203. BILLY SATELLITE – s/t

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85

Platz
203
Punkte
294
Tracklist
1. Satisfy Me 3:41
2. Last Call 3:29
3. Do Ya? 3:46
4. I Wanna Go Back 3:52
5. Trouble 3:46
6. Rockin' Down the Highway 3:30
7. Turning Point 3:28
8. Bye Bye Baby 4:30
9. Standin' With the Kings 3:51
10. The Lonely One 3:29
11. Poker Face 3:26
12. Ready to Rock and Roll 4:03
Line-Up
Monty Byrom vocals, guitars
Danny Chauncey guitars
Ira Walker bass
Fee Falletti drums
Unsere Wertung
85
Da habe ich mir ja was Schönes eingebrockt: gerade will ich hochmotiviert mein erstes Review starten und die besonderen Vorzüge des 1984er Debutalbums von BILLY SATELLITE preisen, und schon gerate ich ins Stocken. Auf dem Silberling sticht eben kein Song heraus wie z.B. bei In For The Count von BALANCE, und auch hervorzuhebende Angeber-Soli a la MALMSTEEN oder die Stimmakrobatik eines Mike Matijevic (STEELHEART) sucht man vergebens. Auch die beteiligten Musiker sind nicht besonders in Erscheinung getreten: Sänger und Gitarrist Monty Byrom hat nach dem schnellen Ende dieser Band die Nachfolger NEW FRONTIER (1986) und BIG HOUSE (1995) gegründet und zwischenzeitlich für EDDIE MONEY und GEGG ROLIE geklampft, die beide mehr schlecht als recht seinen auf dem Album vertretenen Song ‘I Wanna Go Back’ gecovert haben. Gitarrist und Keyboarder Danny Chauncey ist 1987 bei 38 SPECIAL eingestiegen – das war´s aber auch schon an erwähnenswertem Werkeln im Rockbiz. Album-Attribute wie ‘homogen’ oder ‘grundsolide’ wären zwar korrekt, klingen aber, wenn wir ehrlich sind, wie die kleine Schwester von scheiße und werden diesem tollen Werk in keinster Weise gerecht.

Wo aber liegen nun die Vorzüge der Band BILLY SATELLITE (mitnichten also der Name eines Solointerpreten), die das Album immerhin bis auf Platz 203 unseres Rankings bei der AOR-Bible gebracht haben und das meiner persönlichen Meinung nach sogar einen deutlich höheren Platz verdient hätte? Natürlich sind da zuerst einmal die Songs. Von prägnanten Riff-Rockern wie der Opener ‘Satisfy Me’ über smoothe Groover wie das fantastische ‘Do Ya’, Halbballaden wie das erwähnte ‘I Wanna Go Back’ und ‘Bye Bye Baby’ und wohlfühl-Melodiemonster wie ‘Standin´With The Kings’ ist alles vertreten, was das im AOR-Takt schlagende Herz begehrt. Kein Song gleicht dem anderen und immer wieder setzen alle Bandmitglieder passende, aber nie „gewollt“ klingende Akzente: der mit einer warmen Stimmfarbe gesegnete Sänger Monty Byrom kann auch spitze Schreie mit Kopfstimme (‘Last Call’, ‘Do Ya’), Basser Ira Walker versteht sich auf´s Slappen (‘The Lonely One’) – und selbst eine in dieser Nische eher seltene Mundharmonika veredelt einen Song wie ‘Rockin´ Down The Highway’ zusätzlich.

Dabei dient jeglicher Einsatz und jede musikalische Idee nur dem Wichtigsten: dem Song. Nichts wirkt aufgesetzt wie bei mancher in Spandexbuxen agierenden und in rauen Mengen Haarspray benutzenden amerikanischen Band der mittachtziger Jahre. Die Musik kling eher wie eine Mischung aus kanadischen Combos wie CONEY HATCH mit einem Schuss gemäßigten, im besten Sinne kommerziellen Southern Rock von 38 SPECIAL (by the way: Skandaaal, dass es deren Album Tour De Force nicht in die Top 250 geschafft hat ;-)). Beide haben den gleichen reduzierten und daher nie überladenen Sound, für den bei BILLY SATELLITE Produzent Don Gehman verantwortlich ist, der immerhin bereits Alben von JOHN COUGAR MELLENCAMP, ERIC CLAPTON und STEPHEN STILLS unter seinen Fittichen hatte.

Fazit: ein tolles, bodenständiges und – ja, Mann! – homogenes Rockalbum, das mir persönlich fette 85% wert ist. Im Jahre 2016 erschien bei AOR Heaven übrigens noch ein zweites empfehlenswertes Album von BILLY SATELLITE mit Songs, die bereits 20 Jahre auf dem Buckel hatten. Angesichts des nur bescheidenen Erfolgs ihres Debuts wurden sie nämlich von ihrer Record Company gefeuert, und die bereits fertigen Songs lagen die ganze Zeit über versteckt in irgendeinem Dachboden im Land der begrenzten Unmöglichkeiten.