STREETLIGHT – Ignition

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
11.08.2023
Tracklist
1. Hit The Ground
2. Chutes And Ladders
3. Stay
4. Love Riot
5. Closer
6. Caught Up In A Dream
7. Awake
8. Fire Burnin
' 9. Overjoyed
10. Words For Mending Hearts
11. Malibu Pier
Line-Up
Johannes Häger - Lead vocals, guitars
Filip Stenlund - Guitars
John Svensson - Keys
Johan Tjernström - Bass
Erik Nilsson - Drums
Unsere Wertung
95
Leserwertung0 Bewertungen
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95

Nicht selten fiebert man den Releases seiner Lieblinge entgegen und wird dann ganz schnell wieder auf knapp 37 Grad zurück katapultiert. Public Address von DEGREED oder When Angels Kill von FIFTH ANGEL sind zwei aktuelle Beispiele. Bei den US-Amerikanern liegt es wohl an meiner Erwartungshaltung irgendwann doch noch ein zweites Time Will Tell serviert zu bekommen und zum Output der Stockholmer finde ich erstmals in der Discographie von DEGREED keinen Zugang – und ich weiß noch nicht mal warum. Über die in der letzten Zeit völlig missglückten Alben von Jim Peterik sprechen wir erst gar nicht.

Und dann wiederum gibt es Alben, die einen unvermittelt wie ein Schlag treffen, weil man einfach nicht mit einem entsprechenden Hammer gerechnet hätte. Das aktuelle Debütalbum von STREETLIGHT gehört in diese Kategorie. Das Grundgerüst baute die Band um den finnischen Sänger und Bandkopf Johannes Häger ganz klar aus dem AOR der 80er. Ähnlich wie die Labelkollegen und Landsmänner von HOUSTON oder den Finnen von BROTHER FIRETRIBE geht man dabei aber so konsequent vor, dass man STREETLIGHT – wenn man es nicht besser wüsste – durchaus in das goldene Jahrzehnt des Melodicrocks und AOR verorten könnte. Dabei gelingt STREETLIGHT das Außergewöhnliche, dass keine Band dem Vergleich standhält, weil die Songs extrem abwechslungsreich sind.

Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass die erste Videoauskopplung (und der bislang beste AOR-Song des Jahres) ‚Hit The Ground‘ aufgrund seines unverschämt eingängigen Refrains und der Frankie Sullivan-Gitarrenmelodie das alles überstrahlende Highlight des Albums ist. Aber weit gefehlt. Nachfolgend reiht sich Hit an Hit. ‚Stay‘, mit seinem latenten ASIA-Feeling lässt einen ebenso sprachlos zurück wie das kernige, relative harte ‚Love Riot‘, welches an beste NIGHT RANGER-Tage erinnert – nur dass die Kalifornier es selten schafften einen dermaßen knackigen Refrain zu schreiben.

Das nachfolgende, poppige ‚Closer‘ hat diese Widerhaken, welche sich im Ohr festkrallen und für immer eindrucksvolle Spuren hinterlassen. ‚Caught Up In A Dream‘ klingt wie eine Liaison zwischen AXE zu Living On The Edge-Zeiten und 80er-Jahre SURVIVOR. Währenddessen ‚Awake‘ aufgrund seines ausgefeilten Songwritings und der eingängigen Gitarrenharmonie auch auf einem der letzten BROTHER FIRETRIBE-Alben eine ausgesprochen gute Figur gemacht hätte.

Habt Ihr immer noch nicht genug? Wer wissen will, wie es klingen würde, wenn Neil Schon jemals bei DANGER DANGER in die Saiten gegriffen hätte, dem ist ‚Overjoyed‘ nahezulegen, während bei der Ballade ‚Words For Mending Hearts‘ eindeutig REO SPEEDWAGON um die Ecke lugen.

Sollte nun jemand auf die Idee kommen, dass sich dieses Review von Ignition wie das einer guten Coverband liest, der liegt völlig falsch. Kollege Ulle spricht sogar (abseits seiner Favoriten von CATS IN SPACE) vom besten Melodicrockalbum seit All The Shades Of Darkened Light von FREE SPIRIT aus dem Jahr 2014 – und liegt damit ziemlich richtig. Selten konnte mich in den letzten Jahren ein Album so fesseln, weil sich die Hitdichte und Frische auf einem nahezu schwindelerregenden Niveau befinden.

Man kann nur hoffen, dass Johannes Häger mit seiner Truppe diesen eingeschlagenen Weg in dieser Qualität konsequent weiterverfolgt. Ob die Band das Material auf Ignition auf der Bühne ebenso eindrucksvoll umsetzen kann, werden wir spätestens beim Malmö Melodic im Jahr 2024 sehen – see you there!