VEGA – Anarchy And Unity

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
17.09.2021
Tracklist
1.Beautiful Lie
2.Sooner Or Later
3.End Of The Fade
4.Ain't Who I Am
5.Welcome To Wherever
6.Bring The Riot
7.Live For Me
8.Kneel To You
9.Glow
10.C'mon
11.Had Enough
12.2Die4
Line-Up
Nick Workman - Vocals
Tom Martin - Bass
James Martin - Keyboards
Marcus Thurston - Guitar
Billy Taylor - Guitar
Pete Newdeck – Drums
Unsere Wertung
77
77

Wir erinnern uns: VEGA – 2009 gegründet – veröffentlichen ein Jahr später Ihr Debüt für das Label Frontiers Records. Die anfängliche Skepsis, dass es sich um ein kurzlebiges, seelenloses Projekt handelt, können die Briten mit weiteren 5 Outputs aus dem Weg räumen. Durch starke Liveauftritte und sehr gute bis hervorragende Alben (Höhepunkt: der 2016er Release Who We Are) konnten sich VEGA bei den Melodicrock-Fans einen außergewöhnlich guten Ruf erspielen. Außerhalb dieser Gemeinde gelang es Ihnen bislang leider nicht, dem Insider-Status zu entfliehen, was 2017 auch zu ersten Brüchen im Bandgefüge führte. Die Folge war, dass Schlagzeuger und Bandmitbegründer Dan Chantrey die Band verließ.

Nichtsdestotrotz blieben VEGA ihrem Stil immer treu, wobei sich in ihren Melodicrock bei den letzten Alben immer wieder neue, moderne Einflüsse eingeschlichen haben. Dadurch hat die Band um Mega-Sänger Nick Workman zum einen etwas an Frische und Unbekümmertheit eingebüßt, andererseits klingen die Vorgänger Only Human (2018) und Grit Your Teeth (2020) auch etwas erwachsener.

Mit den beiden Neuzugängen Billy Taylor (Gitarre, ex-INGLORIOUS) und Pete Newdeck (Schlagzeug – NITRATE, MIDNIGHT CITY) startet Anarchy And Unity mit ‚Beautiful Lie‘ und ‚Sooner Or Later‘ für VEGA-Verhältnisse außergewöhnlich forsch und rockig. Die Songs haben ordentlich Druck, setzen sich aber nicht sofort im Ohr fest. Man muss sich die Songs mehr erarbeiten, als man es von VEGA gemeinhin gewohnt ist. Die nachfolgenden ‚End Of The Fade‘ und ‚Ain’t Who I Am‘ klingen deutlich moderner, ohne jedoch die typischen Trademarks der Band zu leugnen. Traditionalisten mögen hier die ein- oder andere griffige Melodie vermissen, allerdings haben wir es mit der konsequenten Fortsetzung des auf den Vorgängern eingeschlagenen Weges zu tun.

Highlights des Albums sind ausgerechnet die Songs, bei denen sich die Band noch weiter aus ihrer Komfortzone bewegt: Das fast schon metallische ‚Bring The Riot‘ ist ein Banger mit einem unglaublich effektiven Refrain. ‚C’mon‘ beginnt jazzig (es erinnert dabei ein bisschen an den Pink Panther-Titelsong) und entwickelt sich im Refrain zu einem grandiosen Melodicrocker. Auch die großen AOR-Momente haben VEGA mit ‚Glow‘ und ‚Had Enough‘ sehr weit hinten auf dem Album versteckt.

Haben wir es also mit einer Enttäuschung zu tun? Mitnichten, dafür sind viele Songs einfach zu stark und Workman’s Stimme sowie die spieltechnische Stärke seiner Mitstreiter suchen in diesem Genre ihresgleichen. Der Longplayer ist variabel und abwechslungsreich, mir fehlt jedoch dadurch etwas der rote Faden, welcher die Vorgänger zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Ich hoffe, dass die Band bald die Gelegenheit bekommt, die neuen Songs auch live zu präsentieren – denn auf der Bühne waren die Melodicrocker bislang immer eine Bank.