AOR-Fans denken bei HOUSTON in erster Linie nicht an die größte Stadt in Texas. 2010 erschien das selbstbetitelte Debüt von Sänger Hampus Hank Erix und Schlagzeuger Freddie Allen unter dem Banner der Millionenmetropole. Das Album erhielt seinerzeit erstklassiges Feedback von allen Seiten und wurde vom englischen Classic Rock Magazin sogar zum besten AOR-Album 2010 gewählt. Die beiden jungen Protagonisten hechelten seinerzeit nicht dem Zeitgeist hinterher und nahmen ein Album auf, um Ihrer Lieblingsmusik – AOR und Melodicrock – Respekt zu zollen. Ein Jahr später wurde der schottische BMX-Profi Danny MacAskill auf die Band aufmerksam, was zur Folge hatte, dass MacAskill den von HOUSTON gecoverten Song ‚Runaway‘ (im Original von DAKOTA und 2011 auf dem HOUSTON-Album Relaunch zu hören) als Soundtrack zu seinem extrem erfolgreichen Video „Imaginate“ auswählte.
Im Anschluss an Houston II (2013) verließ Bandgründer Allen die Band und wurde von Oscar Lundström ersetzt. Nach einem weiteren Cover-Album Relaunch II (2014), sowie Houston III (2017) dürfen wir nun mit Houston IV den brandneuen Tonträger der Schweden in den Händen halten. Im Vergleich zum Vorgänger steht nun Richard Hamilton anstatt Victor Lundberg hinter den Keyboards.
Der Opener ‚She Is The Night‘ erinnert dann mit seinem getragenen Aufbau und der dominanten Keyboardmelodie wieder an DAKOTA’s Hit aus dem Jahr 1984. Ungemein abwechslungsreich zieht der Song in den Strophen das Tempo merklich an um dann beim hitverdächtigen Refrain wieder das Gas vom Pedal zu nehmen. Das nachfolgende ‚You’re Still The Woman‘ wurde bereits vorab als Single veröffentlicht und brilliert mit einer sehr zurückgenommenen, aber effektiven Gitarrenarbeit von Carl Hammar, sowie einen Refrain, der einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will.
‚Hero‘ und das an glorreiche SURVIVOR-Zeiten erinnernde ‚A Lifetime in A Moment‘ knüpfen nahtlos an dieses Niveau an. Apropos SURVIVOR: In der zweiten Hälfte des Albums hört man immer wieder HOUSTON’s Faible für die US-Amerikanischen AOR-Götter heraus, etwa beim wunderschönen ‚Such Is Love‘. Das abschließende ‚Into Thin Air‘ klingt zudem beinahe wie das Ergebnis aus einer Jam-Session von Jim Peterik, Franky Sullivan und Bryan Adams. In der Mitte des Albums hat sich noch ‚Heartbreaker‘ versteckt, welches beim ersten Durchlauf noch unspektakulär klingt, sich aber in er Zwischenzeit zu meinem Highlight des Albums hochgearbeitet hat.
Was macht das Album nun so besonders? Ähnlich wie CREYE, BROTHER FIRETRIBE oder ONE DESIRE lassen HOUSTON die große AOR-Ära Anfang der 80er mit einer zeitgemäßen Produktion aufleben. Kein Metal, kein Hardrock, keine Gitarrenschredderei – hier steht das Songwriting und die makellose Stimme von Hank Erix im Vordergrund und katapultieren den Hörer in eine Zeit voller Sonne, Strand und guter Laune.
Im Bandkontext würde ich IV knapp hinter dem Debüt als bislang zweitbestes Album der Schweden einsortieren. Live ist die Band bislang in Deutschland kaum in Erscheinung getreten, was sich hoffentlich mit diesem Hochkaräter im Gepäck ändern wird.