ONE DESIRE – Live With The Shadow Orchestra

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
21.04.2023
Tracklist
1. Never Gonna Stop
2. Apologize
3. Heroes
4. Through The Fire
5. After You’re Gone
6. Rio
7. This Is Where The Heartbreak Begins
8. Shadowman
9. Whenever I’m Dreaming
10. Hurt
11. Buried Alive
Line-Up
André Linman – lead vocals, guitars
Jimmy Westerlund – guitars, vocals
Ossi Sivula – drums
Jonas Kuhlberg – bass
Johnny Nordström - keyboards, background vocals
Geir Rönning - guest vocals on 'Hurt'
Wasa Sinfonietta Symphony Orchestra
Unsere Wertung
79
79

Ich muss gestehen, dass ich die beiden Studio-Scheiben der Band nach Veröffentlichung ein paar Mal angehört habe, dass das aber bei mir nicht unbedingt einen sonderlich großen Eindruck hinterlassen hat. Typisch skandinavischer AOR/Melodic Rock, der gut ins Ohr geht, aber nicht viel Neues zu bieten hat. Die erste Live-Scheibe der Band ist dann komplett spurlos an mir vorüber gegangen. Und jetzt schon wieder ein Konzertmitschnitt – macht das Sinn? Scheinbar ist man in der finnischen Heimat eine deutlich größere Nummer, als ich annehmen würde, so dass man sich es leisten konnte, ein komplettes Orchester auf die Bühne zu schleifen, um die Highlights der Band gemeinsam zu performen. Das Ganze ist dann auch noch als DVD/BluRay erhältlich. Bei den vielen gesprochenen Intros zu den Liedern, beschleicht mich das Gefühl, dass diese Veröffentlichung der reinen Tonkonserve vorzuziehen ist, denn da wirkt das auf mich beim Anhören eher störend.

So ein richtiges Live-Feeling will sich nicht immer einstellen, was nicht nur an den Intros, sondern auch an den Ausblendungen und den teilweise kaum vorhandenen Publikumsreaktionen liegt. Der Sound ist Breitwand-Bombast pur und knallt von vorne bis hinten, gerade die Drums haben Wucht ohne Ende. Erfreulicherweise fügt sich das Orchester prima in die Kompositionen ein und gibt den Liedern eine ganz neue Tiefe. Vom reinen AOR entfernt man sich hier immer wieder und landet teilweise eher im Melodic-Metal.

Schon der Opener ‘Never Gonna Stop’, der mir bisher nicht bekannt war, besitzt zwar Keyboard-Präsenz ohne Ende, ist aber näher an PRETTY MAIDS als an klassischem AOR. Mächtig! Bei ‘Apologize’ wird ein Gang heruntergeschaltet, bietet aber mit dem Orchester Bombast pur. ‘Heroes’ profitiert auch gewaltig von der Orchester-Unterstützung, was den eigentlich eher belanglosen Song plötzlich hörenswert macht. Das Ausblenden des Liedes ist aber bei einer Live-Platte maximal störend. Bei ‘Through The Fire’ habe ich mich immer gewundert, wie variabel der Sänger André Linman zu Werke geht, bis ich mir auf Youtube das Video dazu angesehen habe. Tja, hier singt Gitarrist Jimmy Westerlund und das sogar richtig gut. Zu dem Lied kann ich nur sagen, dass es zu den absoluten Highlights der Scheibe gehört.

Die Halbballade ist mit dem Orchester der komplette Bombast-Oberhammer und steigert sich zum Ende hin in einen wahren Rausch. ‘After You’re Gone’ geht auch gut ins Ohr und besticht mit einem schönen Chorus. Bei der Ballade ‘Rio’ kommt das Orchester weniger zur Geltung, als man erwarten würde und in Summe ist mir das deutlich zu unspektakulär. Bei einem Titel wie ‘This Is Where The Heartbreak Begins’ kann ja natürlich nur die nächste Ballade auf dem Programm stehen. Finde ich wieder komplett austauschbar. Das munter groovende ‘Shadowman’ ist da schon wieder von einem ganz anderen Kaliber, da hört man sogar mal das Publikum zwischendurch mitklatschen. Prima Bombast-Nummer, wieder mehr Metal als AOR, was aber null stört.

Dafür wird es bei ‘Whenever I’m Dreaming’ wieder wesentlich AOR-lastiger mit sehr eingängigem Refrain. Beim Bombast-Knaller ‘Hurt’ holt man sich Unterstützung von Geir Rönning, den eigentlich nur Hardcore-ESC-Fans (und Finnen) kennen dürften. Volltreffer. Zum Abschluss kommt dann mit ‘Buried Alive’ die perfekte PRETTY MAIDS-Huldigung. Sogar der Gesang hat eine ganz schöne Atkins-Schlagseite. Würdiger Abschluss!

Reine AOR-Fans dürfen um diese Veröffentlichung gerne einen großen Bogen machen. Ebenso Verehrer authentischer Livemitschnitte mit ordentlichen Publikumsreaktionen. Auf der anderen Seite macht das Experiment, die Lieder mit Orchester aufzupeppen durchaus Spaß und gibt den Kompositionen deutlich mehr Tiefe als den Original-Versionen. Ich verspüre zumindest wenig Interesse daran, mir nochmal die normalen Studio-Scheiben der Band anzuhören. Für Bombast-Fans ist das ohnehin ein Fest.

  1. Ob die Scheibe nun besser oder schlechter als die
    beiden Studioalben ist, vermag ich noch nicht zu
    beurteilen.
    Fakt ist: Sie ist anders.
    “Through the Fire”, bereits in der Studioversion
    grandios, gewinnt deutlich, ein Knaller wie “Shadowman”
    bevorzuge ich beispielsweise jedoch in der ursprünglich
    angedachten Fassung.