VIOLET – Illusions

Label
Metalapolis Records
Erscheinungsdatum
18.11.2022
Tracklist
1 The looks of a winer
2 Blame it on the night
3 Sophie
4 Do ya do ya (Wanna please me)
5 Francine
6 Burning May
7 Only love
8 Cover model
9 Run away
Line-Up
Jamie Beckham – Vocals
Manuel Heller – Guitars
Filip Kuzanski – Keyboards
Eric Hart – Bass
Maurice Probst – Drums
Unsere Wertung
73
73

Aufgrund der Tatsache, dass die Melodicrock-Band VIOLET die Supportrolle sowohl von CHEZ KANE (Lichtenfels, 15.04.23) als auch von MAVERICK (Schweiz und Deutschland) und OSUKARU (Spanien) ergattern konnte, nahm ich mir endlich die Zeit, in deren Debütalbum Illusions reinzuhören. Das Album ist ja bereits Ende 2022 erschienen und wirbelte jetzt nicht Unmengen an Staub im Untergrund auf, so dass ich selbst das Werk und die Band etwas aus den Augen verloren hatte.

Die Truppe um Sängerin Jamie Beckham wirkt optisch erstmal wie komplett aus der Zeit gefallen und man mag es nicht glauben, dass die Band aus dem Hier und Jetzt stammt. Egal ob man sich die Bandfotos oder die Videos ansieht – mehr 80er-Flair geht kaum. Umso erstaunlicher ist, dass Jamie und Ihre Mitstreiter allesamt um die 20 Jahre sind, also geboren wurden, als die Hochphase von AOR und Melodicrock bereits seit über 10 Jahren vorbei war.

Was wird auf Illusions nun geboten: Generell ist es schon beeindruckend, wie man den Sound der 80er huldigt, ohne nur einen Millimeter davon abzuweichen, anders wie z.B. die KollegINNen von SUPERNOVA PLASMAJETS, die Ihren Sound immer mal wieder mit einigen modernen Zutaten würzen. Nein, hier wird alles verarbeitet, was der Melodicrock-Setzkasten hergibt: Keyboards, Hooks, zurückgefahrene Gitarren, Saxofon, und der melodische Gesang setzen immer wieder nostalgische Gefühle frei – die warme Produktion tut dann noch ihr übriges. Auf der Website der Band werden Einflüssen von Bands wie HEART, STARSHIP, TOTO und VIXEN genannt. Das kann man so stehen lassen (besonders STARSHIP), ich würde das Ganze aber noch um die deutschen AOR-Bands aus jener Zeit erweitern: CRAAFT, AIDEAN oder JOJO schimmern nämlich auch mehr als deutlich durch.

Natürlich wird hier das Rad nicht neu erfunden und man erhascht immer wieder Melodien, die man schon irgendwo anders mal gehört hat. Auch besitzt Jamie jetzt keine typische Rockröhre und erinnert mich eher an Malin Berggren (ACE OF BASE), als an die Hardrock/Metal-Frontfrauen der 80er – charmant klingt das ganze aber auf jeden Fall. Passend dazu hat man sich SAMANTHA FOXs ‚Do Ya Do Ya (Wanna Please Me)‘ vorgenommen und meistert die Vorlage sehr ordentlich, auch weil die 80er-Ikone jetzt ebenfalls nicht mit einer extremen Üppigkeit (die Stimme Leute, die Stimme) ausgestattet war.

Manchmal wird das Kitschlevel dann leider doch überschritten: Sowohl ‚Burning May‘, als auch der Schlusstrack ‚Run Away‘ sind zwar nicht zum Davonlaufen, aber der Zuckerguss über den Songs ist sogar mir als Plüschfan zu dick aufgetragen.

Bleibt zu hoffen, dass die Band ihrer Linie treu bleibt und sowohl live als auch beim Nachfolgealbum ein noch knackigeres Feuerwerk entfacht.