu, welche das Album am Anfang etwas sperriger machten, aber der Band auch einen eigenen Charakter verlieh.

Den Anfang macht ‘Hearts In Hiding’, welches mit seinem tollen Gitarrenriff, einem schaurigen Keyboardteppich im Refrain und Koslens theatralischen Gesang genial gängige Rockklischees umschifft und es damals zu einem kleinen lokalen Hit schaffte. Die Qualität dieses Killersongs hatten damals auch einige deutsche DJ’s erkannt, weshalb einem der Song auch im hiesigen Nachtleben das ein- oder andere mal unterkam. Außerdem hatte man später das Glück, mit diesem Stück auf der ersten CD der kultigen Munich City Nights Reihe zu landen, was den Bekanntheitsgrad zumindest hier in Deutschland nochmal erhöhte.

Das folgende melodische ‘Hardest Part Of Loving You’, sowie das mit Honky Tonk Pianos garnierte ‘Wild Weekend’ wären dagegen auch auf dem Erstling keine Fremdkörper gewesen. Das leicht punkige ‘(You Oughta Be In The) Video’ und ‘Can You Feel It’ verleihen dem Album ebenso einen Farbtupfer, wie das geniale ‘Crawl In Thru The Shadows’, welches mit seinen irren Keyboardläufen etwas an eine härtere Version des Openers erinnert. Der Titelsong hingegen ist wieder klassischer AOR-Stoff mit leichter TOM PETTY-Schlagseite, bevor mit ‘Happy Endings’ das absolute Highlight des Albums den Schlusspunkt bildet. Ganz im Stil von RAINBOW’s ‘Catch The Rainbow’ oder AXE’ ‘Battles’ erzählen uns BREATHLESS eine melancholische und tieftraurige Geschichte, welche nicht nur textlich sondern auch instrumental unter die Haut geht und mir immer wieder einen Schauer über den Rück jagt.

Ein größerer Erfolg blieb der Band trotz dieses hervorragenden Albums verwehrt, was Koslen dazu bewog, die Band kurze Zeit später aufzulösen. Ab und an juckt es ihn vermutlich doch noch die alten Klassiker live zu spielen: 2018 zum Beispiel zockte er mit einer komplett anderen Mannschaft in seiner Heimatstadt einen umjubelten Best Of-Gig seiner ehemaligen Band.