42. REVOLUTION SAINTS – s/t

Die Skepsis meinerseits war groß, als 2015 das gleichnamige Debüt der REVOLUTION SAINTS das Licht der Welt erblickte. Brauchte die Welt ein weiteres, einmaliges All-Star-Projekt aus dem Hause Frontiers, welches eine vermeintlich willkürlich zusammengewürfelte Truppe ehemaliger oder aktueller Szenegrößen vereinte? Umso überraschender dann die Tatsache, dass man es nicht mit einem belanglosen Scheibchen zu tun hatte, sondern mit einem Release, der es in Sachen Qualität tatsächlich mit den ganz großen Klassikern der 80er aufnehmen konnte.

Denn was die Herren Deen Castronovo (Schlagzeug/Gesang/u.a. Ex-HARDLINE, Ex-JOURNEY), Jack Blades (Bass/Gesang/NIGHT RANGER) und Gitarrist Doug Aldrich (u.a. Ex-DIO und Ex-WHITESNAKE) unter songwriterischer Mithilfe von Tausendsassa Alessandro Del Veccio hier auf CD gepresst hatten, klang tatsächlich so frisch und unverbraucht, dass man gar nicht anders konnte als sich von der positiven Energie mitreißen zu lassen. Die größte Überraschung: dass Castronovo ein exzellenter Schlagzeuger war und ist steht außer Frage. Dass er über eine durchaus akzeptable Stimme verfügt, war spätestens seit seiner Zeit bei JOURNEY ebenfalls bekannt, aber was er in Sachen Gesang auf Revolution Saints leistet, ist schon mehr als erstaunlich.

Ob hoch, ob tief, ob einschmeichelnd, ob rau – all das meistert er mit solch einer Inbrunst und Souveränität, dass die Frage erlaubt sein darf, warum zum Teufel bis dahin niemand auf die Idee gekommen ist, dem Mann ein Mikro in die Hand zu drücken. Kontrastiert wird das Ganze durch die souveräne Stimme von Jack Blades, der seine jahrzehntelange Erfahrung als Vocalist bei NIGHT RANGER hier hervorragend mit einbringen konnte und einen angenehmen Gegenpol zu Castronovo darstellte. Gekrönt wurde dies alles durch das souveräne Gitarrenspiel von Doug Aldrich, dem in der Vergangenheit ja nicht wenige – teilweise zu Recht – vorgeworfen hatten, die Songs seiner damaligen Arbeitgeber DIO und WHITESNAKE allzu gerne zu “zerschreddern”. Davon kann auf diesem Release absolut keine Rede sein. Die Gitarren werden jederzeit songdienlich eingesetzt, und sollten in ganz wenigen Fällen die Pferde doch mal mit Herrn Aldrich durchgehen, passt dies hervorragend zum jeweiligen Songaufbau. Das Songmaterial an sich bewegt sich auf unglaublich hohem Niveau.

Ob flotte, fast schon dem Hardrock zuzuordnende Mitdtemposongs der Marke ‘Back On My Trail’ und ‘How To Mend A Broken Heart’, reinrassige AOR-Tracks wie ‘You Are Not Alone’ und ‘Here Forever’, sowie unter die Haut gehende Balladen wie ‘Way To The Sun’ oder “Don`t Walk Away’ – in jeder Sparte zeigt sich eine ungemeine Detailverliebtheit in der Ausarbeitung der Arrangements. Dass dies die ganz hohe Songwriterschule ist, blieb auch Neil Schon und Arnel Pineda von Journey nicht verborgen, die jeweils für einen Gastbeitrag ihre
Dienste an Gitarre und Gesang zur Verfügung stellten.

Alles in allem hat die Scheibe keinen Ausfall zu bieten, hetzt von Höhepunkt zu Höhepunkt und darf als eines DER Genrehighlights der letzten Jahre angesehen werden. Dass die Jungs nach dem überraschenden Erfolg des Debüts Blut geleckt hatten und uns mit Light in the Dark (2017) und dem derzeit aktuellen Rise (2020) noch zwei weitere Hochkaräter schenkten, ist eine weitere positive Begleiterscheinung, die der unglaublichen Qualität des Debüts geschuldet ist.