46. ARC ANGEL – s/t

Wer sich in den späten 80ern in den bayerischen Rockdiscos herumtrieb, der kam an einem Song nicht vorbei: ‘Sidelines’ von ARC ANGEL wurde seinerzeit von den DJ’s zu später Stunde eigentlich immer gerne aufgelegt. Tatsächlich wussten damals die meisten Besucher nicht, um welchen Interpret oder um welche Band es sich dabei handelte – dieses Schicksal widerfuhr ja dem ein- oder anderen Rockdiscoklassiker.

Eingeläutet von dem instrumentalen Intro ‘Before The Storm’, eröffnet ‘Sidelines’ die B-Seite des selbstbetitelten Erstlings von ARC ANGEL. Im Grunde war die Band das Project von Jeff Cannata aus Connecticut, der in den 70ern zum ersten Mal als Schlagzeuger mit seiner damaligen Progressivrockband JASPER WRATH in Erscheinung getreten ist. Zusammen mit Keyboarder und Background Sänger Michael Soldan (ebenfalls Ex-JASPER WRATH) entstand mit Hilfe von zusätzlich ca. 20 Musikern (der Bekannteste dürfte der spätere House Of Lords-Frontmann James Christian sein) das Debüt auf CBS Records.

Stilistisch platzierte man sich irgendwo zwischen TOTO, PRISM und RUSH. Der Vergleich mit Letzteren ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich Cannatas Stimme der von Geddy Lee bei einigen Songs frappierend ähnelt. Zusätzlich garnierte man die oben genannten Zutaten immer mit einem poppigen Sahnehäubchen. Vielleicht war der leicht progressive Touch dann auch der Grund, warum das Album kommerziell nicht den ganz großen Durchbruch geschafft hat. Die von den Kritikern gefundene Nähe zu KANSAS half der Band auch nicht wirklich.

Wer nun glaubt, dass man es wegen des übermächtigen ‘Sidelines’ mit einem “One Hit Wonder” zu tun hat, sieht sich schon nach dem ersten Hördurchgang getäuscht. Bereits der Opener ‘Stars’ mit seiner Bolero-Zwischensequenz und der nachfolgende Gute Laune-Rocker ‘Tragedy’ beweisen das Gegenteil. Letzterer hätte aufgrund seiner starken Hookline ebenfalls das Zeug zum Hit gehabt. Keinen Deut schwächer gerät ‘Dead Or Alive’, welches später von APRIL WINE auf deren Album Walking Through Fire gecovert wurde. Scheinbar traumwandlerisch sicher schreitet man mit dem eingeschlagenen Konzept durch das komplette Album und zieht dann mit dem Abschlusstrack ‘King Of The Mountain’ nochmal die ganz große Pomprock-Karte, um dem hervorragend produzierten Werk die Krone aufzusetzen.

Erst 2002 sollte es Jeff Cannata mit Tamorock schaffen, den Nachfolger fertigzustellen. Dazwischen veröffentlichte er einige hervorragende Soloalben. Harlequins Of Light aus dem Jahr 2013 stellt bis dato das letzte Lebenszeichen von ARC ANGEL dar, die Qualität des Debüts erreichen die beiden gutklassigen Nachfolger jedoch nicht ganz.