NITRATE – Feel The Heat

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
13.10.2023
Tracklist
1. Feel The Heat
2. All The Right Moves
3. Wild In The City
4. Needs A Little Love
5. One Kiss (To Save My Heart) (Feat. Issa)
6. Live Fast, Die Young
7. Haven't Got Time For Heartache
8. Satellite
9. Strike Like A Hurricane
10. Big Time
11. Stay
Line-Up
Nick Hogg - Bass Guitar
Alexander Strandell - Lead Vocals
Tom Martin - Guitars
James Martin - Keyboards
Alex Cooper - Drums
Richard Jacques - Guitars
Unsere Wertung
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Polizeisirenen, Synthysizereffekte und ein Riff, welches Erinnerungen an Sammy Hagars Megahit ‚Winner Takes It All‘ aufkommen lassen. Nein, wir befinden uns nicht im Jahre 1987, in welchem „Over The Top“ die Kinokassen klingeln ließ. ‚Feel The Heat‘, der Opener von NITRATEs gleichnamigen vierten Album lässt uns genau in diese Zeit zurückfallen. Eine Zeit, in der nicht nur Sylvester Stallone seine Muckis spielen lassen durfte, sondern Filmsoundtracks noch aus knackigen Rocksongs bestanden.

NITRATE sind für Melodicrock-Fans natürlich kein unbeschriebenes Blatt. Mit dem Vorgänger Renegade (2021) leitete Bandchef/Bassist Nick Hogg eine kleine Korrektur ein: Wären die ersten beiden Alben Real World (2018) und Open Wide (2019) auf einem Mixtape zwischen DEF LEPPARD und BON JOVI kein Fremdkörper gewesen, so wurde Renegade zusätzlich etwas gemäßigte DANGER DANGER injiziert und somit der AOR-Anteil ein wenig nach oben geschraubt. Diese Anpassung war mit Sicherheit auch ein Verdienst der Zwillingsbrüder Tom (Gitarre) und James (Keyboard) Martin, welche bei VEGA – besonders in deren Anfangszeit – für einige Hits gesorgt hatten. Dazu übernahm Alexander Strandell (ART NATION, CROWNE) auf Renegade das Mikro.

Diese Besetzung ist nun ebenfalls auf Feel The Heat zu hören. Der famose, bereits oben genannte Track, eröffnet ein Album, das – so viel sei vorweggenommen – noch überzeugender tönt, als der starke Vorgänger. Ja, man muss sogar feststellen, dass der Eröffnungs-Vierer – ‚Feel The Heat‘, ‚All The Right Moves‘ ‚Wild In The City’ und ‚Needs A Little Love‘ – qualitativ sogar das kürzlich erschienene STREETLIGHT-Album toppen und mit zum Besten gehört, was der AOR in den letzten Jahren zu bieten hatte. Neben den flirrenden Keyboards, den knackigen Gitarren, der überragenden Stimme Strandells und den butterweichen Backgroundchören ist es vor allem das Songwriting, was die Songs aus dem gemeinen AOR-Kosmos abhebt. Im Vinyljargon würde man wohl von einer der besten A-Seiten überhaupt sprechen, zumal die gelungene Ballade ‚One Kiss (to save my heart)‘ diese herzzerreißend beschließt.

Es mag nicht verwundern, dass die B-Seite dieses Niveau nicht ganz halten kann, wobei auch hier mit ‚Live Fast, Die Young‘, ‚Satellite‘ oder ‚Big Time‘ ganz famose Melodicrock-Songs am Start sind, allerdings kann man das Feuerwerk, welches zuvor abgebrannt wurde, nicht ganz halten. Das härtere ‚Heaven’t Got Time For A Heartache‘ oder das an CREYE erinnernde moderne ‘Stay’ fallen sogar etwas ab.

Natürlich wäre es vermessen zu erwarten, dass das schwindelerregende Niveau der Eröffnungssongs bis zur Ziellinie transportiert werden kann. Nicht auszudenken, mit welch einem Klassiker wir es hier zu tun hätten. So, aber bleibt bis zum nächsten Album noch etwas Luft nach oben. Neben STREETLIGHTs Ignition bislang der ganz große Wurf aus dem AOR-Lager in diesem Jahr.