GIANT – Shifting Time

Label
Frontiers
Erscheinungsdatum
21.01.2022
Tracklist
1. Shifting Time
2. Let Our Love Win
3. Never Die Young
4. Don’t Say A Word
5. My Breath Away
6. Highway Of Love
7. It’s Not Over
8. The Price Of Love
9. Standing Tall
10. Anna Lee
11. Don’t Wanna Lose You
12. I Walk Alone
Line-Up
Kent Hilli - Vocals
John Roth - Guitars
Mike Brignardello - Bass
David Huff - Drums
Unsere Wertung
80
80

Über den Kultstatus von GIANT muss man keine großen Worte verlieren. Scheinbar aus dem Nichts erschuf die Band um die Brüder Dann (Vocals, Gitarre) und David Huff (Drums) mit Ihrem Debüt Last Of The Runaways im Jahre 1989 einen AOR/Hardrock-Klassiker. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich als 17-Jähriger zum ersten Mal Notiz von der Band genommen hatte – und zwar in Form der ersten Singleauskopplung ‚I’m A Believer‘, welche mich auf MTV sofort gefangen nahm und auch ganz lange Zeit nicht mehr losließ – wie übrigens das komplette Album. 1992 erschien der (beinahe gleichwertige) Nachfolger Time To Burn, welcher in gleicher Besetzung – zusätzlich zu den Huff-Brüdern gehörten Alan Parsqua (Keys), sowie Mike Brignadello (Bass) zu GIANT – eingespielt wurde.

Die erfolgreichen Zeiten des Hardrocks standen zu dieser Zeit aber schon gehörig auf der Kippe und die Band machte daraufhin eine längere Pause, bis sich 2001 Frontiers Records der Band annahm um (ohne Alan Parsqua) das dritte Album zu veröffentlichen. 2010 folgte das bislang letzte Album Promised Land – allerdings mit Terry Brock (STRANGEWAYS) am Mikro, da Dann Huff mit seiner Tätigkeit als Produzent und Songschreiber nicht mehr als Sänger zur Verfügung stand.

Umso überraschender kam die Ankündigung, dass das vierte GIANT-Album in den Startlöchern steht – nun mit Sänger Kent Hilli, der nicht nur zwei hervorragende Alben mit PERFECT PLAN 2018 und 2020 veröffentlicht hat, sondern mit seinem Alleingang The Rumble uns eines DER AOR-Highlights im abgelaufenen Jahr um die Ohren gehauen hat. Die Erwartungshaltung ist dementsprechend hoch.

Das Intro ‚Shifting Time‘ erinnert dann gleich mal an die Anfangssequenz von GIANTs größten Hit ‚I’m A Believer‘, bevor der eigentliche Opener und Vorabsingle ‚Let Your Love Win‘ druckvoll und für GIANT-Verhältnisse relativ hart aus den Lautsprechern tönt. Das nachfolgende ‚Never Die Young‘ ist dann aber eine astreine Melodic Rock-Hymne, wobei man sagen muss, dass der Song mehr nach PERFECT PLAN als nach GIANT klingt und es wäre auch auf Hilli‘s Soloalbum kein Fremdkörper gewesen. Gleiches gilt für ‚Don’t Say A Word‘ – Hillis Stimme ist einfach so prägend, dass eine Ähnlichkeit mit seinen bisherigen Alben immer präsent ist.

Etwas melodischer geht es mit der Powerballade ‚My Breath Away‘ weiter – hier gibt es dann doch dezente Akzente an die eigentliche Vergangenheit der Band. Noch mehr Nostalgie gibt’s beim nachfolgenden ‚Highway Of Love“, welches sich mit einem leichten Blues-Touch stilistisch auch auf den ersten beiden Scheiben gut gemacht hätte. Nach der Ballade ‚It’s Not Over‘ gibt es mit dem grandiosen ‚The Price Of Love‘ wieder GIANT pur. Die abschließenden ‚Don’t Wanna Lose You‘ und ‚I Walk Alone‘ können dieses Niveau beinahe halten.

Wurde nun die Erwartungshaltung erfüllt? Den ganz großen Klassiker haben GIANT mit dem neuen Werk leider nicht abgeliefert, dafür klingen einige Song doch zu sehr nach Frontiers-Standard oder Hilli‘s Stammband, wobei letzteres nur logisch ist, da sich ja auch PERFECT PLAN stilistisch unter anderem an den alten GIANT orientiert. Somit haben wir es mit einem starken Melodic Rock-Album zu tun – mit etwas mehr Eigenständigkeit wären aber mehr als 80 Punkte drin gewesen.