SKAGARACK – Heart And Soul

Label
Thunderstruck
Erscheinungsdatum
25.08.2023
Tracklist
01 Give It
02 Peace Of Mind (To Have A Good Time)
03 A Cool Damn Car
04 Heart And Soul
05 Talkin’ Bout Jesus
06 Changing
07 Cool To Be Old School
08 Be With You Forever
09 Where Have You Been
10 Ain’t Got Nothing To Lose
11 So Right
12 Anymore
Line-Up (Studio)
Torben Schmidt Vocals, Bass, Keyboards
Jan Petersen Guitars
Dennis Pedersen Drums
Lars Daugaard Drums
Matthias Eklund Drums
Unsere Wertung
80
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Der Verfasser dieser Zeilen wurde in den 70er/80er Jahren des letzten Jahrtausends musikalisch sozialisiert und ist somit auch tief im Melodic (Hard) Rock / AOR dieser Zeit verwurzelt.

Trotz einer Vielzahl an aktuellen und teilweise auch interessanten Veröffentlichungen im melodischen Rock-Sektor (hier hat sich ja ganz besonders ein italienisches Label in den letzten Jahren sehr hervorgetan) komme ich immer wieder auf die alten Klassiker zurück, die für mich einfach nichts an ihrer Klasse verloren haben und auch bei den zahlreichen Cover-Versuchen aktueller Bands oftmals mit ihrer Ur-Version die Nase deutlich vorn haben. (Anmerkung: Ein „gutes“ Beispiel dieser fragwürdigen Cover-Manie ist das 2023er Steelbars Album mit Versionen der musikalischen Biographie von Michael Bolton). So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich immer ein besonderes Augenmerk auf aktuelle Veröffentlichungen der Bands meiner „späten“ Jugend richte.

Ich war doch ein wenig überrascht, als ich las, dass ein neues Album der dänischen Band SKAGARACK in der Pipeline sei. SKAGARACK, gegründet 1984 von Sänger Torben Schmidt, Gitarrist Jan Petersen und dem Schlagwerker Alvin Otto in Kolding, gehörten Mitte/Ende der 1980er zur Speerspitze der skandinavischen Melodic (Hard) Rock Scene, die mit so illustren Bands wie Europe, TREAT, FATE, Alien, TNT oder Bad HABIT (um nur einige zu nennen) aufwarten konnte.

Von ihrem Debut Skagarack (1986) wie auch dem Zweitwerk Hungry For A Game (1988) konnte die Band allein in Dänemark jeweils mehr als 50.000 Exemplare absetzen und auch international wurden erwähnenswerte Erfolge gefeiert, begleitet von zahlreichen Auftritten auf den großen Festivals. Geboten wurde typischer keyboard-orientierter Scandi-Rock der späten 80er mit feinen Melodien, fetten Chören und einer gebremsten Härte. Der Song ‚Somewhere In France‘ vom Zweitwerk würde auch perfekt auf ein Album von JOURNEY zu deren Hoch-Zeiten passen.

Nach dem Drittwerk A Slice Of Heaven (1990) folgte aufgrund diverser Probleme eine kreative Pause der Band. Diese Auszeit nutzte Sänger Torben Schmidt für die Veröffentlichung seines etwas härter ausgelegten Solo-Outputs A Bit On The Side, das 1991 unter Mitwirkung des EUROPE-Gitarristen Kee Marcello das Licht der Musikwelt erblickte und von Fans der Band wie auch Kritikern recht wohlwollend aufgenommen wurde. 1993 fand man sich in teilweise neuer Besetzung wieder zusammen und veröffentliche das 4. Album Big Time, dem allerdings kein großer Erfolg mehr beschieden war, dem Grunge sei Dank. Danach trennte sich die Band endgültig und fand erst 2009/2010 wieder zusammen.

Wer sich unsere Liste der 250 besten AOR-Alben aller Zeiten einmal genauer anschaut, wird feststellen, dass die ersten drei Alben der SKAGARACK-Diskografie auf den Plätzen 125 (Hungry For A Game), 150 (S/T) und 239 (A Slice Of Heaven) geführt werden und selbst das wenig erfolgreiche 4. Album Big Time in der (nicht offiziellen) erweiterten Bible-Liste auftaucht, zwar nur auf Platz 652, aber wegen der Vollständigkeit hier Erwähnung finden soll.

Sänger Torben Schmidt hat vor einigen Jahren in einem Interview die Wurzeln seiner musikalischen Prägung und die seiner Mitstreiter offengelegt. Diese bestehen laut seiner Aussage neben solchen Rocklegenden wie LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE und DIO auch aus den Westcoast-Granden THE EAGLES und den Bluesrockern BAD COMPANY.

Und genau diese letztgenannte Band hört man bei der neuesten Veröffentlichung von SKAGARACK auch mehr als deutlich aus den einzelnen Songs heraus. Melodische Rockmusik mit spürbaren Blueseinflüssen, teils frühe BAD COMPANY, teils aber auch aus deren kommerzieller Zeit mit Sänger Brian Howe. Der Song ‚Talkin‘ Bout Jesus‘ steht hier aus meiner Sicht stellvertretend für die „positive“ Nähe zum BAD COMPANY-Sound.

Es verbietet sich eigentlich, aufgrund der durchgehend hohen Qualität im Songwriting der beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Schmidt und Petersen, einzelne Songs hervorzuheben. Der Titel ‚Cool To Be Old School‘ bringt aber das Motto der Band und des gesamten Albums ganz gut zum Ausdruck, man rockt sich relaxt durch seine Geschichte und deren Einflüsse (hier und da wird auch wie in den guten alten Zeiten der Hammondorgel-Schweine-Sound ausgepackt). Der geneigte Hörer spürt direkt die gute Laune und den Spaß, den die Jungs bei den Studioaufnahmen gehabt haben müssen. Geschrieben wurden die Songs des Albums übrigens in den letzten 2 bis 3 Jahren und immer dann, wenn Zeit vorhanden war aufgenommen und teilweise auch als Singles über Schmidts eigenes Label TSP Thunderstruck in den Streamingdiensten veröffentlicht.

Als Fazit ist festzuhalten, dass die Mannen um Torben Schmidt zwar kein Album im alten AOR-Stil der 1980er geschaffen haben, wer aber ein wenig „open minded“ ist und den einzelnen Songs etwas Zeit zum Wirken gibt, wird ein tolles und rundes Stück Rockmusik genießen und schätzen lernen. Ich gebe für dieses wirklich gelungene Werk solide 80 Punkte und möchte es jedem wärmstens an Herz legen. Gute Laune ‚guaranteed‘.