Konzertbericht: BROTHER FIRETRIBE + ONE DESIRE, 06.04.2022

Setlist ONE DESIRE
1. Shadowman
2. Apologize
3. Turn Back Time
4. Heroes
5. This Is Where The Heart Break Begins
6. Hurt
7. Down And Dirty
8. After You're Gone
9. Whenever I'm Dreaming
10. Buried Alive
Setlist BROTHER FIRETRIBE
1. Rock In The City
2. Indelible Heroes
3. Chariot Of Fire
4. Taste Of A Champion
5. Shock
6. I Salute You
7. Help Is On The Way
8. Night Drive
9. I'm On Fire
10. Bring On The Rain
11. Thunder Rising
12. For Better Or For Worse
13. Heart Full Of Fire
14. One Single Breath
15. I Am Rock

Immer noch frustriert darüber, dass die Europatournee von BROTHER FIRETRIBE und ONE DESIRE in diesem Frühjahr auf 2023 verschoben wurde, entschloss ich mich (mal wieder) ziemlich spontan, zu deren Konzert in Helsinki zu fliegen. Bei meiner Ankunft vor dem Tavastia erwartete mich bereits eine ca. 40 Meter lange Schlange. Nachdem die Türen pünktlich um 20 Uhr geöffnet wurden, machte ich mir einen ersten Eindruck von dem Club, der mir wirklich sehr gut gefiel und sich tatsächlich ziemlich schnell gefüllt hat.

Punkt 20.30 Uhr stürmten die Jungs von ONE DESIRE vor ca. 300 Fans auf die Bühne. Da ich die Band bisher noch nie live erleben durfte, war ich umso gespannter auf deren Auftritt.

Der Opener ‘Shadowman’ und das anschließende ‘Apologize’ zeigten direkt, wie sehr sich die Band gefreut hat, an diesem Abend vor heimischem Publikum auftreten zu können. Sänger und Gitarrist André Linman sowie Gitarrist Jimmy Westerlund suchten immer wieder den Kontakt zu ihren Fans und animierten das Publikum zum Mitfeiern. Was bei den Finnen offenbar etwas schwierig ist. Man hatte das Gefühl, dass beim Großteil der Anwesenden am Anfang die Handbremse noch stark angezogen war. Mit der Zeit wurde die Stimmung aber deutlich gelassener und die Leute sind wirklich gut mitgegangen.

Dazu beigetragen haben dann nachfolgend ‘Turn Back Time’ und ‘Heroes’, bevor anschließend mit ‘This Is Where The Heart Break Begins’ eine unglaublich schöne Ballade an der Reihe war. Die ruhigeren, softeren Töne kann André sehr gefühlvoll rüber bringen – Gänsehaut pur! Rockig weiter ging es mit ‘Hurt’ und meinem Favoriten ‘Down & Dirty’. Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung auch wirklich an ihrem bisherigen Höhepunkt. Dem durfte man natürlich keinen Abbruch tun, also ging es Vollgas weiter mit ‘After You’re Gone’ und ‘Whenever I’m Dreaming’, bevor der Kracher ‘Buried Alive’ den Auftritt von ONE DESIRE nach etwa 70 Minuten beenden sollte.

Pekka Heino, Roope Riihijärvi (r)

Nach einer kurzen Umbaupause und einem Seitenwechsel meinerseits ging es dann gegen 21.50 los mit BROTHER FIRETRIBE und ‘Rock In The City’ sowie ‘Indelible Heroes’. Anders als bei ONE DESIRE war

hier das Publikum sofort dabei. Sänger Pekka musste niemandem animieren: die Leute hatten Bock, waren definitiv „on fire“. Dem Bandleader war nach den ersten beiden Songs anscheinend auch ziemlich heiß, weshalb er sich in einem gespielten Striptease umgehend von seiner Jacke verabschiedete. Es folgten ‘Chariot Of Fire’ (einem meiner Highlights auf Feel The Burn, dem letzten Studioalbum der Jungs) und ‘Taste Of A Champion’.

Zwischendurch erzählte Pekka immer wieder Anekdoten, die ich leider aufgrund meiner mangelnden bzw. nicht vorhandenen Finnisch-Kenntnisse nicht verstand. Muss man auch nicht unbedingt. Wer die Band kennt und sie schon live erleben durfte der weiß, wovon ich spreche. Das anschließende ‘Shock’ sorgte bei mir für ordentlich Gänsehaut. Pekka’s rauhe, tiefere Stimme kommt bei diesem Song besonders gut zur Geltung, wie ich finde. Unglaublich!

v.l. Jason Flinck, Hannes Pirilä, Tomppa Nikulainen

Mit ‘I Salute You’ ging es direkt mit Vollgas weiter, gefolgt von ‘Help Is On The Way’. So, und hier hätte ich mir tatsächlich einen anderen Song besser vorstellen können. Offenbar wollten die Jungs einen Track einbauen, den sie länger nicht mehr live performt haben, aber vielleicht hätte man dann eher auf eine Nummer vom Debüt oder dessen Nachfolger zurückgegriffen. Vom Erstling – immerhin auf Platz 172 der AOR-Bestenliste vertreten – bekommt man aktuell nur noch 2 Songs zu hören und sehen. Natürlich ist es legitim auf die grandiosen aktuelleren Songs zu setzen, aber ein bisschen mehr Abwechslung – ich denke z.B. an ‚Midnite Queen‘, ‚Devil’s Daughter‘ oder ‚Two Hearts‘ – würde dem Set der Finnen richtig guttun.

‘Night Drive’, der nächste Song auf der Setlist vertrieb meine vorherige Enttäuschung dann wieder recht schnell. Ich liebe diesen Song! Er ist im Auto voll aufgedreht ja schon ein Knaller, aber live kann Pekka in diesem Song mal wieder so richtig zeigen, wozu er stimmlich in der Lage ist. Magisch! Und genau so ging es auch weiter mit ‘I’m On Fire’. Was soll ich sagen: Die Hütte hat gebrannt!

Es folgte ‘Bring On The Rain’, für mich ein sehr emotionaler Song, der mir tatsächlich die ein oder andere Träne in die Augen getrieben hat. ‘Thunder Rising’, ‘For Better Or For Worse’ und ‘Heart Full Of Fire’ sollten dann die letzten Songs sein…vorerst. Es gab natürlich noch einen Nachschlag: Bei ‘One Single Breath’ übernahm Ossi (der Schlagzeuger und das Oberhaupt von ONE DESIRE) dann die Regie an den Drums. Man merkte, dass die Mitglieder beider Bands miteinander sehr gut befreundet sind, es war sehr harmonisch anzusehen – und anzuhören natürlich. Den Abschluss machte dann ‘I Am Rock’, der dann nochmal ein richtiges Abschlussfeuerwerk zündete.

Nach dem Konzert haben sich Ossi und Jimmy von ONE DESIRE sowie Tomppa (Keyboarder von BROTHER FIRETRIBE), Roope (Gitarrist) und Pekka noch unter die Leute gemischt. Ich durfte auch ein paar Minuten mit Pekka sprechen, der deutlich fasziniert war von meiner ‘Special Edition’-BROTHER FIRETRIBE-Jacke.

Mein Fazit:

Es war ein unglaublich schöner Abend, ein tolles Konzert vom Anfang bis zum Ende. Aber genau das bekommt man jedes Mal, wenn man sich die Finnen live ansieht, man wird nie enttäuscht! Was ich allerdings als „Langzeitfan“ etwas beanstanden würde, ist die mangelnde Flexibilität bei der Wahl der Songs für die Setlist. Gerade BROTHER FIRETRIBE haben durch ihre mittlerweile 5 Alben so viele Songs, darunter so viele, die sie nur ein Mal oder noch nie live gespielt haben. Die Band sollte eigentlich aufgrund des Feedbacks der Fans nach deren Online-Akustikkonzerten während des Lockdowns gemerkt haben, welche Songs sie gerne mal wieder live hören würden – was aber leider ignoriert wurde. Ich würde mir daher für die Europatournee nächstes Jahr etwas Neues wünschen, etwas mehr Abwechslung. Dann wird die Tournee definitiv ein Highlight 2023 im Melodic/Hardrock-Bereich. Da bin ich mir sicher!