VEGA – Battlelines

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
08.09.2023
Tracklist
1. Heros And Zeros
2. Killers
3. Battlelines
4. Love To Hate You
5. Don't Let Them See You Bleed
6. Embrace The Grey
7. 33'S And 45'S
8. Into The Fire
9. Run With Me
10. Not Enough
11. God Save The King
12. Gotta Be You
Line-Up
Nick Workman - Vocals
Mart Trail - Bass
Marcus Thurston - Guitar
Billy Taylor - Guitars
Pete Newdeck – Drums
Unsere Wertung
85
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Die Engländer VEGA machen es einem Rezensenten ihrer Alben nicht immer einfach, seinen interessierten Lesern eine Referenzband zu nennen, um ihnen dadurch den Sound passend zu beschreiben. Zu meiner Verwunderung fällt immer wieder der klangvolle Name DEF LEPPARD, was ich mir nur dadurch erklären kann, dass sie einmal deren `10x Bigger Than Love´ gecovert haben und Leopardensingse Joe Elliot dafür ein paar Background-Vocals eingesungen hat. Viel mehr Gemeinsamkeiten erschließen sich mir nicht.

Für meine Ohren besteht stilistisch eine viel deutlichere Nähe zu den Kanadiern HAREM SCAREM, und es kommt wohl nicht von ungefähr, dass deren Frontman Harry Hess bei mehreren VEGA-Alben als Produzent oder Mischer beteiligt war und somit Einfluss auf deren Sound hatte. VEGA scheuen sich ebenfalls nicht, ab und an auch mal einen sperrigen Akkord einzustreuen und die Strophen ihrer Songs gelegentlich mit ganz leichten Alternative Rock-Anleihen zu würzen, um im Refrain dann wieder feinste, eingängige Melodien zu bieten. AOR-Puristen werden folgerichtig nicht immer in Gänze bei VEGA fündig, wozu auch die markante Stimme von Nick Workman beiträgt, der so ganz anders trällert als die meisten der mittlerweile überwiegend aus Schweden stammenden Genre-Kollegen. Dies mag polarisieren, verleiht aber auch hohen Wiedererkennungswert und eigene Identität.

Nick Workman ist inzwischen auch das einzige verbliebene Gründungsmitglied, denn die zuvor für das Gros des Songwritings verantwortlichen Zwillingsbrüder James und Tom Martin haben entschieden, sich nunmehr ganz auf NITRATE zu konzentrieren. Umso erstaunlicher, dass sich VEGA absolut treu geblieben sind und sich das neue, inzwischen bereits achte Album Battlelines nahtlos in die tolle Banddiskographie einreiht. Chefkollege Rainer hat sogar eine deutliche Steigerung zum Vorgängeralbum Anarchy And Unity festgestellt – schauen wir doch mal, ob er damit Recht hat:

Mit `Heroes And Zeroes´ wird uns zum Warmwerden ein straighter Rocker kredenzt, und sobald Rick Workmans Gesang einsetzt, entsteht ein Gefühl von Vertrautheit – wo VEGA draufsteht, ist eben immer noch VEGA drin. Gut so! Sogar verdammt gut! `Killers´ erreicht nicht ganz dieses Niveau, ist jedoch alles andere als ein Ausfall. Deutliche Akzente setzt der neue Bassist Mark Trail, der hier entweder mit Plektrum spielt oder eine mega Hornhaut an den Fingerkuppen hat.

Der Titelsong `Battlelines´ rockt dann etwas gemäßigter und hat diese leichten U2-Anleihen, die ich persönlich sehr schätze. Schöne Gesangsharmonien, schöne Melodien – definitiv ein Song, der in eine Best-Of-VEGA-Playlist gehört! `Love To Hate You´ und auch `Don’t Let Them See You Bleed´ (schöne Lyrics!) geben danach wieder ordentlich Gas, ohne die hochmelodiösen Refrains auszusparen, für welche die Band weltweit geschätzt wird.

`Embrace The Grey´ sticht stilistisch bisher deutlich heraus, denn die gemäßigten und basslastigen Strophen münden in einen Refrain, in dem das Tempo deutlich angezogen wird. Es hat etwas gedauert, bis dieser abwechslungsreiche Song bei mir gezündet hat, aber die Wirkung war dann umso nachhaltiger. Das folgende `33’s And 45’s´ ist deutlich leichter verdaulich und bietet eingängigen AOR im Grenzbereich zum Hard- oder Melodic Rock, der gute Laune macht.

Mit `Into The Fire´ folgt dann eine Ballade, in der ein markiger Bass mit pumpenden Triolen schöne Akzente setzt und den Song amtlich zum Grooven bringt – ein Gedicht! `Run With Me´ ist dagegen zuerst vergleichsweise unspektakulär, um später jedoch mit einem ausgefeiltem Break und schönen Gitarrensolo zu überzeugen. `Not Enough´ glänzt mit von perlenden Keyboards unterlegten, ruhigeren Strophen und einem wieder packenden Refrain. Rick Workman singt sich besonders in diesem Sing die Seele aus dem Leib – Klasse!

`God Save The King´ könnte dem Titel nach dem Monarchen mit den markanten Hörgestell gewidmet sein und enthält lustige Uh-La-Lala-Chöre, läuft mir persönlich jedoch etwas weniger geschmeidig rein – dazu ist mir der Song etwas zu schrammelig. Entlassen werden wir schließlich mit `Gotta Be You´, das mit schönen Chören und treibendem Riffing einen guten Abschluss des Albums bietet.

Fazit: ein ganz typisches, energiegeladenes VEGA-Album, das trotz der hohen Personal-Fluktuation nach wie vor alle Band-Trademarks enthält und somit einerseits kaum neue Fans rekrutieren dürfte, andererseits aber Fans wie mich bestens bedient und zufrieden stellt, was sich in einer Benotung von 85% ausdrückt – inclusive 5% Sympathie-Bonus für große Eigenständigkeit, die mir persönlich wichtig ist und die Anerkennung und Respekt verdient.