FANS OF THE DARK – s/t

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
05.11.2021
Tracklist
1. The Ghost Of Canterville
2. Escape From Hell
3. The Running Man
4. Dial Mom For Murder
5. Life Kills
6. Rear Window
7. The Foreigner
8. Zombies In My Class
Line-Up
Alex Falk – vocals
Freddie Allen – drums
Oscar Bromvall – guitars
Robert Majd – bass
Unsere Wertung
86
86

Nach mittlerweile zwei vorab veröffentlichten Videos, wurde nun endlich der komplette Longplayer von FANS OF THE DARK releast – und selten habe ich mich bei einem Album schwerer getan, die richtigen Worte zu finden. Sowohl der Bandname als auch das Cover-Artwork lassen vermuten, dass IRON MAIDEN einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Band haben müsste. Aber bis auf den ein- oder anderen galoppierenden Basslauf läuft dieser Vergleich ins Leere. Womit haben wir es also hier zu tun?

Gegründet wurde FANS OF THE DARK vom ehemaligen HOUSTON-Drummer Freddie Allen, sowie Sänger Alex Falk – ersterer ist auch für das Songwriting verantwortlich. Und sicherlich hatte der Schwede einen Mordsspaß daran, den Rezensenten diese beinahe unknackbare Nuss mit auf den Weg zu geben. Aber fangen wir von vorne an.

Der erste Track ‚The Ghost Of Canterville‘ beginnt mit einem immer wiederkehrenden Riff bevor Sänger Alex zusammen mit einer ‚Heaven And Hell‘-Bassline in den Song einsteigt. Soweit nichts Besonderes, wäre da nicht die für einen Rock/Metal-Sänger extrem ungewöhnliche, stark phrasierende, soulgetränkte Stimme, die einen erstmal ratlos zurücklässt. Das Ganze wird dann noch mit einem sehr melodischen Refrain garniert. Vergleichsbands mögen mir beim besten Willen nicht einfallen. Auch ein Genre lässt sich nicht definieren. Es ist episch, es ist soulig, es ist rockig und in der Mitte des Songs lässt man mit einem klassichen Metal-Riff dann auch noch die 80er aufblitzen. Hat man diese brillanten acht Minuten erstmal verdaut, macht es einem die Band im Folgenden wenigstens etwas leichter.

‚Escape From Hell‘ ist im Vergleich zum Opener eine richtige Speedgranate – mit einem ebenfalls sehr melodischen, engängigen Refrain. Der Song erzeugt aber nicht ganz die Gänsehaut-Stimmung von ‚The Ghost Of Canterville‘. Ein ganz anderes Kaliber ist die zweite Singleauskopplung ‚The Running Man‘. Instrumental haben wir es mit einem klassischen Hardrocker zu tun, aber durch den sehr theatralischen Gesang ragt der Song ganz klar aus dem Rock-Allerlei heraus und mausert sich klammheimlich zu einem kleinen Hit. Dem steht ‚Dial Mom For Murder‘ in nichts nach. Ganz im Gegenteil handelt es sich dabei für mich hier klar um das absolute Highlight des Albums. In der Strophe sehr Basslastig, explodiert die Gitarre förmlich beim überragenden Refrain.

‚Life Kills‘ war seinerzeit die erste Single und überhaupt das erste Lebenszeichen der Schweden und ist mit Abstand der am leichtesten zu konsumierende Song des Albums. Zudem wildert der Hit ganz gehörig im klassischen AOR. Parallelen zum NIGHT FLIGHT ORCHESTRA sind hier auch nicht von der Hand zu weisen, wobei die Gitarrenmelodien eindeutig die 80er Metal/Hardrock-Szene zum Vorbild haben. Das nachfolgende ‚Rear Window‘ schickt den Hörer dann auf eine Achterbahnfahrt, die entspannt poppig beginnt, im Refrain dann zum Hardrock erwächst und sich dann vor dem Gitarrensolo zu einem Metal-Monster entpuppt – grandios.

‚The Foreigner‘ haut dann in eine ähnliche Kerbe, bevor mit dem Abschlusstrack ‚Zombies in My Class‘ nochmal alle Register gezogen werden. Textlich wird das Horrorkonzept (das sich durch das ganze Album zieht) auf die Spitze getrieben. Auch musikalisch bildet der Midtempo-Track einen gelungenen Abschluss eines sehr gewöhnungsbedürftigen Albums.

Ich muss gestehen, dass ich Anfangs von dem Werk überfordert war. Hier die klassischen Metal-Riffs, da die melodischen Refrains und mittendrin Alex Falks‘ außergewöhnliche Stimme – alles das schien nicht so recht zusammenzupassen. Mittlerweile sehe ich das aber komplett anders und bin restlos begeistert. Mein Tipp: macht Euch die Mühe und gebt der Scheibe ein paar Durchläufe, bevor ihr vorzeitig resigniert.