ECLIPSE – Wired

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
08.10.2021
Tracklist
1. Roses On Your Grave
2. Dying Breed
3. Saturday Night (Hallelujah)
4. Run For Cover
5. Carved In Stone
6. Twilight
7. Poison Inside My Heart
8.Bite The Bullet
9. We Didn't Come To Lose
10. Things We Love
11. Dead Inside (CD and Digital Exclusive Bonus Track)
Line-Up
Erik Mårtensson – Vocals
Magnus Henriksson – Guitars
Philip Crusner – Drums
Victor Crusner – Bass
Unsere Wertung
88
88

Seien wir doch mal ehrlich: Spätestens seit ihrem 2015 erschienenen Geniestreich Armageddonize haben die Schweden um Gitarrist, Sänger und Produzent Erik Martensson ihre Erfolgsformel gefunden und etabliert, weshalb sich die Nachfolgealben Monumentum (2017) und Pardigm (2019) auch nur marginal voneinander unterscheiden.

Einprägsame Mitsinghymnen in der Schnittmenge von treibendem AOR und melodischem Hardrock, ruhige, teilweise auf einem akustischen Grundthema aufbauende Powerballaden und – der guten Abwechslung halber – immer mal wieder vereinzelte Songs mit überraschenden Härtemomenten. Diese orientieren sich eher an der Frühphase der Band zu Bleed and Scream-Zeiten (2012) oder gar noch früher und heben sich deutlich vom eigentlichen Kurs ab.

All diese, zugebenermaßen nicht sonderlich originellen Zutaten, werden jedoch mit einer dermaßen hohen Spielfreude und Überzeugung vorgetragen, dass einem schlicht und ergreifend gar nichts anders übrig bleibt als den Jungs das genau so und nicht anders abzukaufen.

Gott sei Dank macht hier auch der neue Longplayer Wired keine Ausnahme. Schon der Opener ‚Roses On Your Grave‘ beweist eindrucksvoll, dass sich die Truppe gottlob keinen Zentimeter von ihrer eingeschlagenen Linie abgewandt hat. Ein kurzes, entfernt an AC/DC erinnerndes, (Gitarren)-Intro und ab geht die Post. Druckvoll, ausgestattet mit einem euphorisierenden Refrain, eignet sich der Track ideal als Opener für folgende Konzertreisen. So möchte der geneigte Fan das hören. Das bereits vorab als Single veröffentlichte ‚Saturday Night (Hallelujah)‘ entpuppt sich bereits nach einmaligem Genuss als echte Partyhymne, die jedoch zu keiner Sekunde aufgesetzt wirkt und mit einem kurzen, aber umso effektiver wirkenden Gitarrensolo zu überzeugen weiß.

Und sollte es jemals Zweifel an den musikalischen Fähigkeiten von ECLIPSE gegeben haben, so sollten nun mit ‚Run For Cover‘ alle Zweifler überzeugt sein. Anfangs noch relativ unscheinbar daherkommend, steigert sich der Track zu einem absoluten Albumhighlight. Dass Gitarrist Magnus Henriksson ein Faible für Dare zu deren Blood From Stone-Zeiten zu hegen scheint, dürfte spätestens seit ‚The Downfall of Eden‘ von Monumentum kein allzu großes Geheimnis mehr sein. Aber hier kommt dieser Einfluss nochmal besonders zum Tragen und wird mit dem typischen ECLIPSE-Sound in geradezu perfekter Art und Weise verwoben. Ein Fakt, der auch im späteren, nicht minder starken, ‚Things We Love‘ nicht wegzudiskutieren ist.

Akustische Balladen gefällig? Gerne. Mit ‚Carved in Stone‘ wird auch jene Erwartungshaltung bedient. Wobei man fairerweise erwähnen muss, dass dieses Vorhaben in der Vergangenheit schon weitaus besser und weniger aufgesetzt gelungen ist. Der Song wirkt ein wenig schablonenhaft, keineswegs schlecht, aber dennoch DER Schwachpunkt des Albums.

Das macht allerdings ein schleppendes, mit einem schweren Riff versehenes, aber immer noch melodisch daherkommendes ‚Bite the Bullet‘ mehr als wett. Nach dem dunklen Mittelteil, der mich frappierend an THE CULT zu ihren Sonic Temple-Zeiten erinnert, steigert sich das Stück zu einem echten Monstrum. Tolle Vocals und abwechslungsreiche Rhythmusfragmente. Zu wenig AOR? Keineswegs. Mit ‚Poison Inside My Heart‘ und dem famosen Abschluss ‚Dead Inside‘ werden auch diese Anforderungen locker erfüllt, wenn auch mit einem etwas rauerem Grundgerüst.

Abgerundet durch eine warme, transparente Produktion, haben ECLIPSE mal wieder geliefert. Überraschend dürfte diesmal die Vielseitigkeit sein – ein Grund dafür, vom besten Album seit Armageddonize zu sprechen. Coranabedingt bleibt abschließend zumindest die leise Hoffnung, dass es die Herrschaften zeitnah auch auf deutsche Bühnen verschlagen wird. Denn dass die Skandinavier locker in der Lage sind auch live sämtliche Veranstaltungen zum Kochen zu bringen, haben sie bereits nicht nur durch zahlreiche Tourneen und Festivalauftritte unter Beweis gestellt, sondern auch in Form des Livedoppelalbums Viva La VicTOURia eindrucksvoll auf CD konservieren können.

Well done Boys!!!