TEMPT – s/t

Label
Better Noise Music
Erscheinungsdatum
25.08.23
Tracklist
01. Welcome Me In
02. Living Dangerous
03. Two Ways
04. Burn Me Down
05. Hideaway
06. Camouflage
07. Golden Tongue
08. Sneakin´ Around
09. Roses
10. Girl
11. Addicted To Touch
Line-Up
Zach Allen (vocals)
Harrison Marcello (guitars)
Chris Gooden (bass)
Nicholas Burrows (drums)
Unsere Wertung
75
Leserwertung0 Bewertungen
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75

Ganz ehrlich: hätte der geschätzte Kollege Chris dieses Album nicht in seinem YouTube-Kanal „Melodic Rock Palace“ vorgestellt, hätte ich nicht einmal den Namen der New Yorker Band TEMPT gekannt, und auch ihr neues Werk wäre wohl wieder an mir vorbeigegangen. Ihr frisches, selbstbetiteltes Album ist nämlich mitnichten ein Debüt, sondern nach Under My Skin, (eine EP, erschienen 2014) und Runaway (2016) bereits der dritte Output. Grund genug, meinen frevelhaften Zustand der Unkenntnis zu ändern und aus den AOR Bible-Chefsesseln zu einer Fortbildung mit Abschlussprüfung in Form eines Reviews verdonnert zu werden.

Eine Liebe auf den ersten Klick war meine erste Berührung mit TEMPT nicht gerade, denn der Opener `Welcome Me In´ ist beileibe nicht schlecht und kompetent gespielt, aber als basslastiger Funkrock-Song im DAN REED NETWORK- oder frühem EXTREME-Gewand weder besonders zielgruppenkonform noch tauglich als Arie für das, was noch kommen würde. Denn gleich `Living Dangerous´ zeigt ein anderes Gesicht: ein gutgelaunter, kerniger und frischer Hardrocksong mit deutlichen 90er DEF LEPPARD-Anleihen, für die ich stets mindestens drei offene Ohren habe. Wenn die Originale schwächeln, ist jede gutgemachte Huldigung an selbige (nur Spötter nennen es Kopie) ein immer gern gesehener Gast in meinem Hörgerät. Das Duett mit Dorothy Martin von den US-Chartbreakern DOROTHY hätte ich jetzt nicht zwingend gebraucht, aber die Dame stört auch nicht weiter.

Anschließend werden die deutlichen Trademarks von Sheffields finest mit solchen von HAREM SCAREM oder VEGA püriert, was allen AOR- und Melodic Rock-Gourmets als hervorragend funktionierende Rezeptur empfohlen werden kann. Das groovy stampfende `Two Ways´ bietet hierfür den perfekten Übergang, und mit `Burn Me Down´ und auch `Hideaway´ wird anschließend amtlich für die Cabriofahrt in den Sonnenuntergang gerockt. `Camouflage´ basiert auf ein schönes Gitarrenriff und würde auch auf den gemäßigteren Y & T-Alben der mitt- und endachtziger Jahre funktionieren.

`Golden Tongue´ hat erstmals deutlich zu vernehmende Flächensounds vom Keyboard, kommt insgesamt aber etwas düsterer daher und bietet somit zwar kompositorische Abwechslung, zündet bei mir aufgrund der abgehackten Rhythmik allerdings nicht so spontan wie die fünf Vorgänger. Für `Sneakin Around´ gilt – bis auf das Keyboard – im Grunde das gleiche. Das anschließende `Roses´ ist VEGA in Reinkultur, während sich `Girl´ und auch der Rausschmeißer `Addicted To Touch´ stilistisch zwischen alle genannten Stühle setzen, wodurch leider ein wenig der rote Faden verloren geht.

Fazit: TEMPT schaffen es, im tristen Herbst trotz später und dunkler Stunde bei mir die Sonne aufgehen zu lassen – dafür sorgt vor allem die erste Albumhälfte, während den Kompositionen am Ende dann doch etwas die Puste ausgeht. Auffällig ist, dass Bassist Chris Gooden einige Passagen bekommt, in denen er im Vordergrund stehen kann und sich nicht nur aufs Mitwummern beschränkt. Zach Allen klingt wie ein junger Joe Elliot, was aus meiner Tastatur unbedingt als Kompliment zu verstehen ist, und auch Gitarrist Harrison Marcello und der kanadische Drummer Nicholas Burrows bearbeiten ihr Instrument stringent kompetent. Somit ist ordentlich Potential vorhanden, sodass man TEMPT unbedingt im Ohr behalten sollte. Wenn es ihnen gelänge, den erwähnten fehlenden roten Faden zu finden und `wie aus einem Guss´ zu klingen, bestünde zukünftig durchaus Klassiker-Alarm. Ihr aktuelles Album lässt noch etwas Luft nach oben und ist mir gute 75% wert.

  1. 69

    Ich muss leider feststellen, dass ich mit der Scheibe nicht so viel anfangen kann. Musikalisch ist das zwar kompetent umgesetzt, aber bei jedem Lied kommen mir Bands in den Sinn, die das besser hinbekommen. In Summe ist die Bandbreite, die auf dem Album abgedeckt wird, schon recht ordentlich (es soll Leute geben, die das als den fehlenden roten Faden bezeichnen *g*), aber weder sonderlich originell, noch inspirierend.