234. EXPORT – Living In The Fear Of The Private Eye

Platz
234
Punkte
248
Erscheinungsjahr
1986
Tracklist
1. Living in the Fear of the Private Eye
2. No Escape
3. Runnin' Back (For More) 4.
Airwaves
5. You Make Me Wanna
6. Closer To You
7. Tear Me Apart
8. Summer Nights
9. Can't Say No
Line-Up
Chris Alderman Bass, Backing Vocals
Harry Shaw Lead & Backing Vocals
Lou Rosenthal Drums, Percussion, Backing Vocals
Steve Morris Lead & Rhythm Guitars, Backing Vocals
Unsere Wertung
90
90

Was verbindet BON JOVI und Ian Gillan mit EXPORT? Wie immer kommt es auf die Perspektive an – und was darunter zu verstehen ist. Für mich ist Living In The Fear Of The Private Eye von EXPORT das englische Pendant zu Bon Jovi/7800 Fahrenheit. Das heißt, hier wird qualitativ hochwertiger melodischer Hardrock mit einem hohen Hook-Appeal dargeboten, bei dem die ordentliche Gitarrenarbeit (der Ursprung der Band liegt im NWOBHM) – stets songorientiert (fette Riffs, gewürzt um relativ kurze, aber einprägsame Soli) eingesetzt – auch nicht zu kurz kommt.

Der Anspruch ist auch da: die vergleichsweise recht breite (für Genreverhältnisse) stilistische Spanne und rhythmische Strukturen (zum Teil R&B-/Jazz-Einsprengsel) machen das Album allemal interessant. Das Songwriting lässt für Freunde der Musikrichtung “melodischer Hardrock” kaum Wünsche offen. Herausragend sind vor allem der Titelsong, ‘Running Back’, ‘Closer To You’, ‘Tear Me Apart’ und das atmosphärische ‘Airwaves’. Die zweite Assoziation mit BON JOVI ist für mich der Sound – Lance Quinn (der die beiden ersten BON JOVI-Alben produziert hat) sorgt auch hier für den entsprechenden Klang, der Freunde des 80er-Flairs auch heute durchaus ansprechen müsste (empfehlenswert: die remasterte CD-Neuauflage auf dem Vorzeigelabel Rock Candy).

Wo kommt aber nun die Verbindung mit Ian Gillan her? Wenn man den DEEP PURPLE-Frontmann solo zu schätzen weiß, dem dürfte der Name vom EXPORT-Bandchef und -Hauptsongwriter Steve Morris geläufig sein, der Gillan seit Ende 80er musikalisch und als Co-Songwriter unterstützt (u.a. Naked ThunderToolboxDream Catcher, etc.).

Zusammengefasst ist Living In The Fear Of The Private Eye aus meiner Sicht ein allemal hörbares Zeitdokument und zu Recht ein Klassiker mit einem kleinen Schönheitsmakel: die bereits erwähnte stilistische Breite mag es wohl gewesen sein, warum das Album kein Hit wurde. Man saß anno 1986 zwischen den Stühlen – für einige war es zu wenig “Härte”, für andere wiederum zu wenig “Plüsch”. Trotzdem: Wenn man die Musikrichtung ansprechend findet, sollte man die zeitlosen ‘Airwaves’ und ‘Running Back’ unbedingt mal gehört haben.

Tipp am Rande: Der starke Vorgänger Contraband mit dem Ohrwurm ‘Spotlight’ ist nur unwesentlich “schlechter” und ist ebenfalls mindestens eine Hörprobe wert.