186. KANSAS – Power

Um eines gleich klarzustellen: Ich bin ein großer Fan ALLER Phasen der begnadeten KANSAS. Den meisten Menschen sollte die sehr erfolgreiche 70er-Periode mit den Hits ‘Dust In The Wind’ und ‘Carry On My Wayward Son’ geläufig sein. In den 80ern gab es in der Band einige Umbrüche, die vor allem aus dem schwierigen Verhältnis von Sänger Steve Walsh und Gitarrist Kerry Livgren hervor gingen. Erst verließ Walsh die Band und nach zwei Alben ohne den Sangesgott entschied sich auch Livgren für eine Solo-Karriere. Der harte Kern von KANSAS holte Walsh zurück. Doch wie soll eine Band ihren stilprägenden Gitarristen ersetzen?

KANSAS beantworteten diese Frage genauso wie DEEP PURPLE 10 Jahre später. Man holt sich den Gitarrenmeister ALLER Klassen in die Band. Voila! Steve Morse, bekannt aus Funk, Fernsehen und den DIXIE DREGS. Der unbestritten beste Rock Gitarrist unserer Zeit schaffte das Kunststück (wie später auch bei PURPLE) nicht wie sein Vorgänger zu klingen, trotzdem alte Fans mitzunehmen und gleichzeitig allen Musikliebhabern zu demonstrieren, wie man schier unspielbare Sachen so spielt, dass es für den Musikkonsumenten noch immer höchst eingängig klingt.

So entstanden auf diesem Album ohne Schwachpunkte veritable Hits wie der hochmelodische Opener ‘Silhouettes In Disguise’ (dessen Refrain man nach einmaligen Hören unmöglich wieder aus dem Kopf bekommt), dem tatsächlich kraftstrotzenden Titelsong, den melodischen Rockern ‘All I Wanted’ und ‘Can‘t Cry Anymore’, dem am ehesten an alte Prog Tage erinnernden ‘Secret Service’ und dem gelungenen Nachfolger von Meßmer Tee (die Älteren werden sich erinnern – `Taking In The View’). Lieder für die Rock-Ewigkeit! Dass es KANSAS zwei Jahre später gelang diesem Album einen fast gleichwertigen Nachfolger (“In The Spirit Of The Things”) zur Seite zu stellen, grenzt bis heute an ein Wunder.

96 Punkte für das beste melodische Rock Album welches jemals aus den USA zu uns herüberschwappte. Der einzig ernstzunehmende Kritikpunkt ist das beknackte Cover der Scheibe. Anhören, wohlfühlen, glücklich sein!

  1. Keine Ahnung, warum solch ein grandioses Album chartmäßig nicht weitergekommen ist. Damit konnte man wohl den klassischen Kansas-Fan oder die Plattenfirma nicht zufriedenstellen. Für mich ist diese Scheibe seit Erscheinen eine absolute AOR-Granate, auch weil Steve Morse mit von der Partie ist. Und wer hätte je gedacht, was Billy Greer (Seventh Key, Streets) neben Walsh bis zum heutigen Tag für ein grandioser Sänger ist. TAKING IN THE VIEW ist ein Hammerstück, welches man sich ruhig auch mal von der allerneusten Live-CD der Band zu Gemüte führen sollte. SILHOUETTES IN DISGUISE…..der Killersong schlechthin.

    1. Die Gründe für die Erfolglosigkeit von Power sind vielschichtig. Zum einen ist es natürlich kein klassisches KANSAS-Album, was die eingefleischten Fans abschreckte. Viel wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass 1986 viele junge, neue Bands (man denke nur an BON JOVI) den melodischen Hardrock in kommerziell ungeahnte Höhen trieb – da blieben “Dinosaurier” wie KANSAS außen vor.

    2. “Power” fristet für mich, zusammen mit dem ähnlich starken “In the Spirit
      of Things”, völlig zu Unrecht ein Schattendasein in der Laufbahn von
      Kansas.

      Tolle Songs,grandiose und zeitgemäße Produktion sowie eine starke
      Performance der gesamten Band.
      Leider konnten oder wollten die klassischen Fans der Truppe der
      Neuorientierung nicht folgen.
      Für die damals jungen Fans der Richtung zählten Kansas zudem wohl auch
      eher zu den Dinosaurierbands, die man nicht unbedingt zwingend im
      eigenen Genre verortete.
      Schade.

      Was bleibt ist ein Liebhaberalbum, weleches einfach mehr Würdigung
      verdient hätte.