109. NIGHT RANGER – Big Life

Stärkstes Album in der Bandgeschichte – zum falschen Zeitpunkt am Start!

So, oder zumindest so ähnlich, könnte die treffende Schlagzeile zu Big Life lauten.  Dass NIGHT RANGER seit langem zu den führenden Bands des Genres gehören als 1987 Big Life an die Öffentlichkeit geht, muss ich nicht mehr besonders erwähnen. Dawn Patrol (1982) war ein sensationelles Debut. Der Nachfolger Midnight Madness (1983) bescherte der Band mit der Ballade ‚Sister Christian‘ einen weltweiten Hit und Seven Wishes (1985) vereinte alle Qualitätsmerkmale, die die Band bis dato aufgestellt hatte. Nur interessierte das alles die Allgemeinheit deutlich weniger als vorher! Die zu diesem Zeitpunkt bereits langsam aufkommende Grunge-Welle zog einen großen Teil der Aufmerksamkeit auf sich. Also, was tun um sich als Band Gehör zu verschaffen und weiterhin erfolgreich zu sein? „Gitarren rauf, Keyboards runter“ hieß die Devise im Hause Night Ranger. Und das alles, ohne das Händchen für die goldenen Melodien, die sofort ins Ohr gehen, zu verlieren.

‚Big Life‘, Titelsong und Opener, eröffnet mit dem vielleicht heftigsten Gitarrenriff der Bandgeschichte. Fantastischer Groove und edelste Gitarrenarbeit im gesamten Song machen süchtig! Warum das Gitarrenduo Gillis/Watson zu einem der besten der Welt zählte ist hier nachzuhören.  ‚Color Of  Your Smile‘ und ‚Love Is Standing Near‘ sind zwei herausragende Midtemposongs, die ebenfalls diesen ungeheuerlichen Groove entfalten. Sensationelle Gitarrenpower inclusive und selbstverständlich. Dann folgt mit ‚Rain Comes Crashing Down‘ der für mich beste NIGHT RANGER Song ever! Ruhiger Beginn mit getragenen Piano-Klängen, Bridge und ein Refrain zum niederknien. Im Laufe seiner 5:56 Minuten Laufzeit steigert sich dieses Monster an Song Stück für Stück, baut sich immer mehr auf und bietet alle Trademarks, die ich an NIGHT RANGERr so liebe. Die Singleauskopplung ‚The Secret Of My Success‘ (Filmmusik zum gleichnamigen Film mit Michael J. Fox und Helen Slater) kann das Niveau der Vorgänger nicht ganz halten, ‚Carry On‘ und ‚Better Let It Go‘ entschädigen dafür aber wieder auf ganzer Linie. Ein weiteres Highlight hat sich die Band zum Abschluss dieses sensationell guten Albums aufgehoben. Die Powerballade ‚Hearts Away’ hätte eigentlich den Erfolg von ‘Sister Christian‘ wiederholen – oder gar toppen müssen. Die Hörgewohnheiten waren aber leider nicht auf Seiten von NIGHT RANGER. Unterm Strich bleibt ein sträflich vernachlässigtes Album welches unbedingt wieder entdeckt gehört. Neun Songs ohne jeden Hänger mit keiner Minute Langeweile. Es gibt nicht viele Alben, die das zu bieten haben!

Die ganze Entwicklung ging am Bandgefüge natürlich nicht spurlos vorüber. Keyboard Wizzard Alan „Fitz“ Gerald verließ die Band und eine ernsthafte Krisensituation war nicht mehr zu verbergen. Dennoch haben es NIGHT RANGER, als eine von wenigen Bands, geschafft zu überleben, veröffentlichen bis dato meist starke Alben – aber an die ersten drei, plus das Meisterwerk Big Life, konnten sie nie wieder anknüpfen.

  1. Bin nicht ganz der Meinung. Als die Platte damals erschien, war ich der erste der sie hatte.(glaube ich). Ich bin ein riesen Nightranger Fan. Aber die Big Life war immer die Platte, die mich am wenigsten abgeholt hat. Ich weiß gar nicht warum. Denn Seite 1 ist über jeden Zweifel erhaben. Die Seite 1 ist wirklich vom allerfeinsten. Aber ab Seite 2 wird es schwächer. Da kann die Platte, meines Erachtens nach nicht mehr mit den anderen (Dawn Patrol, Midnight Madness, 7 Wishes oder Man in motion) mithalten. Aber das ist sicher eine Geschmacksache. Richtig gut ist das Album allemal. Vor alles gehört Nightranger nicht zu dem AOR Einheitsbrei der sich in späteren Jahren (90er und 2000er) so breit machte.