Die berechtigte Frage am Anfang lautet: Kann ein Album, das erst 5 Jahre „alt“ ist, ein Lost Gem sein? Nothin‘ To Lose wurde damals nur selektiv besprochen und ging (auch vor dem Hintergrund der Vielzahl der Neuerscheinungen) schon damals unter. Nach meiner Einschätzung werden auf Grund dieser Tatsache, solche Werke auch weiterhin weniger präsent sein. Daher ist das Album aus meiner Sicht klar als Lost Gem zu bezeichnen.
Bei dem prägnanten Name THAT ROCK GUY handelt es sich um das Projekt um den „on the road“-lebenden und durch die Live-Auftritte gestrahlten Adam Barclay. Vor der Corona-Pandemie waren es innerhalb von 3 Jahren rund 1.000 Liveauftritte zu allen möglichen Anlässen auf 3 Kontinenten. Die ausschließlich aus den Cover-Versionen (unter anderem die Standards von TOTO und FOREIGNER) bestandene Setlist ließ ebenfalls eine ausgeprägte Verneigung vor BRYAN ADAMS (auch auf Grund der stimmlichen Ähnlichkeit) erkennen.
Der Soloeinstand von THAT ROCK GUY ist von Anfang bis Ende ehrlicher, in den 43 Minuten auf den Punkt gebrachter, fett produzierter Stadion Rock ohne Schnickschnack.
Das Album ist lückenlos gespickt mit Ohrwürmern, die in den glorreichen 80er Jahren ein sicherer Hit gewesen wären und heute einfach Spaß machen. Darum – und nicht um das Rad neu zu erfinden – geht es bei Nothin‘ To Lose. Eines steht fest: Die Verneigung vor BRYAN ADAMS zu seinen Reckless-Zeiten ist auf Nothin‘ To Lose ohne Frage zu erkennen. Strenggenommen, könnte man es sogar als das beste Album von BRYAN ADAMS seit Into The Fire bezeichnen.
Bereits der stampfende Opener ‚Superstar‘ glänzt mit den Adams-typischen Vibes. Auch in den weiteren Songs sind diese präsent – beispielweise bei der Intro-Kadenz von ‚One Shot In a Million‘ oder bei ‚Bring On The Night‘. Letzterer kann zu Recht bezüglich des Songaufbaus und des Flairs als eine zeitgemäße Version von ‚One Night Love Affair‘ gesehen werden. Doch auch die Songs, die nicht diese offensichtliche Adams/Vallance-Grundierung aufweisen, wie etwa die energiegeladenen ‚Your Dreams Are Keeping Us Together‘, ‚Through The Night‘ oder der Titelsong, sind erstklassige Melodic-Rock-Kost.
Das Album ist immer noch einer meiner persönlichen Melodic-Rock Highlights der letzten 10 Jahre. Es setzt keine neuen Maßstäbe und erfindet das Genre nicht neu, sondern verbreitet eine positive Stimmung und ist einfach klasse gemacht. Hat man Lust auf eine Zeitreise in die Jahre 1983-1987 in physischer Form (als CD), wird diese an der Verfügbarkeit nicht scheitern. Erhältlich ist Nothin‘ To Lose als CD (AOR Heaven-Auflage) derzeit in der Spanne zwischen 10 bis 15 EUR.